Hi Grenzgänger,
merci, der Clip ist nix für schwache Nerven. Aber für wen hältst Du mich denn he?
Kamekaze bin ich doch noch keiner.
Ich habe leider keinen so schönen Link wie Du. Letztes Jahr fand ich einen Film von einem Verrückten, der am liebsten Gewitterfronten mit seinem Gleitschirm abfliegt. Da muß man auch 'anders' drauf sein.
So weit ich gesehen habe, war der Flieger ja wohl eher ziemlich ungeübt und er hat die Randturbulenz als es ihn aus seinem schönen Thermikschlauch raus gehaut hat nicht so gut vertragen. Und der Schirm war doch schön stabil. Es war glaube nicht so sein Tag und Gott sei Dank ist ihm nix passiert.
'I am on the ground now' - Oh je, das tat schon weh.
Dafür habe ich eine kleine Geschichte zum erzählen:
Na ja, einmal hätte es mich auch mal fast an einen Baum geklatscht. Es war am Wallberg in Bayern (wo fliegst Du so rum?) Da gibt es einen Almstartplatz neben dem oberen Gipfelaufschwung. Ich war noch nicht so erfahren, und bin brav gestartet, hab ich gedacht - recht perfekt. Schirm stand super über mir .. ganz stabil .. ausdrehen .. zwei drei herzhafte Schrittchen .. und schwupps schon war ich in der Luft. Jippie! Dabei ist mir aber leider entgangen, daß der Wind leicht von der Gipfelseite angekommen ist. Also war ich natürlich im Lee. (Es war Gott sei Dank nicht sehr stark, aber für das Folgende hat es gereicht) Zum Starten hat die Ablösung also recht gut funktioniert, aber dann war die Ablösung vorbei, und nun habe ich zum ersten mal gelernt, was es heißt im Lee zu fliegen.
Du kannst Dir ja vorstellen, was passiert, wenn die Anströmung von vorne ausbleibt. Dumm ist nur bei dem Startplatz, daß man eigentlich unbedingt etwas Anströmung von vorne braucht, weil die Bäume ziemlich hoch stehen, und man außerdem in einer Art Schneise rauß muß. Also ich merke daß nix mehr geht, Vario bleibt staad und die ersten Tannenzapfen kann ich schon fast riechen.
Von hinter mir höre ich die Kameraden schon plärren > links, links, links < aber da habe ich mir gedacht, links was soll denn das, da komme ich den Bäumen ja noch näher und dann hänge ich auf alle Fälle, da muß ich mir jetzt selber den besten Flugweg raussuchen. (Der Startplatz ist berüchtigt, es hat dort leider schon viele Unfälle gegeben, auch sehr traurige). Also habe ich mir gedacht - Werner, da muß Du jetzt durch - also ruhig bleiben, wenn ich den besten Gleitwinkel einstelle, und mit etwas Glück, dann komme ich weit genug vor, wo es wieder steiler wird, und da draußen kommt auf jeden Fall was was mich hebt, daß weiß ich ganz genau, denn auf den bayerischen Wind in der Gegend, auf den ist Verlaß. Ich muß jetzt nur ganz ganz ruhig zwischen den Baumgipfeln durch, daß geht sich schon aus. (schwitz, die Knie waren auch nicht mehr ganz das was sie früher mal waren)
Also es war wirklich ziemlich knapp, aber es hat Gott sei Dank ganz gut funktioniert. Da war mal wieder eine ganz Heerschar von Engeln für mich unterwegs, die mir im rechten Zeitpunkt von vorne in den Schirm geblasen haben, denn nach so 100 Meter kam das Lüftchen, daß ich so notwendig gebraucht habe und mein Tag war natürlich gerettet.
Bei sowas lernt man viel, ganz viel über die Einschätzung der Bedingungen, vom Material, und auch von sich selbst. Ich muß das eigentlich nicht unbedingt wieder haben, aber ganz 100% kann man das ja vorher nicht immer genau sagen was auf einen zukommt.
Die Luft hat ihr eigenes Leben, und es macht Sau viel Spaß sich in diesem Medium zu bewegen, zu fliegen. Steilspiralen-Kamekazes, ja sowas kenne ich auch, (Das ist eine andere Geschichte) würde mich aber eher nicht dazu zählen.
Ach, so lange fliege ich noch nicht, aber Geschichten kann man sich vom Fliegen immer erzählen und daß ist auch soooo schön. So lange dauert es aber bestimmt nicht mehr, und dann kommen dieses Jahr bestimmt wieder viele neue Geschichten dazu.
Viele glückliche Fliegergrüße,
Werner