Das sind doch eigentlich alles sehr gute Testfragen für die die Erleuchtung suchen.
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Sehr gute Fragen, finde ich!
Bibo
Ja, finde ich auch! Aber v.a. die von Dir in diesem Beitrag.
Lässt sich Erleuchtung "technisch" oder "methodisch" erreichen? Beruht nicht darauf unsere ganze Anstrengung? Warum sonst bemühen wir uns so (sofern wir bestimmten Schulungen folgen).
Ich glaube, die Antwort ist eine Frage der Perspektive. Und zwar: Wir neigen dazu objektivieren zu wollen, da wir Wahrheit suchen, und das ist auch nicht falsch. Wir kommen dann möglicherweise zu dem Schluss, den auch "Erwachte" oft zu kommunizieren versuchen: Objektiv ist da nicht mal "jemand", der Erleuchtung anstreben und nach Ursache-Wirkungs-Prinzip erreichen könnte. Alles ist ein ein Spiel von illusionären "Mustern", und das ICH ist eines davon... Dessen Streben und handeln erscheint dann lediglich wie ein Handeln nach Ursache-Wirkungs-Prinzip und es erscheint nur mehr oder weniger effektiv, während vermeintlich objektiv nichts davon absolut wahr ist. Weder das "Ich", noch eine Ursache-Wirkungskette.
Wenn man das durchdenkt und zu dem Schluss kommt: Okay, das könnte wahr sein, kommt man dann auch zu dem Schluss: Im Grunde ist das alles so etwas wie "Schicksal"... Erleuchtung und Befreiung ist dann das, was viele Erwachte "Gnade" nennen.
Fakt für uns bleibt aber: Wir empfinden und erfahren alles als subjektiv. Wir erfahren Ursache-Wirkung. Wir erfahren auch, dass wir nicht so einfach abschalten können indem wir sagen: "Okay... ich hab jetzt mal eben durchdacht: Mich gibts nicht, Ursache und Wirkungen sind nicht absolut wahr, also lasse ich das." Der Ablauf geht offensichtlich weiter. Gäbe es einen Knopf zur Freiheit oder den gesamten Ablauf zu beenden, wäre auch das Ursache-Wirkung.
Und wir sind auf der Suche nach diesem Knopf und wir machen Erfahrungen, die nahelegen, dass wir immer mehr der vermeintlichen Ursachen als Wirkungen erkennen, immer mehr vermeintlicher Wahrheiten als reine Überzeugung entlarven. Und genau das ist m.A.n. der Punkt, denn da bleibt es vollkommen egal ob das ganze nun Schicksal und irgendwann vielleicht mal Gnade ist, oder ein Weg den wir gehen müssen... an dem einen Punkt komme wir so oder so nicht vorbei. Entweder wir tun es willentlich oder wir werden vom Leben dazu gezwungen.
Worauf ich hinaus will ist: Es ist vollkommen egal, wie die Wahrheit objektiv aussieht. Ob es eine objektive Methode gibt oder keine. Der Witz ist ja, dass diejenigen die oft behaupten es gäbe keine Methode genau das wie eine Methode präsentieren und auch anzuwenden versuchen.
Was ist Erleuchtung, oder was glaube ich eigentlich, was sie ist - oder verfolge ich etwa ein Ziel, von dem ich keine klare Vorstellung habe?
Ich glaube, wir verfolgen nicht eine klare Vorstellung von dem "wohin will ich?", sondern lediglich von "Ich will nicht mehr leiden!". Das kann in sehr konkrete Vorstellungen münden. Der Kranke wird sagen, dass er gesund sein will, der Arme wird sich Geld wünschen, der Einsame wünscht sich jemanden der ihn liebt usw. Wenn man das aber mal "runterrechnet", ist es immer das Gleiche: Freiheit von Begrenzung, Freiheit von Mangel.
Und egal, wie wenig Mangel und Begrenzung wir erfahren, der Wunsch auch dieses letzte bisschen (wenn es denn überhaupt je nur als ein "bisschen" empfunden wird) auch noch irgendwie aufzulösen, wird Antrieb bleiben.
Und auch da wieder kann man auf die erste Frage kommen: Freier Wille und die Möglichkeit ein effektive Methode anzuwenden oder reines Schicksal, ein automatischer Ablauf? Es spielt keine Rolle.... Wir erfahren es so, wie wir es im jeweiligen Moment erfahren. Wenn es nur ein Automatismus ist, so ist dessen Zweck offensichtlich genau diese Erfahrung zu erzeugen NICHT nur Automatismus zu sein. Wenn es gar keine Objektivität gibt, wovon ich persönlich ausgehe, hat man sogar die Wahl wie man es sehen will. Und ich persönlich bin dann für freier Wille und für "ja, es gibt eine Methode... alles zu erkennen und zu hinterfragen". Sollte ich mich irren, irre ich mich ja nicht, sondern der Automatismus legt Irrtum nahe und es gehört zum unpersönlichen Spiel.
Wie ist das eigentlich zu erklären, das je mehr ich "praktiziere" desto verwirrter ich werde? Ist das nicht widersprüchlich, sollte ich nicht immer klarer und friedlicher werden anstatt immer noch verwirrter? Kann es sein, daß es zur "Schulung" gehört, daß ich immer "durchgeknallter" werde bzw. meine Durchgeknalltheit sich immer mehr zeigt, anstatt daß sie weniger wird? Und wie lässt sich das alles in Übereinstimmung bringen mit dem Gedanken, daß Erleuchtung so etwas Erstrebenswertes und Wertvolles ist, wenn die Suche nach ihr doch nur zu Chaos führt?
Meine Vermutung ist da zum Einen: Energie folgt der Aufmerksamkeit... Je näher Du dem eigentlichen Problem kommst, desto stärker wird es erst mal. Der Weg zur Wahrheit spült ja in der Regel jede Menge Leid nach oben, dem man bisher ausgewichen ist. Wir tun ja im Grunde selten mal etwas anderes. Unsere Strategien gehen immer Richtung "Substitution" und "Ablenkung". Auch viele Methoden gehören dazu...
Das ist ein Prinzip, das man überall sehen kann... Psychologisch, aber auch rein materiell. Eine Bank, die sich mit jeder Menge verschleiernder Taktiken so lange wie möglich im Geschäft hielt, wird bei einer wirklichen Sanierung zuerst mal jede Menge Lügen offenlegen müssen. Oder Griechenland... (oder auch Deutschland....)
Der wesentliche Punkt dabei ist: Solange man Dinge verschleiern kann, kann es noch einigermaßen laufen. Irgendwann funktioniert das aber nicht mehr und der Druck wird immer größer. Dann muss man sich dem widmen, dass man eigentlich gerne unter dem Teppich vergessen würde. Und das aufzuarbeiten ist zwar der Weg in die richtige Richtung, aber wird subjektiv sicherlich nicht gerade als Erfolgs-Story empfunden.
Und wie lässt sich das alles in Übereinstimmung bringen mit dem Gedanken, daß Erleuchtung so etwas Erstrebenswertes und Wertvolles ist, wenn die Suche nach ihr doch nur zu Chaos führt?
Ich weiß nicht, ob es um Erleuchtung geht. Aber ich würde mal behaupten: Das Chaos war auch schon vorher da. Der Weg führt nicht zu Chaos, sondern legt es offen... was dann so empfunden wird, als wäre es der Weg oder die Methode die das Chaos verursacht. Aber der Vergleich mit einer finanziellen Sanierung ist da vielleicht wirklich nicht so schlecht: Man schaut sich Einnahmen und Ausgaben und Schulden und Guthaben an... und all die Fehler die gemacht wurden und lange einigermaßen funktionierten werden sichtbar. Aber sie waren schon vorher da. Das hinschauen hat sie nicht verursacht. Sie haben verursacht, das man hinschauen muss.
Sollte ich nicht lieber all diese Ideen von spriritueller Schulung und Erleuchtung einfach über Bord werfen? Doch warum kann ich das einfach nicht? Warum halte ich so fest daran, daß mein Suchen Sinn macht, daß irgendwann ein Happy-End kommt? Was ist es überhaupt, das mich dazu bringt nach vollkommenem Glück zu suchen? Mangelndes Selbstvertrauen? Traumatische Kindheitserlebnisse? Ein übersteigertes Ego?
Man sucht nach der Lösung, die man als DIE Lösung ansieht. Wenn man gerade unter unerträglichen Schmerzen leidet, könnte es sein, dass man aus Erfahrung heraus lediglich sagt: DIE Lösung für diesen Moment ist Schmerzmittel.... und dann versucht man es sich zu besorgen. Wenn man einen finanziellen Engpass hat, könnte man sagen: DIE Lösung für jetzt ist, das ich irgendwie an Geld komme... Schulden etc.
Der Punkt dabei ist: Keine dieser Strategien funktioniert für immer. Selbst wenn ein Schmerzmittel eine vollkommene Heilung brächte und Schulden zu einem Lottogewinn führen sollten.... es wird weiterhin irgendwo Mangel und Begrenzung geben. Und irgendwann hat man genug von "kleinen Lösungen", die oft ja nicht mal für "kleine Probleme" funktionieren. Und dann kommt die Suche nach dem Zentral-Schlüssel.
Und m.A.n. ist die grundlegende Ursache ein Widerpart zur Vollkommenheit...
Einheit - Trennung
Freiheit - Begrenzung
Glück - Leid
Wissen - Verwirrung
Fülle - Mangel
usw.
Wir haben es mit der rechten Seite zu tun. Der interessante Punkt dabei ist: Vollkommenheit....Einheit...Freiheit usw. umfasst diese Polariäten. Freiheit wäre nicht Freiheit, bestünde nicht die Möglichkeit zur Erfahrung von Unfreiheit.
Meine Ansicht ist da: Wir spielen ein Spiel... wir "wollten" diese Erfahrungen machen. Und es ist nur dann eine wirkliche Erfahrung, wenn sie auch wirklich erscheint. Und das tut sie blöderweise.