Stand und Wertigkeit eines Sexworkers in der Gesellschaft

Hallo Christian,

die Stimme der Sexarbeiterinnen ist sicher eine wichtige Sache. Schade finde ich es allerdings, daß diese von anderen Menschen vermittelt wird, als von den Betroffenen selbst (in diesem Fall übernimmst Du ja die Rolle der Aufklärung)./QUOTE]

Hallo Kaji!

Nicht schrecken: Ich bin ehemaliger Kontrollprostituierter....

Während einer Diskussion wurde mir vorgeworfen, dass ich ja nicht wisse, was bei der Zwangsuntersuchung abgeht - Auf Grund dessen habe ich mich registrieren lassen (aber den Beruf nie ausgeübt und den Deckel zurückgegeben).

Du hast schon recht: Deshalb auch mein Link zur Sendung Report 4 Postings oberhalb: Dort kommt Jasmin (ModeratorIn Oberelfe im Sexworker Forum) zu Wort.

Liebe Grüße

Christian

Hallo noch mal,

ich werde in den Link noch schauen. Das kann aber leider noch ein paar Wochen dauern, bis ich wieder "richtiges" Internet habe. Momentan ist es schwierig mit Links, größeren Bildern usw. Neuer Anschluss ist schon bestellt, und dann schaue ich rein.

Kaji
 
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Wer läßt sich denn schon gern angiften...und wie das aussehen kann, hatten wir ja hier in diesem Thread öffentlich...auch wenn´s ein "Mißverständnis" war.
Was glaubst Du denn, wie hier mit einer Sexworker umgegangen würde? Zumindest von einigen UserInnen?
Sie könnte sich wahrscheinlich auch in anderen Threads "warm einpacken", weil von diesen UserInnen immer wieder Anspielungen auf ihren Beruf und die damit "zwangsläufig verbundene Inkompetenz in allen Themenbereichen, die nichts mit ihrer Tätigkeit zu tun haben":ironie: , kämen.
Außerdem sieht man ja, daß bei den eingefleischten ProstitutionsgegnerInnen eine Transparentmachung nicht erwünscht ist und eher als störend empfunden wird, da sie das Weltbild dieser Leute durcheinanderbringt.
Und wenn ehrliches Interesse daran besteht, sich eingehender zu informieren, kann man sich ja in dem Forum, daß Zwerg genannt hat registrieren lassen und dort mit Sexworkern diskutieren.

Sage

Sicher läßt sich niemand gerne angiften. Mir ging lediglich der Gedanke durch den Kopf, daß wenn man zu einer Sache steht, dann steht man eben zu einer Sache. Bzw., wenn die Schwulen einst nicht für ihre Rechte gekämpft hätten, die Schwarzen immer nur "den Schwanz eingezogen hätten" usw., usw. - dann sähe es heute auch anders aus.

Wenn die Sexworker nun darunter leiden, daß die Dinge sind wie sind, dann können sie entweder was daran ändern, oder es eben so lassen, wie es ist. In Bewegung ist das Ganze ja scheinbar schon gekommen. Mal sehen, wie es weiter geht.

Was Menschen betrifft, die eine eigene Meinung haben und diese auch verteten, da sehe ich in Dir eigentlich DIE Person, die es tut. D.h. Du schaffst es, zu Dir selbst zu stehen, warum sollten andere das nicht können?

Kaji
 
In Bewegung ist das Ganze ja scheinbar schon gekommen. Mal sehen, wie es weiter geht.

Hi Kaji!

Da hast Du vollkommen recht - Es gibt eine neue Generation von SexarbeiterInnen (wobei ich jetzt nicht unbedingt das physische Alter meine) welche selbstbewusst und vor Allem selbstbestimmt mit der Materie umgeht.

Früher war es so, dass bei Beratungsgesprächen Themen wie "Falle schieben" (wenn man mit der Hand beim Geschlechtsakt vortäuscht, dass der Kunde "eingedrungen wäre") oder auch die Frage "wer sichert meinen Standplatz" vorkamen. Heute geht es um die richtige Wahl des Kondomes - um steuerliche Fragen, Migrationsfragen und auch um Pensionsrecht.

Die Zeiten in denen Girtler "der Strich" geschrieben hat sind endgültig vorbei!

Liebe Grüße

Christian
 
@Christian

ich habe gestern erst entdeckt, daß die Diskussionen bezüglich Prostitution, Huren oder wie du zu sagen pflegst SexworkerInnen...hier mittlerweile etwas andere Züge angenommen hat...ich hatte mich die letzte Zeit aus diesem Thema herausgehalten, da du die Threads ja gelesen hast, wie du hier schriebst, brauche ich ja nicht erklären, wo ich in etwa stehe...:D

Ich wollte nur mal loswerden, daß ich dein Engagement sehr gut finde...
deine sachliche Argumentation bewirkt sicher mehr, als meine zum Teil doch sehr rüde, emotionale Art und Weise, die ich leider manchmal nicht so ablegen kann...ich bin nun mal oft ein Mensch, der erst spontan antwortet und dann erst nachdenkt...*gg*...ich arbeite dran...

Weitermachen...:thumbup:
 
...wohl immer nich bei vielen so eine Art "Paria"....und ich möchte ja mal nicht wissen wollen, wieviele von denen, die Sexworker als "Abschaum" sehen, sich schon mit netten Frauen und Männern unterhalten haben, sie als angenehm und höflich empfunden haben und sich diese Leute als Nachbarn wünschten...und nicht gewußt haben, daß es Sexworker waren...


Sage
 
So wie es Menschen gibt, die reinen Sex ohne tieferen, seelischen Bezug zum Gegenüber und allen dazugehörigen Verbindlichkeiten als gesund erachten und sich dann und wann eine Portion kaufen, gibt es eben auch Menschen - vielleicht eine Minderheit oder auch nicht - denen das nichts gibt oder die das einfach anders halten und pflegen wollen.

Da es hier nicht um Apfelstrudel mit oder ohne Rosinen geht sondern um verschiedene Anschauungen um ein recht tiefliegendes, menschliches und mitunter sensibles Bedürfnis, entstehen automatisch zwei Welten, die sich gegenseitig nur respektieren können. Und so wie die einen keinen brauchen, der mit dem erhobenen Moralfinger rein kommt, ins Sexinstitut, oder wie auch immer man das nennen mag, brauchen die anderen keinen, der die Aussicht in einem fort mit Hymnen auf die freie Sexualität und den entsprechenden Bildern zupflastert.

Ich glaub ja, dass das ganze Dasein auf Prostitution aufgebaut ist und Geschäfte werden grundsätzlich mit Abhängigkeiten gemacht, die man dann etwas netter als Bedürfnisse deklariert. Aber es bleiben Abhängigkeiten. Und beim Sex is das eben ein empfindlicher Bereich, weil das manche noch als ein sehr persönliches und intimes Erlebnis pflegen wollen... und andere sehen das wieder lockerer, gehen damit um, als wärs ein Konsumgut wie jedes andere, eine Wurschtsemmel meinetwegen und greifen auch gern mal in die Brieftasche, um sich ein kleines Bedürfnis zu erfüllen. Jedem das seine, warum auch nicht.

Für mich sind hier immer Kinder der rechte Maßstab. Welche Handlungen will der Erwachsene vor den Kindern verbergen bzw. will die Kinder schützen, bis sie eben alt genug sind und welche Dinge oder Tätigkeiten erklärt er - der Erwachsene - für Jugendfrei? In welchen Bereichen müssen Kinder vor dem Erwachsenen geschützt werden? Die Fragen begleiten mich schon seit Jahren. Der Erwachsene selbst erschafft somit diese Schubladen, niemand sonst. Klar erschafft er sich damit auch Probleme. Verwaltungsprobleme.

So, mehr fällt mir dazu eh nicht mehr ein. In meinen Augen hat ein Sexworker keine Wertigkeit, so wie auch ein Automechaniker keine Wertigkeit hat. Er ist einfach nur, was er ist und wenn ich ihn brauche, freu ich mich, dass es ihn gibt und fertig.... weil er hat eben seine Fertigkeiten und steht mir zu Diensten, wenn ich bezahlen kann.

Frohes Plaudern.
 
So wie es Menschen gibt, die reinen Sex ohne tieferen, seelischen Bezug zum Gegenüber und allen dazugehörigen Verbindlichkeiten als gesund erachten und sich dann und wann eine Portion kaufen, gibt es eben auch Menschen - vielleicht eine Minderheit oder auch nicht - denen das nichts gibt oder die das einfach anders halten und pflegen wollen.

Da es hier nicht um Apfelstrudel mit oder ohne Rosinen geht sondern um verschiedene Anschauungen um ein recht tiefliegendes, menschliches und mitunter sensibles Bedürfnis,

Das ist der Knackpunkt in dieser Angelegenheit. Ein Mensch ist weder ein Apfelstrudel noch die Rosinen darin, sondern ein Körper, der die Seele trägt.
Und darum kann ich einen Menschen weder kaufen noch verkaufen. Das ist mehr als unmoralisch, eben menschenunwürdig.
Ich glaub ja, dass das ganze Dasein auf Prostitution aufgebaut ist und Geschäfte werden grundsätzlich mit Abhängigkeiten gemacht, die man dann etwas netter als Bedürfnisse deklariert. Aber es bleiben Abhängigkeiten.

Doch darum geht es hier nicht in erster Linie, sondern um das Handeln mit menschlichen Körpern und Seelen.


Und beim Sex is das eben ein empfindlicher Bereich, weil das manche noch als ein sehr persönliches und intimes Erlebnis pflegen wollen...

was es auch sein sollte, basierend auf Liebe.


und andere sehen das wieder lockerer, gehen damit um, als wärs ein Konsumgut wie jedes andere, eine Wurschtsemmel meinetwegen und greifen auch gern mal in die Brieftasche, um sich ein kleines Bedürfnis zu erfüllen. Jedem das seine, warum auch nicht.

Wenn es diese kleine Bedürfnis auch wäre, aber das ist es ja nicht. Und Sex ist eben keine Wurstsemmel. Das Bedürfnis ist oft als Gier nach der Perversion ziemlich groß und man meint es kaufen zu können. Doch Köper und Seele ist nicht käuflich, selbst wenn es immer wieder behauptet und schöngeredet wird.

Für mich sind hier immer Kinder der rechte Maßstab. Welche Handlungen will der Erwachsene vor den Kindern verbergen bzw. will die Kinder schützen, bis sie eben alt genug sind und welche Dinge oder Tätigkeiten erklärt er - der Erwachsene - für Jugendfrei? In welchen Bereichen müssen Kinder vor dem Erwachsenen geschützt werden?

Was für Kinder nicht gut ist, kann auch für Erwachsene nicht unbedingt empfohlen werden.

Die Fragen begleiten mich schon seit Jahren. Der Erwachsene selbst erschafft somit diese Schubladen, niemand sonst. Klar erschafft er sich damit auch Probleme. Verwaltungsprobleme.

Bis er nicht mehr weiß, was gut und böse ist. Denn man kann nicht auf der einen Seite etwas sehr böse finden und es auf der anderen Seite anpreisen und mit dem Mäntelchen der Ethik umhüllen, damit es besser schmeckt.

So, mehr fällt mir dazu eh nicht mehr ein. In meinen Augen hat ein Sexworker keine Wertigkeit, so wie auch ein Automechaniker keine Wertigkeit hat
.

Das hast Du gut ausgedrückt.

Er ist einfach nur, was er ist und wenn ich ihn brauche, freu ich mich, dass es ihn gibt und fertig.... weil er hat eben seine Fertigkeiten und steht mir zu Diensten, wenn ich bezahlen kann.

Der Unterschied liegt darin, dass man die Fertigkeiten eines Automechanikers, der sich mit der Reparatur eines beschädigten Autos beschäftigt, bezahlen darf, aber Im Gegensatz einen gesunden Menschen mit Körper oder Seele nicht gegen Geld ruinieren darf.

eva07
 
...und ich möchte ja mal nicht wissen wollen, wieviele von denen, die Sexworker als "Abschaum" sehen, sich schon mit netten Frauen und Männern unterhalten haben, sie als angenehm und höflich empfunden haben und sich diese Leute als Nachbarn wünschten...und nicht gewußt haben, daß es Sexworker waren...


Sage

Genau. Und was glaubst Du wieviele Ehemänner dieser moralisch entrüsteten Frauen schon bei Prostituierten waren? Denn dass der eigene Partner zu Prostituierten geht wird von allen Frauen als unmöglich angesehen. Die meisten, die sich hier so moralisch aufspielen sollten aber vielleicht doch mal gucken was Männe so macht.

Isisi
 
Der Unterschied liegt darin, dass man die Fertigkeiten eines Automechanikers, der sich mit der Reparatur eines beschädigten Autos beschäftigt, bezahlen darf, aber Im Gegensatz einen gesunden Menschen mit Körper oder Seele nicht gegen Geld ruinieren darf.


Und die Fertigkeit einer Sexworker darf man nicht bezahlen?
Hier geht es nicht um den Verkauf von Menschen sondern um das Angebot einer Dienstleistung und daß der Kunde, wenn er sie in Anspruch nimmt, bezahlt.
Wieso bedauert niemand all die armen Tennis-, Golflehrer etc, die "verkauft" werden, wenn sie Stunden geben?



Sage
 
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Das ist der Knackpunkt in dieser Angelegenheit. Ein Mensch ist weder ein Apfelstrudel noch die Rosinen darin, sondern ein Körper, der die Seele trägt.
Und darum kann ich einen Menschen weder kaufen noch verkaufen. Das ist mehr als unmoralisch, eben menschenunwürdig.


Doch darum geht es hier nicht in erster Linie, sondern um das Handeln mit menschlichen Körpern und Seelen.



Hi Eva! :)


Die Sexworkerinnen verkaufen weder ihren Körper, noch ihre Seele, sondern eine Dienstleistung! Körper und Seele gehören ihnen nach wie vor selbst!
Genausogut könnte man sagen, dass ein Handwerker seine Hände verkauft und ein Buchhalter seinen Kopf!


LG

believe :)
 
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