Stand und Wertigkeit eines Sexworkers in der Gesellschaft

SWZwerg

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12. Juli 2009
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Liebe Forengemeinde!

Bevor ich meinen Beitrag verfasse möchte ich mich kurz vorstellen (ich stelle mich absichtlich in diesem Thread vor, da ich wahrscheinlich in anderen Themen nicht mitschreiben werde):

Mein Name ist Christian Knappik und ich bin Eigentümer und Administrator des Sexworker Forums[/URL], einem Forum, welches sich mit der wirtschaftlichen, politischen und auch gesellschaftlichen Situation von SexarbeiterInnen beschäftigt und versucht diese zu verbessern! Ich selbst bin stimmberechtigtes Mitglied der (internationalen) Fachtagung Prostitution und auch als Solches mit der Materie beschäftigt. Über unsere virtuelle Plattform hinaus haben wir auch zahlreiche Kontakte mit SexarbeiterInnen vor Ort. Aus den genannten Gründen erlaube ich mir, mich selbst als Fachmann zum Thema zu bezeichnen. Vorweggenommen: Ich habe keinerlei Einkünfte aus Prostitution und auch nicht aus Prostitution anderer Personen. Und weiters: Bei unserem Forum handelt es sich nicht um ein sogenanntes "Freierforum" - bei uns sind weder Beschreibungen von sexuellen Dienstleistungen noch eine offensive Bewerbung (Kontaktanzeigen) gestattet.

Nun zu meinem Anliegen: Zuerst freue ich mich natürlich, dass man hier kein Verbot von Sexarbeit fordert (wobei es von unserem Standpunkt natürlich absurd wäre, dies zu tun). Auch die Diskussionskultur zu dem Thema ist erfreulich, wenn ich mir erlauben darf dies anzumerken (ich lese seit geraumer Zeit hier im Thread mit).

Ich möchte nur auf folgende Dinge hinweisen: Aussagen wie "Prostitution würden im kriminellen Umfeld stattfinden" sind nicht nur grundsätzlich falsch, sondern auch diskriminierend! Ich kenne sehr viele SexarbeiterInnen welche selbstbestimmt und auch selbstbewusst sexuelle Dienstleistungen anbieten. Ich denke man sollte auch als Kritiker zur Kenntnis nehmen, dass sich die Zeiten geändert haben. Die Zeiten in welchen eine Prostituierte einen Beschützer brauchte, der ihr den "Platz" erkämpft hat sind im Zeitalter von Handy und Internet vorbei. Und selbst wenn ich diese Befürchtung hege, wäre es nicht logische Konsequenz wenn man den Frauen und Männern welche sexuelle Dienstleistungen anbieten Rechte zuerkennen würde? Unrecht sollte doch mit Recht beantwortet werden!

Ich weiß nicht wie viele von den hier mitlesenden UserInnen die TV-Sendung Report auf ORF2 vorige Woche gesehen haben. Da ging es um dieses Thema! Ich erlaube mir hier den Link zu hinterlassen (die Sendung ist 9 Minuten lang und umreißt die Themen Zwangsuntersuchung und Sittenwidrigkeit) - In der Sendung kommt auch eine ehemalige SexarbeiterIn zu Wort (Jasmin) welche das Problem "sittenwidrig" erklärt. Gerade diese derzeitige Rechtssprechung (Sexarbeit wäre sittenwidrig) verhindert, dass SexarbeiterInnen rechtsgültige Verträge (auch Arbeitsverträge) abschließen. Somit ist die hier im Thread mehrmals angesprochene "Grauzone" nicht selbst erwünscht, sondern noch (im Gegensatz von Deutschland - dort wurde diese Diskriminierung bereits 2001 aufgehoben) erzwungen.

Wenn man den SexarbeiterInnen Rechte einräumt, dann haben subversive Elemente keine Chance! Jetzt ist es so (wie auch in Schweden), dass Sexarbeit im Verborgenen geschieht - weder Escorts noch Wohnungsprostitution und auch keine Barbetriebe werden erfasst oder kontrolliert (dazu gibt es aber auch Einiges zu sagen) und sind somit rechtloser Raum für Frauen und Männer aus der Sexarbeit.

Ich erlaube mir noch ein Wort zu den KritikerInnen der Sexarbeit zu sagen: Bitte sprecht nicht über SexarbeiterInnen, sondern mit ihnen! Viele der (im guten Glauben) gesagten Dinge entsprechen einfach nicht der Realität. Ich lade Sie herzlich in unser Forum ein - dort sind SexarbeiterInnen zugegen, die gerne Ihre Fragen beantworten und sich auch kritischen Fragen stellen - oder falls Sie es wünschen, bin ich auch gerne zu einem persönlichen Gespräch oder auch zu einer Diskussion bereit. Meine Adresse bzw. meine Telefonnummer steht in unserem Forum im Profil (ich bin rund um die Uhr erreichbar). Im SW-Forum ist mein Nick "Zwerg"

Mit freundlichen Grüßen

Christian Knappik


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Liebe Forengemeinde!

Bevor ich meinen Beitrag verfasse möchte ich mich kurz vorstellen (ich stelle mich absichtlich in diesem Thread vor, da ich wahrscheinlich in anderen Themen nicht mitschreiben werde):

Mein Name ist Christian Knappik und ich bin Eigentümer und Administrator des Sexworker Forums[/URL], einem Forum, welches sich mit der wirtschaftlichen, politischen und auch gesellschaftlichen Situation von SexarbeiterInnen beschäftigt und versucht diese zu verbessern! Ich selbst bin stimmberechtigtes Mitglied der (internationalen) Fachtagung Prostitution und auch als Solches mit der Materie beschäftigt. Über unsere virtuelle Plattform hinaus haben wir auch zahlreiche Kontakte mit SexarbeiterInnen vor Ort. Aus den genannten Gründen erlaube ich mir, mich selbst als Fachmann zum Thema zu bezeichnen. Vorweggenommen: Ich habe keinerlei Einkünfte aus Prostitution und auch nicht aus Prostitution anderer Personen. Und weiters: Bei unserem Forum handelt es sich nicht um ein sogenanntes "Freierforum" - bei uns sind weder Beschreibungen von sexuellen Dienstleistungen noch eine offensive Bewerbung (Kontaktanzeigen) gestattet.



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hallo swzwerg,

ich bin sehr beeindruckt, dass du dich so rührend um die sexarbeiterInnen kümmerst. ich nehme an, dass du dafür dein letztes hemd hergibst und nichts für die inserate in deinem forum verlangst. auch die freier werden dich für deine diskretion loben, denn nichts erhöht die spannung mehr als die fantasie was einen erwartet. ich habe mir schon vorgestellt, dass ein moderator zwischen freierInnen und sexarbeiterInnen sehr nützlich sein müsste. aber für wen?

lg winnetou
 
....ich nehme an, dass du dafür dein letztes hemd hergibst und nichts für die inserate in deinem forum verlangst. auch die freier werden dich für deine diskretion loben, denn nichts erhöht die spannung mehr als die fantasie was einen erwartet. ich habe mir schon vorgestellt, dass ein moderator zwischen freierInnen und sexarbeiterInnen sehr nützlich sein müsste. aber für wen?

Hi!

Ich fände es schade, wenn jetzt durch die Diskussion um meine Person das Thema "off-topic" laufen würde. Nun gut: Es gibt auf sexworker.at keine Inserate (keine bezahlten) und schon gar nicht von sexuellen Dienstleistungen - ich habe durch das Forum keinerlei Einnahmen. Wir moderieren auch nicht zwischen FreierInnen un SexarbeiterInnen. Vielleicht nimmt eine Feststellung ein wenig die Schärfe die das Auftauchen meiner Person erzeugt: Auf meine Veranlassung hin (ich bin Eigentümer) gibt es mittlerweile 3 Personen mit Adminrechten: 1 weibliche SexarbeiterIn - 1 männliche Sexarbeiter - und meine Minimalität.

Ich möchte noch gerne ein paar Worte über die Pflichten von SexarbeiterInnen schreiben. Viele von Euch werden nicht wirklich Einblicke haben und Informationen zu erhalten schadet ja bekanntlich nicht...

Die Registrierung: Die angehende SexarbeiterIn muss sich beim Polizeikommissariat Innere Stadt, Deutschmeisterplatz 3, A-1010 Wien anmelden (als besonderes Schmankerl empfinde ich die Türe, auf der ein Schild prangt "Meldestelle für Kontrollprostituierte" (der Ausdruck Kontrollprostituierte stammt aus einer Zeit in der Vergewaltigung noch Notzucht genannt wurde). Bei er Anmeldung erhält man einen neuerlichen Termin (in manchen Fällen bis zu 3 Wochen später - auf die Frage warum dies so lange dauert erhielt ich zur Antwort: Damit man nochmals darüber nachdenken könne... (da fängt meines Erachtens bereits die Diskriminierung an - davon abgesehen: Ich finde es blauäugig wenn Jemand glaubt, dass die Person die sich registrieren möchte jetzt 3 Wochen (eigentlich noch länger - siehe unten) zu Hause sitzt. Die Gefahr besteht, dass sie Geld braucht und deshalb vielleicht bereits ohne gültige Karte zu Arbeiten beginnt). Beim 2. Termin unterschreibt man einen Zettel (den gibt es aber nur auf Deutsch - Übersetzer muss man selbst mitbringen), dass man keinen Zuhälter hat. Früher durfte man als Kontrollprostituierte nicht einmal verheiratet sein.

Dann erhält man einen Termin im STD-Ambulatorium Thomas-Klestil-Platz 8, 1030 Wien. Dort sind € 21,81 mitzubringen (Wechselkassa gibt es Keine)... - und dann beginnt ein sehenswertes Schauspiel. Man muss wissen: Es gibt eine einzige Untersuchungsstelle für Kontrollprostitutierte in Wien! Es gibt zur Zeit mehr als 1 800 registrierte SexarbeiterInnen! Die Untersuchungen sind wöchentlich vorgeschrieben. Die Untersuchungszeiten sind von Montag bis Freitag 8 Uhr bis 11:30. Bitte stellt Euch das vor! 1800 Personen an 5 Tagen in jeweils 3,5 Stunden - wöchentlich! Das sind 100 Personen stündlich! Im Idealfall sind 4 ÄrztInnen anwesend - wie gesagt: Im Idealfall! Man kann sich nunmehr ein wenig ausmalen, was sich dort abspielt... man kann nicht den Arzt seines Vertrauens aufsuchen! Es muss der "Amtsarzt" sein! Trotz der bereits bewiesenen Tatsachen (siehe nächster Absatz)

Und jetzt bitte beachten: In Deutschland wurde der sogenannte "Bockschein" (also die Kontrollkarte - in Wien "Deckel" genannt") - bereits 2001 aufgehoben und es kam zu keinen negativen Auswirkungen (siehe Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes ) - auch die Experten (ich bin Mitglied der Fachtagung Prostitution sind sich einig! Durch die Abschaffung des Zwanges kommen auf einmal auch die Personen zu der nunmehr freiwilligen Untersuchung, die früher im Graubereich gearbeitet haben - Wir fordern daher niederschwellige und kostenlose Angebote für ausnahmslos Jeden, die freiwillig in Anspruch genommen werden können!

In der in meinem Erstbeitrag angesprochenen Reportsendung (die ich hier leider nicht verlinken darf - sie ist aber kostenlos im Sexworker Forum ansehbar) kommt die LeiterIn der STD-Ambulanz von Köln zu Wort: Sinngemäß sagt sie: Ob sich Jemand bei sexuellen Handlungen ansteckt oder nicht, hängt nicht davon ab, ob Geld im Spiel ist, oder ob Jemand zwangsuntersucht wird - einzig und alleine die Frage ob ein Kondom benutzt wird ist entscheidend. Deshalb fordern wir ein Verbot der Werbung für gesundheitsschädliche Praktiken.

Noch etwas: SexarbeiterInnen in Österreich sind selbstverständlich steuer- und sozialversicherungspflichtig. Uns/mich stört, dass es Pflichten gibt (das soll auch so bleiben) aber nach wie vor keine Rechte gewehrt werden (Sittenwidrigkeit - deshalb keine Verträge möglich - also auch keine Arbeitsverträge, gewerkschaftliche Vertretung usw...) - das hätten wir gerne geändert. Hier ist die Politik, aber auch die Gesellschaft gefordert! Unrecht ist nur mit Recht zu bekämpfen. Und noch ein kleiner etwas bissiger Nachsatz: Gibt es etwas unmoralischeres wie Jemand seine eigene Moral aufzwingen zu wollen?

Menschenrechte sollten auch ein Thema sein! Recht auf Privatsphäre - Recht auf freie Berufswahl - Recht auf Sexualität! Denkt bitte auch an SurrogatpartnerInnen - das sind Personen, die sich auf Menschen mit Handicap spezialisiert haben <- Haben ältere Personen oder Menschen mit Handicap kein Recht auf Sexualität - bzw. zumindest körperliche Nähe, Berührung usw...

Die Diskussion bezüglich "es gäbe weniger Vergewaltiger" ist meines Erachtens müßig - einem Vergewaltiger geht es nicht um sexuelle Befriedigung, sondern um die Ausübung von Macht. Das hat mit Sexarbeit nichts zu tun.

Noch ein Wort zum Abschluss: Natürlich lehnen wir jede Form der Gewalt von Zwang oder Ähnlichem ab. Sexarbeit ist für uns mit Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit definiert. Wobei ich schon noch anmerken möchte: Das Wort Zwangsprostitution ist für mich ein Unwort! Da geht es um Nötigung, Erpressung und Vergewaltigung (so steht es auch im Strafgesetzbuch) - das hat natürlich mit freiwilliger selbstbestimmter Sexarbeit nichts zu tun!

Liebe Grüße

Christian
 
Hi Winnetou!



Mir ist natürlich klar, dass ich in den Augen der Leute die mich bzw. meine Arbeit nicht kennen fragwürdig bin. Vielleicht überzeugt Dich ein Anruf bei Sophie - Bildungsraum für Prostitutierte oder bei LEFÖ - Verein für MigrantInnen von meiner Reputation... (beide Organsiationen sind anerkannte NGO`s die sich mit dem Thema beschäftigen - auch auf deren Webseiten sind unzählige Infos zum Thema Sexarbeit zu finden). SexarbeiterInnen haben Lust auf........ Rechte
(eine der Grundsätze von LEFÖ)
Auch dort bin/sind wir/ich zu finden :)

Liebe Grüße

Christian

hallo swzwerg,

nehmen wir einmal deine person aus dem spiel. du hast einige probleme der sexarbeiterInnen angeführt: viele pflichten und mangelnde rechte. OK, du willst eine gewerkschaft, aber möchten deine schützlinge auch zum kollektivvertrag arbeiten? bei tagesumsätzen von geschätzten 1000 bis 2000 euro kann man schon ein bisschen auf die untersuchung warten. welche qualitätsmerkmale für die sexarbeit stellst du dir vor? evt eine orgasmusgarantie oder geld zurück? sollen die sexarbeiterInnen auch nach dem 10. freier noch frisch sein oder gibt es zwangspausen? bis zu welchem lebensjahr sollen sexarbeiterInnen tätig sein dürfen?
dazu kommen noch die probleme der freierInnen. viele von ihnen sind schüchties oder einfach notgeil, manche betrunken oder suchen nur jemanden zum reden. da wäre ein psychokurs auch zu empfehlen.
der sexmarkt ist wie der drogenmarkt ein anbietermarkt, d.h. die anbieter bestimmen den preis, ausnahmen bestätigen die regel. erst wenn du dich dafür einsetzt, dass es gesunde prstitution auf krankenschein gibt, hege ich sympathien für dich...

lg winnetou
 
@Christian: darf ich Dich fragen, wie Du zu dem Thema Sexarbeit kommst?

@Ahorn

Nicht leicht zu beantworten, aber ich probiere es mal: Ich war vor einigen Jahren (als Kunde von SexarbeiterInnen - was natürlich jetzt auf Grund meiner Tätigkeit nicht mehr vereinbar ist) im Netz unterwegs - auf der Suche nach Anregungen, Annoncen usw... - Damals bin ich über das (damals noch sehr kleine Forum auf sexworker.at) gestoßen und habe mitgeschrieben - bis mich eines Tages eine SexarbeiterIn direkt angeschrieben hat, was ich "Kasperl" hier wolle. Das Forum wäre nicht dazu da damit Kunden Fragen stellen. Es dient einzig zum Austausch unter SexarbeiterInnen (damals war die Gemeinde noch eher verschlossen - Heute ist der öffentliche teil für Alle geöffnet). Ich habe mich damals selbst bei der Nase genommen - und habe als das Forum Hilfestellung (administrativ und auch finanziell) benötigte meine Mithilfe angeboten. Daraus entstand meine Admintätigkeit. Mein Engagement ergab sich aus dem Austausch mit den SexarbeiterInnen - es war für mich unglaublich, wie sehr ich selbst dem Klischee verfallen war. Es war für erschütternd wie jeden Tag meine eigene Meinung (auch vor Ort! Also nicht nur in der virtuellen Welt) hinterfragt und letztendlich (nach einem Sinneswandel meinerseits) Bestätigung erfahren hat.

Ich habe durch meine Tätigkeit im Laufe der Jahre hunderte (ohne Übertreibung) SexarbeiterInnen kennen und schätzen gelernt und habe dadurch Einblicke erhalten, die ich versuche auch weiter zu transportieren und auch zum Teil zu bekämpfen (Stigma, Diskriminierung, Kriminalisierung usw.). War kein leichter Prozess - nicht zuletzt da ich auf Grund meiner Erscheinung so richtig als "Alt-Macho" rüberkomme - (zu alt (50) viel zu groß (194) und viel zu schwer (130)) - es ist schwer, wenn man einem Klischee entspricht, diesem zu entkommen. Vielleicht aber auch deshalb mein Verständnis für Sexarbeit.

Meine aktive politische Tätigkeit ergab sich aus der Tatsache, dass SexarbeiterInnen ungern mit ihrem eigenen Namen öffentlich auftreten (wenn man manche Beiträge in diversen Foren liest, kann man sich vorstellen, dass dies auch nicht ratsam ist). So habe ich versucht diese Lücke zu schließen und bin in Podiumsdiskussionen aber auch TV-Auftritten öffentlich aufgetreten. Mittlerweile ist eine unserer ModeratorInnen (sie ist auch in der bereits mehrfach erwähnten TV-Sendung Report zu sehen) ebenso bereit öffentlich die Rechte der SexarbeiterInnen einzufordern. In Deutschland (wir sind international tätig) ist dies mittlerweile kein Thema mehr. In Österreich (nicht zuletzt durch die immer noch geltende gesetzliche Diskriminierung (Sittenwidrigkeit)) leider immer noch ein heikles Unterfangen.

Zurückkommend auf Deine Frage: Ich respektiere und schätze die Frauen und Männer welche sexuelle Dienstleistungen anbieten genauso wie ich jede Frau und Mann respektiere und ich denke, dass Einem nicht egal sein sollte, wenn eine Personengruppe diskriminiert und diskreditiert wird.

Wir sehen SexarbeiterInnen keines Falls automatisch als Opfer an - aber natürlich würden wir, falls es doch so wäre (speziell Frauen und diverse "Randgruppen" (auch nicht SexarbeiterInnen) werden bisweilen Opfer!) keine Sekunde zögern einzugreifen bzw. Hilfestellung zu geben.

Wenn Du noch Fragen hast, bin ich gerne bereit sie zu beantworten.

Liebe Grüße

Christian
 
hallo swzwerg,

nehmen wir einmal deine person aus dem spiel. du hast einige probleme der sexarbeiterInnen angeführt: viele pflichten und mangelnde rechte. OK, du willst eine gewerkschaft, aber möchten deine schützlinge auch zum kollektivvertrag arbeiten? bei tagesumsätzen von geschätzten 1000 bis 2000 euro kann man schon ein bisschen auf die untersuchung warten. welche qualitätsmerkmale für die sexarbeit stellst du dir vor? evt eine orgasmusgarantie oder geld zurück? sollen die sexarbeiterInnen auch nach dem 10. freier noch frisch sein oder gibt es zwangspausen? bis zu welchem lebensjahr sollen sexarbeiterInnen tätig sein dürfen?
dazu kommen noch die probleme der freierInnen. viele von ihnen sind schüchties oder einfach notgeil, manche betrunken oder suchen nur jemanden zum reden. da wäre ein psychokurs auch zu empfehlen.
der sexmarkt ist wie der drogenmarkt ein anbietermarkt, d.h. die anbieter bestimmen den preis, ausnahmen bestätigen die regel. erst wenn du dich dafür einsetzt, dass es gesunde prstitution auf krankenschein gibt, hege ich sympathien für dich...

lg winnetou

Bist Du dann gleich beim Doc und läßt Dir eine 10-er Packung auf Schein verschreiben?
Und woher sollen denn Tagesumsätze von 1000 bist 2000 Euro herkommen?
Meinst Du jetzt für die gesamte Agentur oder für die einzelne Prostituierte?



Sage
 
bei tagesumsätzen von geschätzten 1000 bis 2000 euro kann man schon ein bisschen auf die untersuchung warten.

Hallo Winnetou!

Ich bin nicht hier um Sympathien zu sammeln :)

Ja ich setze mich auch dafür ein, dass Personen mit Handicap Surrogatpartnerschaften auf Krankenschein erhalten können.

Zu Deiner Schätzung darf ich Dir sagen: Ich weiß aus meinen Erfahrungen, dass Deine Annahme grundsätzlich falsch ist. Nicht einmal ein Zehntel (!) dessen was Du Dir vorstellst verdienen SexarbeiterInnen im Schnitt (natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen - aber das Gros der SexarbeiterInnen kommen nicht einmal annähernd in diese Regionen. Ich wage sogar zu behaupten: Sehr Viele SexarbeiterInnen verdienen weniger wie 100 Euro pro Arbeitstag!

Natürlich sind wir für die Erarbeitung und Einhaltung von Mindeststandards! Aber die Sittenwidrigkeit verhindert Arbeitsverträge welche dies regeln könnten! An erster Stelle würde die sexuelle Selbstbestimmung stehen! Keine SexarbeiterIn darf jemals weisungsgebunden angestellt sein. Sexarbeit ist eine selbstständige Arbeit (sieht auch die EU so).

Ich glaube, dass wir nicht so weit voneinander entfernt sind (auch wenn sich bei Dir jetzt die Haare aufstellen bei dem Gedanken) - Du möchtest für die Männer und Frauen in der Sexarbeit Rechte? Ich auch! Du möchtest Schutz für diese Personengruppe? Wir auch!

Herzliche schmunzelnde Grüße

Christian
 
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danke Christian,

natürlich sollte man nicht wegsehen, wenn irgendwo ein Unrecht geschieht oder Menschen diskriminiert werden, aber da sich Menschen normalerweise vorrangig um die Themen kümmern, mit denen sie mehr Berührung haben als mit anderen Themen, fragte ich. Deine Antwort erscheint mir relativ schlüssig, auch wenn ich Deine damaligen inneren Prozesse natürlich nicht kenne. Ehrlich erscheint mir Deine Antwort jedenfalls.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich weniger ein Problem mit den Frauen (und Männern), die diese Dienste anbieten, als mit den Menschen, die eine Nachfrage danach haben. Ich rede jetzt von gesunden Menschen, die weder alt noch behindert sind (diese beiden Gruppen, da kann ich es eher nachvollziehen).
Was bringt einen Menschen dazu, sich sexuelle Dienste zu kaufen? Sieht er die/den SexarbeiterIn eher als Mensch oder als Ware? Sind diese Menschen überhaupt in der Lage, sich über die körperliche Aktivität hinaus mit einem Menschen auch gefühlsmäßig einzulassen?
Wie bewertet ein Freier die Sexualität? Ist das einfach nur ein körperliches Bedürfnis ohne weiteren Sinn?
Sorry, meine provokativen Fragen, aber es gibt da einige Punkte, die ich einfach nicht verstehe...
 
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