Aber sie sprechen darüber nicht., bzw. mein Vater nicht.
Liebe Arielle!
Auch auf die Gefahr hinauf, jetzt einen massiven Übergriff zu machen - ich habe viele Deiner Beiträge gelesen, kann Deine Gedanken nachvollziehen, denn ich war in derselben Situation wie Du. Und nun wage ich etwas, ich hoffe, Du bist mir nicht böse:
"Ich bins - Dein Vater. Ich weiß, dass vieles oder fast alles, was ich mache, Dir nicht gefällt. Ich kann Dich auch verstehen, dass Du mein Verhalten nicht akzeptieren kannst und willst.
Weisst Du, in meiner Kindheit wollte ich auch geliebt werden. Ich habe viele Schläge bekommen. Ich war so oft verzweifelt und hab heimlich geweint. Und irgendwann gedacht, DAS muss Liebe sein....Denn meine Eltern müssen mich doch lieben.
Und ich habe es bei Euch ganz genauso gemacht - Schläge, wenn ich mich ohnmächtig fühlte, laute Worte, wenn ich mich ungeliebt fühlte.
Ich weiß, dass ich vieles falsch mache - manchmal hasse ich mich selbst dafür. Doch ich kann nicht anders, ich habe nie gelernt, mich anders auszudrücken, mich anders zu verständigen. Im Grunde genommen möchte ich doch nur, dass Ihr mich ein klein wenig liebhabt.... Und ich spüre Ablehnung statt Liebe. Das tut so weh, es macht mich so wütend und ich brülle herum. Ich möchte von Euch verstanden werden, doch meine Sprache versteht niemand.
Ich hätte so gerne vieles anders gemacht in meinem Leben - aber zugeben würde ich das nicht. Ich darf nichts zugeben, sonst wäre ich kein guter Vater. Ja, Du hörst schon richtig. Meine Auffassung von guter Vater ist, für Euch stark zu sein. Euch das Bild von einem starken Mann zu liefern, der sich keine Schwäche erlauben darf, der Euch Halt gibt, auf den man sich verlassen kann.
Und wenn ich bemerke, dass ich schwach bin, dann brülle ich, um zumindest stark zu wirken. Doch Du durchschaust mich, zeigst mir, dass ich Dir nichts vorspielen kann. Dann fühle ich mich hilflos wie ein kleines Kind - ich werde kindisch, weil ich es nicht zeigen möchte - Du darfst es doch nicht wissen, ich muss doch stark sein....
Meine Brüllerei ist Verzweiflung, ein Schrei nach Liebe und nach Anerkennung - kannst Du mich nicht ein wenig verstehen, es wenigstens versuchen?"