Im Haus Königsborn" in Unna haben es einige Patienten geschafft, aus dem Wachkoma herauszukommen.
Jeder Mensch, egal in welcher Situation er sich befindet, ist entwicklungsfähig", sagt die Pflegedienstleiterin Marianne Pertzborn. Diese Überzeugung steht im Haus Königsborn" in Unna am Anfang jeder Begegnung von Betreuern und Bewohnern. Ein Mensch im Wachkoma kann atmen, ist aber in seiner Beweglichkeit weitgehend eingeschränkt.
Wenn Menschen nach längerer Zeit nicht aus dem Wachkoma erwachen, lautet nicht selten die scheinbar endgültige Diagnose austherapiert". Menschen im Wachkoma sind aber keine Sterbenden.
In Unna ist man davon überzeugt, dass unsere Bewohner etwas wahrnehmen". Deshalb versucht das Pflegeteam vor allem, alle Sinne der 36 Bewohner anzusprechen. Bei uns verbringt niemand den Tag im Bett!"
Quelle: Welt am Sonntag, 17.2.2002
Anne Schilling aus Freigericht bei Aschaffenburg lag nach einer Gehirnblutung 20 Tage im Koma. Wenn mein Freund und meine Söhne an meinem Bett saßen, dann habe ich jedes Mal ihre Nähe gespürt erinnert sich Anna Schilling.
Mein Lebensgefährte bat mich immer wieder, aufzuwachen.
Ich bin mir heute noch sicher, dass seine lieben Worte mich aus dem Koma geholt haben. Ich habe überlebt, aber noch heute leide ich an den Folgen der Hirnblutung. Ich bin linksseitig gelähmt, habe oft Kopfschmerzen und epileptische Anfälle.
Ich bin mir heute sicher, dass ein Koma-Patient viel mehr mitbekommt, als man allgemein hin denkt! Ich kann mich zwar nicht an die Inhalte des gesagten erinnern, aber ich weiß, dass er und die Kinder bei mir waren und mir vom Alltag zu Hause erzählt haben. Das war jedes Mal ein schönes Gefühl.
Wachkoma ein Hilfeschrei von Peter Strasser
Es kann jeden treffen, jederzeit! Autounfall, Herzin*farkt, Hirnhautentzündung - der Notarzt holt das Opfer zwar ins Leben zurück, aber es kann nicht reden, sich nicht bewegen, ja nicht einmal mit den Augen zwinkern: "Wach*koma" heißt die niederschmetternde Diagnose. Nur Lang*zeittherapie hilft, aber es gibt viel zu wenig Betten.
Thomas Bolzer ist Diplom-Krankenpfleger im Otto Wagner Spital, Pavillon 11, Wiens derzeit einziger Therapie- und Rehabilitationsstation für Wachkomapatienten.
Er weiß, durch welche Hölle seine Schützlinge gehen: Sie sind bewegungs- und ausdruckslos, bekommen jedoch meist mit, was in ihrem Umfeld vorgeht. Ihre Qual können sie aber nicht hinausschreien.
Doch das will Bolzer für die hilflosesten aller Patienten tun.
Nur 12 Betten zählt die derzeitige Wachkomastation in Wien. Die Behandlung dauert lang und ist teuer und die Krankenkasse zahlt 3 bis sechs Monate. Und dann heißt es, ab ins Pflegeheim auch für Zwanzigjährige!
Andere, wie jener Pilot, der auf der Fahrt zum Flughafen verunglückte, konnten sich eine jahrelange Rehabilitation leisten es geht wieder.
Bolzer und sein Verein Hope träumen von einem Wachkoma Haus im Bezirk Bruck an der Leitha für alle Betroffenen. Es soll auch eine eigene Wohngruppen für Kranke geben, die schon auf dem Weg der Besserung sind, schildert Thomas Bolzer.
Auch sollen Betreuer für die Hauspflege geschult werden, und es sind Gästezimmer geplant, damit Angehörige länger bei ihrem wachkomabetroffenen Familienmitglied bleiben können, denn für die Betroffenen ist nichts wichtiger als unendlich viel Liebe und Zuwendung, weiß der Selbstbetroffene, Herr Bolzer.