Stand und Wertigkeit eines Sexworkers in der Gesellschaft

[Belle]

Wieso bedauert niemand all die armen Tennis-, Golflehrer etc, die "verkauft" werden, wenn sie Stunden geben?



Sage

Oder die armen Verkäufer die manchmal hart an der Schmerzgrenze arbeiten, weil es Leute gibt die an Inkontinenz leiden, sich tagelang nicht waschen, demzufolge nach alter Pisse stinken, oder ihre Schuhe ausziehen und neue Schuhe anprobieren und der Fußpilz einen regelrecht anspringt.

Jeder der eine Dienstleistung anbietet verkauft sich!

 

[~Kaji~]

Genau. Und was glaubst Du wieviele Ehemänner dieser moralisch entrüsteten Frauen schon bei Prostituierten waren? Denn dass der eigene Partner zu Prostituierten geht wird von allen Frauen als unmöglich angesehen. Die meisten, die sich hier so moralisch aufspielen sollten aber vielleicht doch mal gucken was Männe so macht.

Isisi

Verstehe nicht so ganz, was das eine jetzt mit dem anderen zu tun hat. Ein Mann, der meint, er braucht zusätzliche Dienste bei einer solchen Dame, kann es zunächst mit seiner Frau absprechen. Ist sie dagagen, können sie entsprechende Konsequenzen ziehen. Es heimlich zu tun, finde ich ein wenig unfair. Und wie gesagt, weiß auch nicht, was das jetzt mit SexworkerInnen zu tun haben soll.

Kaji

 

[Isisi]

Verstehe nicht so ganz, was das eine jetzt mit dem anderen zu tun hat. Ein Mann, der meint, er braucht zusätzliche Dienste bei einer solchen Dame, kann es zunächst mit seiner Frau absprechen. Ist sie dagagen, können sie entsprechende Konsequenzen ziehen. Es heimlich zu tun, finde ich ein wenig unfair. Und wie gesagt, weiß auch nicht, was das jetzt mit SexworkerInnen zu tun haben soll.

Kaji

Es hat was mit den abwertenden Moralapostelinnen hier zu tun. Die glauben in ihrer "gesunden" Welt zu leben, andere Lebensweisen verurteilen und vielleicht einen Mann haben, der diese verurteilten Dienste selbst in Anspruch nimmt, ohne dass sie es wissen. Ich wollte damit sagen dass mancher vielleicht nicht so selbstgefällig sein sollte.

Es heimlich zu tun, finde ich ein wenig unfair.

Ob wir das unfair finden oder nicht ist doch egal. Welcher Ehemann bespricht das denn mit seiner Frau? Wenn ein Ehemann heimlich zu Prostituierten gehen will dann wird er das tun, ob wir das gut finden oder nicht.

Lg
Isisi

 

[LoneWolf]

Doch darum geht es hier nicht in erster Linie, sondern um das Handeln mit menschlichen Körpern und Seelen.

eva07

Ja, aber wir leben eben in einer Welt in der gnadenlos Alles vermarktet wird, auch Werte, die dem einen schützenswert und mit Geld nicht zu bezahlen sind und dem anderen nicht mehr wert sind, als ein Konsumgut, auf das er meint anrecht zu haben. Gut, derjenige sieht das eben so und geht in das entsprechende Etablissement, wo er für Geld bekommt, was er sich wünscht. Hier gehen eben die Meinungen auseinander und das muss ich respektieren und der andere darf respektieren, dass einige Menschen die Vermarktung der Sexualität nicht glorifizieren wollen, weil sie ihnen eben nicht Konsumgut sondern sehr private Verbindlichkeit ist, zu der mehr gehört, als der Griff in die Geldtasche.

Die Frage lautet:

Stand und Wertigkeit eines Sexworkers in der Gesellschaft

Und die Antwort wird keine Einheitliche sein, weil sich die Gesellschaft aus verschiedenen Individuuen mit verschiedenen Anschauungen und Haltungen zu diesem oder jenem Thema zusammen setzt.

Wenn man sich nicht erwartet, dass jetzt alle im Chor rufen: "Hurra! Die neuen Sexworkerinnen sind da!" da kann man auch nicht enttäuscht sein.

Ernstgemeinte Frage meinerseits: Darf man bei den Sexworkerinnen der Neuzeit schon küssen auch? Ich muss nämlich immer küssen beim Poppen, sonst brauch ich den ganzen Sex nicht, das gehört für mich dazu. Aber fürs Küssen will ich wieder nichts bezahlen, das is die Krux von meinem Leiden.

 

[LoneWolf]

Aussagen wie "Prostitution würden im kriminellen Umfeld stattfinden" sind nicht nur grundsätzlich falsch, sondern auch diskriminierend!

Möglicherweise neuzeitlich nicht mehr grundsätzlich richtig,
möglicherweise sind Vertreter der Prostitution dabei, sich auf ein höheres Niveau zu begeben,
aber ganz sicher auch nicht grundsätzlich falsch.

Angekommen, auf dem höheren Niveau werden die Vertreter der Prostitution vielleicht feststellen, dass die Diskussion um die Existenz der Prostitution nicht nur eine Diskussion von vorgegebenen und anerzogenen Moralkonstrukten ist sondern bei dem einen oder anderen auch die Frage aufwirft:

Sollte es noch Werte, menschliche Werte geben, deren Vermarktung zwar in gewissem Rahmen geduldet ist, die aber idealer Weise nicht vermarktet werden sollten, weil sie zu privat, zu persönlich, zu sensibel und zu edel sind, als dass man sie mit Geld bezahlen könnte oder sind wir für den totalen Ausverkauf menschlicher Werte?

Meine Gedanken und Empfindungen dabei sind folgende:

Die Prostitution will ein höheres Niveau erreichen und die Prostituierten nennen sich nicht mehr Hure sondern Sexworkerin.
Ich nehme an, sie nehmen noch immer Geld für sexuelle Dienstleistungen, wenn ich mich irre, bitte um Korrektur?
Geld ist eine Gegenleistung für ein Gut oder eine Dienstleistung.
Was aber mit der aufstrebenden Prostitution, der sexuellen Dienstleistung auf ein höheres Niveau gehoben wird, ist Sex an sich. Sex ist das Gut, das hier verkauft wird. Früher im Keller, jetzt greift sie nach den Sternen des freien Marktes.

Und erstaunt wird man feststellen, das auf dem höheren Niveau Sex keine Dienstleistung mehr ist und Geld nicht in Frage kommt, als Gegenleistung für einen Liebesakt. Das ist dann die Sexualität auf dem begehrten, etwas höheren Niveau - ein Liebesakt. Mit Münzen und Scheinen nicht zu bezahlen, denn das Zahlungsmittel für Liebesakte ist auf dem höheren Niveau die Liebe selbst.

Demnach...

Stand und Wertigkeit eines Sexworkers in der Gesellschaft

Wird vom Sexworker selbst bestimmt, eben durch den Akt der Prostitution an sich und nicht wie fälschlicher Weise angenommen, durch die Moralistenkompanie.

Das Tauschmittel für Sex auf dem höheren Level ist nicht Geld, sondern Liebe und die gibts gratis im Universum.

 

[LoneWolf]

Anmerken möcht ich noch:

Auch wenn Sexworker eigenverantwortlich sind, für ihren Stand in der Gesellschaft, ändert das nichts an meiner Hochachtung vor den Damen des Gewerbes. Denn sie haben sich für diese Arbeit entschieden und in meinem Freundes und Bekanntekreis gibt es durchaus auch praktizierende und ausgestiegene Sexworkerinnen mit denen ich ein gutes, geschäftsfreies Einvernehmen pflegte, als ich noch öfter außer Haus ging.

Eine Aussage von Längergedienten, die mir des öfteren zu Ohren kam, war: "I kann scho kane Schwänz mehr seg`n!"

Was ich auch für ein natürliches Phänomen halte, nach vielen Jahren im Beruf.

Eine andere wieder hat sich ihren Humor bis ins Alter bewahrt und sich spät aber doch zur Ruhe gesetzt. So sind die Menschen verschieden.

Ja, und ich war selbst meist Hilfsarbeiter und habe auch gute Bekannte in der Straßenkehrerszene. Also ich bin hier recht vorurteilsfrei, was Berufe angeht.
Das liegt daran, dass ich grundsätzlich nicht über Wertigkeiten von Menschen, ihren Werken, Taten und Berufen nachdenke, sondern nur über menschliche Werte, wie eben auch die Liebe für mich einer ist.

Und so wie ich es seh, ist auf dem höheren Level das Tauschmittel für Sex eben nicht mehr Geld sondern reine Liebe.

Und gerade in einem Esoterikforum sollte man sich über eine derartige Anschauung auch nicht zu sehr wundern.

 

[sage]

Essen, Trinken, Sex sind Grundbedürfnisse des Menschen...niemand wird sich aufregen, wenn ich mir das Geld ür die Kücheneinrichtung spare und im Restaurant esse und trinke...niemand wird den Koch, den kellner und den Restaurantbesitzer diskriminieren, weil sie ihren Job machen und dafür Geld verlangen...
Nun ist manch ein Mann und ab und zu eine Frau beruflich extrem eingespannt, hat keine Zeit, jemanden kennenzulernen,eine Beziehung zu pflegen...aber das Bedürfnis nach Sex ist da..also nimmt er/sie die Dienstleistung einer/eines Sexworker(im englishen gibt es kein -in als Anhänsel) in Anspruch und bezahlt dafür mit Geld als Ausgleich für ein paar schöne Stunden.
Für Kino, Theater etc. bezahlen wir ja auch Geld.
besides...erst vom "poppen" schreiben und jetzt die Geschlechtsumwandlung zu "Hedwig Courths-Mahler" mit der "reinen Liebe"..ist nicht sehr glaubwürdig, jdenfalls nicht für mich.



Sage

 

[LoneWolf]

ist nicht sehr glaubwürdig, jdenfalls nicht für mich.

Meine Glaubwürdigkeit ist mir wurscht und auch nicht das Thema von dem Thread hier.
Hier gehts um den Stand eines Berufs in der Gesellschaft und der setzt sich nun mal aus vielen Ansichten zusammen und nicht zuletzt davon: wie sieht sich der Ausübende selbst? Leidet irgendwo sein Selbstwertgefühl oder nicht, durch das, was er macht?

Ich bin es nicht, der sich über Wertigkeiten von Berufen sorgen macht. Nicht mehr. Ich hab mal als Straßenkehrer gearbeitet und hab mich anfangs nicht wohl gefühlt dabei, weil ich dachte, alle schauen mich an, bis ich gemerkt hab, dass ich so wichtig nun auch wieder nicht bin und ich selbst es war, der sich diskriminiert.

Ich kenn Hedwig Courths-Mahler nicht, kann mich nicht an eine Geschlechtsumwandlung erinnern und schreib was ich empfinde.

Letztendlich is das Problem nicht der Sex sondern die Vermarktung, wie ich das sehe.
Ja, und natürlich die soziale Absicherung.

Da kann ich nur raten: dranbleiben.
Ich bin keine Sexworkerin, brauch auch keine, aber ich steh dem nicht im Weg.

erst vom "poppen" schreiben und jetzt die Geschlechtsumwandlung zu "Hedwig Courths-Mahler" mit der "reinen Liebe"..

Auch wenn ich Hedwig nicht kenn find ichs nicht schlimm, wenn beim poppen Liebe statt Geld zwischen den Beiden hin und her wechselt.

zu meiner Frage:

Sollte es noch Werte, menschliche Werte geben, deren Vermarktung zwar in gewissem Rahmen geduldet ist, die aber idealer Weise nicht vermarktet werden sollten, weil sie zu privat, zu persönlich, zu sensibel und zu edel sind, als dass man sie mit Geld bezahlen könnte oder sind wir für den totalen Ausverkauf menschlicher Werte?

gibts kein Angebot?

 

[eva07]

Genau. Und was glaubst Du wieviele Ehemänner dieser moralisch entrüsteten Frauen schon bei Prostituierten waren? Denn dass der eigene Partner zu Prostituierten geht wird von allen Frauen als unmöglich angesehen. Die meisten, die sich hier so moralisch aufspielen sollten aber vielleicht doch mal gucken was Männe so macht.

Isisi

Würde ich auch meinen.

eva07

 

[eva07]

Wieso bedauert niemand all die armen Tennis-, Golflehrer etc, die "verkauft" werden, wenn sie Stunden geben?

Hi, das kann man doch wirklich nicht mit Prostition vergleichen!