Von der Realität …

ZWEIFEL
***

Sich aneinanderreihend Tag für Tag,
harrend dunkler Stunden immerdar,
die Worte, die im Innern ich mich frag’,
stets mich fürchte: vielleicht sind sie wahr …

Stündlich wiegen die Gewichte schwerer,
die Flut, sie will der Ebbe nicht mehr weichen,
Unsicherheit, sie ist mein größter Lehrer,
doch selbst will mir das Lernen nicht mehr reichen.

Ein kleiner Schritt oft bis zum Ziel nur fehlt,
und doch wollen die Füße mich nicht tragen,
die Last im Innern ein Kokon, gar ungeschält,
die Worte warten, Tag für Tag, und nagen.

Doch kommt die Wende, unausweichlich dann,
wenn die Flut, mir bald den Atem nehmend
erbarmungslos Entscheidung fordert irgendwann,
es kein Zurück gibt, jede Flucht nur lähmend.


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@Law
 
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ALS DIE SONNE FERNE REISTE
***

Winde weh’n, erinnern mich, gar blütenrein;
den Duft der Nacht vom Horizont verlesen.
Stunden steh’n und träge rinnt im Feuerschein
der Sonne blutig Tränen, zart im Wesen.

Die Welt verstummt, tagein, und es vergeht
der Tagesschein, vergangen Atemhauch.
Sich ballend nun, tagaus, und dunkel lädt;
elektrisch, wild und schimmernd dunkler Rauch.

Donner brüllt, durchzuckt von Feuern heiß,
sich hungrig in den Norden weiter tastend.
Ein Wesen, laut wie Horden, schwere lastend,
doch bald sich schon vereint im Nordlicht leis’.

Der Strömung aller Welt die Stirn zu bieten,
der Winde ewig Hunger zu entgehen,
das klingt nach schwarz Magie und uralt Riten,
doch manchmal lässt sich auch ein Wunder sehen.


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©Law



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STILLE
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Es ist still geworden.
In mir. Um mich. Um mich herum.
Etwas schweigt. Etwas anderes hört zu.
Hört, was im Schweigen spricht.
Spricht nicht, schweigt nur und hört.

***
Wie die tosenden Wellen, die im Unwetter gegen die Klippen brandeten, im Morgenlicht abflauten.
Eins wurden mit der Strömung.

Sie waren schon vorher eins.
Doch es war nicht offenbar - oder vielleicht war es auch zu offensichtlich.

***
Wir denken gerne um Ecken herum. Das macht uns kantig.
Solche Kanten müssen hart und stabil sein, sonst zersplittern sie, zerbröseln, stumpfen ab.
Doch was, wenn wir runder dächten, sanfter, bescheiden? Wenn wir uns nicht an unseren scharfen Kanten schnitten?
Eine Kugel ist eine ewige Form. Sie besitzt kein Ende und keinen Anfang - und dennoch ist sie begrenzt in ihrem Volumen.
Wäre die Rundung perfekt und wäre die Oberfläche poliert, was würde sie spiegeln?

***

Alles.
Die Unendlichkeit, eingefangen in einer unendlichen, aber begrenzten Form.
Alles, was sich außerhalb der Kugel wölbte, wölbt sich in ihr. Doch gegensätzlich.
Und doch - wohin sich eine Kugel wölbt, ist egal.
Denn sie wölbt sich immer zur Kugel.
Innen und Außen sind beliebige Definitionen.
Alle Unendlichkeit ist begrenzt.
Das ist ihr Wesen.
Je stiller die Welt, desto lauter die Welt in der Welt.

Es ist beängstigend.
Aber auch faszinierend.

***
Die Ferne liegt näher, als wir denken.
Denn alles, was sich um uns, über uns, unter uns wölbt, wölbt sich in uns. Doch gegensätzlich.
Und doch - wohin sich der Logos wölbt, ist egal.
Wir spiegeln das, was außerhalb von uns liegt und jenes spiegelt uns.
Logos wölbt sich immer. Das Kantige und Gerade ist nicht seine Natur.
Leben heißt abbiegen. In den Kurven lässt sich Schwung aufbauen.

Ja, in der Ruhe liegt die Kraft.

***

Die Wolken erzittern und im letzten Rot schwindet das Licht.
Macht Platz dem Feuer, das noch nicht gesehen werden will.
Bis es sichtbar wird - und ein neuer Morgen anbricht.

In Stille anbricht - denn etwas schweigt. Und etwas anderes hört zu.
So wie die Sterne die Essenz des Himmels sind und doch nur das Dunkel sein Urgrund.

In diesem Sinne, das All zeichnend, ausgedrückt in meinen Bildern:

Unklar bleibt's, wie tief das Dunkel,
dunkel auch der Traum darum,
Schwarz umwebt ein Sterngefunkel,
voller Tränen glänzt es stumm.

Ein Zauber, der im Schaudern lebt
und mit dem Atemzug entflieht,
verlebt, was künstlerisch verwebt,
vergänglich Töne, altes Lied.


***

Spontan, aber nicht unüberlegt, ein Schlussstrich hier in diesem Thread. Nicht endgültig vielleicht, aber doch erstmal.

Manche Stille braucht Zeit, um reifen zu können.

Es war mir eine besondere Freude, hier mein Innerstes mit euch teilen zu dürfen.

:blume:
 
Ich mag dein Dunkles, Gehauchtes, und die herrliche Freude an Worten...
Alles Gute weiterhin, Wellenspiel!

19d.gif
 
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Es ist ja kein Abschied für immer. Ich werde nur ein wenig Ruhe einkehren lassen.
Ich danke euch einfach mal für eure freundlichen Worte mit einem letzten Gedicht - einem Rätsel.
Worüber schreibe ich eigentlich - über die Liebe oder den Tod?
Liebe Grüße, Wellenspiel



WER BIN ICH?
***

Bekannt bin ich als jenes heißeste Feuer,
die Seele, sie brennt in mir ungeheuer.
Beglücken, Erstaunen, und sieh mich nur an;

so zeige ich dir alle Schönheit alsdann.

Bekannt bin ich auch als der Abgrund im Herzen,
so dunkel ob all seiner tragenden Schmerzen.
Doch fürchte nicht, dass das Trauern dich holt;

denn schwindet erst Freude, das Leben verkohlt.

Ein Rätsel, im stürmisch Empfinden getauft,
die Frage erhebend im Morgenrot:
Wer bin ich, zu teuer, nie willens verkauft;

gefährliche Liebe oder grausamer Tod?

Wie man mich auch sucht, bin ich doch nie da,
auch wer mich verflucht, ist mir noch nah.
Die ewige Leere beende ich immer;

auch wenn mancher denkt, ich wäre gar schlimmer.

Ob in Wassern, auf Eis oder steinernem Grund,
dunklen Fluten, von meiner Essenz durchtränkt,
gefangen; mein Bote, die Trauer, tut kund;

von der Hitze, die unachtsam Denken versengt.

Manch Flamme mag sich in Kälte verkehren,
von heute auf morgen, von gestern auf heute.
Doch Eis vermag mich nicht abzuwehren;

nichts kann meine Glut zur Gänze verzehren.

Bin ich ohne Ende, mein Anfang ist wild,
bin ich ohne Anfang, kein Ende gewillt.
Doch wenn aller Welt Streit und Donner nur grollt;

bin ich die Erlösung, jenem Ende gezollt.

Ich lauere, warte, hoffend der Stunde,
dein Schicksal tief in den Wurzeln erbebend.
Unzählige Fragen in brennender Wunde;

voll Labsal; all diese Schmerzen verlebend.

Einsamkeit bringe ich stets nur den andern,
du aber wirst um die Sterne dort wandern,
weit droben am funkelnden Firmament;

niemals allein, wenn die Leidenschaft brennt.

Zeit zieht vorüber wie Wolken am Strand,
vor der Hitze, brennend, du fliehen musst.
Viel zu hastig enteilt deinen Fingern der Sand;

jeder einzelne Augenblick ein Verlust.

Doch wenn du es zulässt, dich öffnest mir ganz,
im Diesseits die Fremde hinter dir lässt,
sodass ich dein Wesen erfülle mit Glanz;

das Jenseits frohlockend ob jenes Gewands.

Wo ich bin, selbst der Weise zum Narren sich wandelt,
wo Verlust, da Gewinn, doch nur unsichtbar
und egal, was man tut und wie man mich handelt;

bleib’ ich stets größte Freude und ärgste Gefahr.

Oft bin ich es selbst, das Ende des Leids,
ein Raum ohne Wände, schon ewig bereits.
Begleiter vom ersten Atemzug an;

bis zum letzten - in jenem erfüll’ ich mich dann.

Wie ein Räuber so dreist und ein König zugleich,
nicht selten schon stellte man mich vor Gericht;
so mancher längst kannte mein Schattenreich;

doch nur wenige sahen mein wahres Gesicht.

Und so stell’ ich die Frage im Abendrot:

Bin ich die Liebe?
Oder bin ich der Tod?


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©Law
 
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