Hallo,
nachdem es auch in der Türkei deutsche Schulen gibt finde ich die Forderung Erdogans als gleichwertiges Mitglied in der Staatengemeinschaft behandelt zu werden verständlich - sowohl Russland als auch Schweden, als auch andere europäische Länder betreiben in Deutschland eigene Schulen. Zudem hat die Türkei eine sehr dynamische Wirtschaftsentwicklung wo viele junge gut ausgebildete Leute benötigt werden und dies wäre für viele türkischstämmige Deutsche, welche hier ja oftmals schlecht Lehrstellen finden eine weitere berufliche Möglichkeit. Meines Erachtens will Erdogan nicht in Deutschland eine weitere "Zweigstelle" der Türkei aufmachen sondern eher für diese wertvolle Arbeitskräfte gewinnen welche dann mit korrekten türkischen Sprachkenntnissen in die Türkei zurückkehren können. Meist können die jungen Türken welche hier aufgewachsen sind ja nichteinmal richtig türkisch sprechen.
Was bietet Deutschland den jungen Türken???? Haben wir genug Ausbildungsplätze - Fördern wir diese jungen Menschen???Die Türkei boomt derzeit. Die Gehälter gleichen sich langsam an. Gut ausgebildete Arbeitskräfte bleiben meist in der Türkei nicht ohne Arbeit. Deutschland sollte sich lieber darum sorgen, daß diese jungen Menschen auswandern bzw. in die Türkei zurückgehen, da wir nicht genug junge Leute haben um unsere Sozialsysteme zu sichern. Deswegen wirds wahrscheinlich auch keine türkischen Schulen in Deutschland geben.....
Unser Schulsystem benachteiligt nach wie vor türkische Kinder und Jugendliche aus Immigrantenfamilien sh. Pisa. Diese müssen eine Fremdsprache mehr erlernen wie deutsche Kinder, da türkisch als zweite Fremdspache in Schulen an Deutschland nicht existiert.
An den Berichten in den Medien und der Diskussion hier im Forum stört mich, daß immer nur die schlechten Seiten der Türkei diskutiert werden - sh. Kopftucherlaubnis - Angst vor Muslimen - die Türkei als Staat dargestellt wird welcher irgendwie "minderwertiger" ist wie unserer. Ich kenne viele Frauen die ein Kopftuch tragen und in keinster Weise von Männern unterdrückt sind. Diese Frauen haben in ihrer Familie die Macht über das Geld zu entscheiden - sie können zu Hause bleiben werden von ihren Männern mit Geld versorgt und können den ganzen Tag nach der Hausarbeit mit ihren Freundinnnen herumhängen, Kaffetrinken, die Familie besuchen - im Gegensatz dazu dürfen wir als Europäerinnen ohne Kopftuch arbeiten + Hausarbeit machen + zusätzlich Kinder versorgen und haben meist keine Familie, Omas, Tanten die uns irgendwie dabei unterstützt, da ja alle Frauen in die Arbeit gehen um selbständig zu sein! Die Kinder kommen dann in die bekannten Verwahreinrichtungen, wo sie schon im Kleinkindalter kaum Freiräume haben und der Tag explizit geplant wird.
Zum Thema Frauen dürfen nicht ausgehen: zu Hause im Haus sagt die Frau was gemacht wird und meist sind die dabei ziemlich dominant + durchsetzungskräftig - viel mehr wie die meisten der deutschen Frauen welche ich kenne...zudem sind meist mehrere Frauen aus einer Familie in einem Haus welche sich gegenseitig unterstützen und da haben die Männer nicht viel zu melden. Viele Männer sind oftmals lieber in ihrem frauenfreien Refugium den Männercafes, da zuhause meist viele Kinder, Nachbarn, Verwandte vorbeikommen und es alles andere als ruhig ist.....
Zum Thema Kopftuch: Dieses wird von vielen Frauen als eine Art traditionelle Mode getragen nicht weil ihnen die Männer dieses zumuten - es gibt richtige Kopftuchmoden.
Zudem ist es in der Türkei genauso wie in vielen asiatischen Kändern ungemein heiß und staubig und oftmals auch windig - die Haare verdrecken sehr schnell - stören beim Arbeiten und ein Kopftuch ist irgendwie deswegen auch praktisch weil man sich nicht dauernd die staubigen Haare waschen muß - bzw. gehen die Haare durch den Staub auch kaputt und bekommen Spliss durch die intensive Sonneneinstrahlung ect. - auch nicht muslimische Frauen tragen oftmals Kopftuch weil es praktischer ist (sh. Indien Hindus)
Bei uns haben früher die Frauen auf dem Land auch aus diesem Grund Kopftücher getragen. Auch waren bei uns auf dem Land früher die Frauen welche in die Kirche gegangen sind aus religiösen Gründen auch oftmals mit einem Kopftuch bedeckt.
Über die deutsche Schulen in der Türkei:
Zitat aus der Webseite: http://www.ds-istanbul.de/rueckblick.htm
"1944 musste die Schule erneut schließen. Doch kaum vier Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, wurde die Deutsche Schule Istanbul 1953 als Oberrealschule feierlich wiedereröffnet. Welche Bedeutung der Schule von Seiten des Bundes beigemessen wurde, zeigten nicht nur die Besuche des Bundeskanzlers Konrad Adenauer 1954 und des Bundespräsidenten Theodor Heuss 1957, sondern auch die finanziellen Zuwendungen, die es ermöglichten, den Unterricht vorbildlich auszustatten. Der Erfolg und die Resonanz in der Bevölkerung Istanbuls blieben nicht aus. Schon 1958 besuchten fast 1000 Schüler die DSI, die sich erneut einen geachteten Platz im Bildungssystem der Türkei erwarb. 42 Lehrkräfte aus Deutschland und ihre 23 türkischen Kollegen und Kolleginnen gaben der Schule ein pädagogisches Profil, das ihrer langen beachtenswerten Tradition gerecht wurde.
Einen großen Anteil daran hatte Direktor Anstock,
einer der vielen Deutschen, die in der Türkei Asyl fanden. Er war seinem akademischen Lehrer, dem Romanisten Leo Spitzer, in die Emigration gefolgt und wirkte in Istanbul zunächst als Lehrer und ab 1961 auch als Leiter der Deutschen Schule. In dieser Zeit war die Schülerschaft nochmals angestiegen. Dies war einerseits ein stolzer Beweis für das Ansehen der Schule, hatte andererseits aber auch negative Folgen für das Leistungsniveau und die Disziplin der Schüler. Beschränkungen bei der Aufnahme und strengere Versetzungskriterien schufen Abhilfe und senkten die Zahl der Schüler und Schülerinnen auf 835 im Jahr 1967. Glücklicherweise wurde damals die Zahl der aus der Bundesrepublik vermittelten Lehrer nicht in gleichem Maße gekürzt. Die wirtschaftliche Situation machte es möglich, die damalige kulturpolitische Weitsicht wies die Perspektive.
Im Rahmen der Entwicklungen im türkischen Schulwesen war es der Schule ab 1966 möglich, schuleigene Lehrpläne für türkische und nicht-türkische Schüler zu konzipieren. Diese waren allerdings so abzustimmen, dass sie sowohl das türkische Curriculum wie auch das deutsche beinhalteten und somit auch von der deutschen Kultusministerkonferenz hinsichtlich der Durchführung des deutschen Abiturs genehmigt werden konnten.
Eine Zäsur auch für die Deutsche Schule brachte die türkische Schulreform des Jahres 1997. Die türkischen Grundschulen mussten nun Schüler bis einschließlich Klasse 8 unterrichten. Damit fiel die "Orta" auch für die Deutsche Schule weg, die der Sekundarstufe I im deutschen Schulsystem entspricht. Für die türkischen Schüler gab es nach dem Bestehen der zentralen, staatlich kontrollierten türkischen Aufnahmeprüfung nur noch die vierjährige Lise-Stufe mit einem Vorbereitungsjahr (Hazırlık). In diesen fünf Jahren sollten von nun an Alman-Schüler und Schülerinnen ebenso auf die Allgemeine Deutsche Hochschulreifeprüfung vorbereitet werden wie alle ihre Vorgänger in acht Jahren. Diese schulische Vorgabe war für die betroffenen Schüler und Lehrkräfte eine große Herausforderung und für viele auch ein sehr hohes Hindernis.
Für die nicht-türkischen Schüler der Sekundarstufe I hatte die Schulreform zur Folge, dass keine Klassen mehr existierten, in denen sie mit Duldung der türkischen Schulbehörden eine Schullaufbahn als "Gastschüler" einschlagen konnten. So musste aus den Klassen 5 bis 8 eine einzügige Schule mit gymnasialem Profil gebildet werden, die nicht der türkischen Schulaufsicht unterliegt und den nicht-türkischen Schülern ermöglicht, nach dem Übergang in die vierjährige Oberstufe (Klassen 9 bis 12) eine achtjährige Schule bis zum Abitur zu durchlaufen. Diese Schule nennt sich bis heute "Privatschule der deutschen Botschaft Ankara Zweigstelle Istanbul Sekundarstufe I".