Als 9-jährige hatte ich meine erste Konfrontation mit dem Tod, als mein geliebter Opa verstorben ist. Als Kind wurde ich zum Spielen rausgeschickt, damit ich nichts mitbekommen sollte. Aber die Neugier war sehr stark und beobachtete also heimlich aus der Distanz, wie der Sarg aus dem Haus getragen wurde und der Leichenwagen mit meinem Opa davon fuhr. Dieses Bild und das Bild vom Tag zuvor, als mein Opa noch mit mir auf dem Spielplatz war und es ihm nicht gut ging ... er drückte mir ein paar Mark in die Hand, damit ich für meine Mutter noch einen Blumenstrauß holen sollte ... diese Bilder sind jene, die ich noch immer vordergründig von meinem Opa in mir trage (heute bin ich 56 Jahre).
Dieses Erlebnis und meine Ungläubigkeit von Kindheit an, daß nach dem Tod nichts mehr kommt, waren die Beweggründe, daß ich mich schon relativ früh mit dem Sterben und Tod auseinandersetzte und dadurch eine tröstliche Einstellung zu diesem Thema erworben habe.
Vor neun Jahren hatte ich dann das unendliche Glück, beim Ableben meines Vaters seine letzten Tage und Stunden begleiten zu dürfen und seine Hand zu halten, als er hinüber ging. Er hatte die Gnade eines schnellen Sterbens. Als klar wurde, daß es mit ihm zu Ende ging hatte er nur noch wenige Tage, die er nicht allein verbringen mußte. Meine Mam, meine Schwester und ich wechselten uns ab.
Es mag schwer verständlich sein für jemanden, der das Sterben noch nicht direkt erlebt hat. Aber der Umstand, für einen Sterbenden da sein zu können und womöglich zum Zeitpunkt des Hinübergehens die Hand halten zu dürfen, zu streicheln, einige Worte der Zuneigung noch mit auf den Weg zu geben, gibt einem selbst so unendlich viel Frieden und Sinngebung.
Die Gefühle der Trauer treten in den Hintergrund, denn man selbst war ein Teil des Geschehens, wodurch diese Trauergefühle nicht in Leid erlebt werden.
Friedvolle Grüße,
frieda