Soldat - Freund oder Feind?

Wie steht ihr zu Soldaten, zu ihren Aufgaben (in Kriegen, bei Rettungseinsätzen, bei Katastrophen, ...) ?

Wieso möchten so viele junge Männer nicht mehr zum Bundesheer, wählen statt dessen den Zivildienst?

Ist ein Angehöriger des Bundesheeres/Bundeswehr/Army/... auf niedrigerem Niveau als der Rest?

Und vor allem:
Haben Männer die für das Bundesheer arbeiten privat etwaige psychische Störungen?

meine persönliche Entscheidung dazu: ich töte nicht auf Befehl.
Und das ist nun mal die Aufgabe von Soldaten (ja, ich weiß, es gibt diese sogenannten "humanitären" Einsätze, aber dafür ist keine Armee der Welt geschaffen worden, da sollte man sich nicht täuschen lassen...).

Was die Störungen von Soldaten angeht:
prinzipiell haben sie eine Entscheidung über ihre Existenz aus der Hand gegeben (mehr, als der "normale" Bürger das ohnehin schon tut), denn innerhalb einer Befehlskette gibt es kein "warum", (deshalb ist es ja keine Argumentationskette ;)), eigenmächtige Entscheidungen werden daher besonders disziplinarisch verfolgt. Sicher kein System, dass einer Suche nach Sinn auch nur irgendwie entgegen kommt.

Ich kenne durchaus Männer, die die Armee gebrochen hat, andere, die begeistert waren und endlich die langersehnte Ordnung gefunden haben ;)

Ich bin nicht auf dem laufenden, was das Tötungstraining bei wehrverpflichteten Soldaten angeht, aber es gibt seit Jahrzehnten aufwendige Forschungsprojekte, die der gezielten Abschaltung von Tötungshemmungen bei Soldaten dienen, mit Brechung der eigenen Persönlichkeit, brain washing und allem drum und dran, dem man sich sicher nicht ohne Schaden aussetzt.

Letztlich ist Soldatsein eine Entscheidung für die Machbarkeit von Veränderung durch Gewalt. Und wer das versucht zu verdrängen (was m.W. sehr viele Soldaten tun) wird sich in der momentanen politischen Lage über kurz oder lang mit Situationen konfrontiert sehen, die diese Verdrängung extrem erschweren, wenn man Wert auf seine psychische Unversehrtheit legt.

Mit "Freund oder Feind" hat das alles so erst mal noch nichts zu tun.
Es gibt ganz reizende Menschen, die Dienst in der Armee hinter sich haben. Mir persönlich liegen allerdings eher die, die eine kritische Distanz dazu waren konnten.
 
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Was ist mit den Soldaten selbst?
Sie erfüllen einen Auftrag, den man von zwei Seiten sehen kann.

..ja, das kann man.
Aber diese Seiten sind schon deutlich, finde ich:
entweder ich bin bereit zu töten
oder eben nicht.

Alles andere ist, da stimme ich Shimon1938 vollkommen zu,
reine Augenwischerei.

und die Frage, ob sie denn Mörder sind, stellt sich insofern nicht, als diese Bezeichnung eben eine juristische ist, die beinhaltet, dass jemand mit Vorsatz und gegen das geltende Recht jemand anderen tötet. Da haben sich die Staaten dieser Welt kurzerhand eben ein geltendes Recht geschaffen, in dem diese Definition nicht zutrifft. eigentlich ein Taschenspielertrick übelster Sorte.
 
so langsam nimmt die diskussion ein gewisses niveau an, das freude macht.

andre, vielen dank fuer Deinen sehr "professionellen" beitrag, das freut mich richtig sowas zu lesen. seine meinung vertreten, aber gleichzeitig die "gegenpartei" nicht angreifen, sondern sachlich diskutieren. sehr schoen!

ich koennte mir die finger wund schreiben, aber eigentlich hab ich gar keine zeit und es waere schwer zu lesen. deswegen fasse ich mich kurz und bitte die folgenden punkte zu beachten/ bedenken:

1. Bundeswehr/ Bundesheer ist nicht USA sondern DEU bzw. Oesterreich. auch wenn die amis von europaern abstammen ist deren mentalitaet und kultur - gerade was das soldatentum und die kriegsfuehrung (nenn ich jetzt faelschlicherweise mal so, weil's allgemein verstaendlicher ist) angeht - eine voellig unterschiedliche, das musste ich hier leider feststellen und ich moechte nur ungerne mit einem amerikaner in einen topf geworfen werden. die gruende wuerde ich gerne, kann ich aber hier nicht schreiben (knast oder freiwillig dienen ist noch das geringste uebel *hust*)

2. von einzelnem fehlverhalten der soldaten gleich auf alle soldaten zu schliessen ist schlichtweg unfair und falsch. die mehrheit sind ordentliche jungs, die sich sehr viel gedanken machen, bevor sie sich freiwillig verpflichten und schon ungefair wissen, was auf sie zu kommen kann. das wird im einstellungstest eindeutig klargestellt. ja-sager sind selber schuld.

3. wir leben in einer demokratie, wuerde die mehrheit gegen militaer sprechen, gaebe es keines mehr. waehlt eine partei, die diese einstellung vertritt oder zieht in ein land, wo ihr gluecklicher mit der politik seid. man muss als "demokrat" doch die mehrheit aktzeptieren und tolerieren, auch wenn man sich darueber manchmal aufregt. ich bin froh in einer demokratie leben zu duerfen, in anderen regierungsformen lebt es sich nicht so angenehm.

4. (aehnlich wie 1.) werft bitte nicht alle soldaten in einen topf.

gruss, muss los -fingal-
 
hier werden soldaten als mörder dargestellt, die aber ansonsten unser land verteidigen sollen??
wenn man euch bedroht sagt ihr dann ja mach mal. oder würdet ihr euch wehren???

...erstmal: ich habe Verständnis für Deine Betroffenheit, es ist die Betroffenheit, die Frauen schon seit tausenden von Jahren mit Dir teilen, und die innige Hoffnung, dass ihre Männer das Richtige tun. Das ist normal.

Aber: ich komme auch nicht bewaffnet in eure Küche, wenn ihr Euch streitet, oder?

Und inweit ich mich durch einen deutschen Soldaten irgendwo an den Krisenherden der Welt verteidigt sehe, lasse ich mal dahingestellt.

Es geht doch wohl eher um "Interessenwahrung" als um "Verteidigung", und ein Blick auf die Einsatzorte und deren strategische Bedeutung sollte auch Dir die Augen öffnen: das hunamitäre Interesse verkauft sich zwar prima, es ist aber Fassade.
Sicher ließe sich darüber streiten, ob nicht die westliche Welt ein Recht darauf hat, sich Zugang zu allen benötigten Ressourcen zu verschaffen oder zu erhalten. Das ist dann aber eine Diskussion über Macht und was man für deren Erhalt tun muss oder darf oder sollte, nicht über die persönliche Betroffenheit von Soldaten.
 
Aber eins kann ich dir sagen MIR kann man nichts einreden!!!

...solange Du dann trotzdem noch in der Lage bist, auch andere Sichtweisen nicht nur dümmlich als unqualifiziert abzutun, ist dagegen nichts ein zu wenden.
Traurig ist es dann schon (und sehr unproduktiv auch für andere) wenn Du dir auch nichts sagen lässt.... und Du nicht mehr zuhörst bzw. sorgfältig liest.
 
@greenbuddha,

ich muss Dir in gewisserweise recht geben, wenn Du von interessenwahrung sprichst.
allerdings stellt sich die frage, ob diese interessenwahrung nicht auch sinnvoll ist. ich schau jetzt nicht auf grosskonzerne und ruestungsindustrie, sondern auf die die stabilitaet weltweit. inwieweit waere deutschland aus der sicht des rests der welt glaubwuerdig, wuerden wir anfragen unseren "partnern" beizustehen verneinen? da steckt viel mehr dahinter als "nur" militaer. wirtschaft. ich glaub nicht, dass ein staendiges "raushalten" in tagen hoher arbeitslosigkeit und wichtiger internationaler handelsbeziehungen wirtschaftlich tragbar waere, es sei denn wir wollen wieder ein agrarstaat werden und von dem leben was wir auf dem acker anbauen. ich haette nichts dagegen, muss es aber nicht unbedingt so haben, ich fahr naemlich gerne motorrad z.B...
wenn man so will koennte man einerseits sagen, dass das militaer dafuer missbraucht wird, das kommt aber auf den standpunkt an, ich sehe das naemlich nicht so. ob ich nun eine strassenbaufirma im ausland infrastruktur herstellen lasse, oder soldaten hilfe leisten. fuer mich gibt's da keinen grossen unterschied.
und wie gesagt, auch wenn die diskussionen - auch im soldatenkreis - gross sind, ob und warum wir hier im einsatz sind, ich persoenlich bin gerne hier, helfe gerne, sehe gerne den fortschritt, auch wenn's langsam geht und wuerde es immer wieder tun. bin aber trotzdem am liebsten zuhause :D

gruss -fingal-
 
meine persönliche Entscheidung dazu: ich töte nicht auf Befehl.
Und das ist nun mal die Aufgabe von Soldaten (ja, ich weiß, es gibt diese sogenannten "humanitären" Einsätze, aber dafür ist keine Armee der Welt geschaffen worden, da sollte man sich nicht täuschen lassen...).

....

das seh ich ja jetzt erst. entschuldige dass ich das so direkt sagen muss, aber das ist ja nun wohl voelliger schwachsinn. denkst Du wirklich, dass ein deutscher soldat jemanden erschiesst, wenn er den befehl vom vorgesetzten bekommt?! also bitte, das war vor 65 jahren vielleicht so. und das ist auch nicht die aufgabe von deutschen soldaten. das mag jetzt makaber klingen, aber wir toeten nicht in erster linie, sondern machen kampfunfaehig, dass dabei ggf. getoetet wird laesst sich wohl nicht vermeiden (soll jetzt nicht klingen, als waere das etwas normales).
bin grad etwas sprachlos, wir soldaten muessen ja in euren augen ganz schoen blutruenstige monster sein...

und falls Du meinst, es waere das gleiche wenn eine gruppe den befehl bekommt eine stellung zu halten und dabei angreifer erschiesst, dann ist das ebenfalls nicht richtig, denn dann wird ja verteidigt und die aktion geht nicht von der defensiven gruppe aus.

ihr hoert euch teilweise an, als ob ihr die meinung haettet, soldaten wuerden es grundsaetzlich geniessen anderen menschen gewalt anzutun und zu toeten. das ist echt schade. dabei habt ihr keine ahnung wie beschissen es sich anfuehlt in eine situation zu kommen wo man denkt "scheisse das war's, ich will aber noch nicht". vielleicht kommt das auch von den filmen im kino, dieses heldentum, ohne furcht, immer drauf. alles bloedsinn.

uebrigens - ich mag kinder! koennte nur kein ganzes essen.

gruss -fingal-
 
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soldaten wuerden es grundsaetzlich geniessen anderen menschen gewalt anzutun und zu toeten

..das habe ich weder behauptet noch angedeutet, bleib mal etwas enger an meinem Beitrag, ok? (tut uns beiden besser, glaube ich :) )

Trotzdem frage ich mich, wie Du auf die Idee kommst, an der grundsätzlichen Haltung zu Befehlen habe sich etwas geändert (zumindest die damit verbundenen Bestimmungen haben sich meines Wissens nicht geändert, oder gibt es irgendwo noch eine "Ich-will-aber-niemanden-töten-und-das-steht-mir-frei"-Klausel, die ich nicht kenne?).
Das lässt sich zumindest nirgendwo auf der Welt in dieser Form ableiten.

Das ist doch das Dilemma seit eh: Soldaten laufen mit Waffen herum und werden (aus meiner Sicht als Folge) eben gezwungen, sich irgendwann dieser Waffen auch zu bedienen. Und das geschieht nicht als "blutrünstige" Tat, sondern in einer Folge von kausalen Verkettungen, von denen sicher ein bemerkenswerter Anteil ist, dass sie eben Waffen tragen und damit prinzipiell signalisieren, dass sie die auch gebrauchen.

Ich habe mich viel und ausgiebig mit Kriegsteilnehmern unterhalten, und die sind durch die Bank keine auch nur irgendwie von Gewaltanwendung begeisterten Menschen gewesen, haben sich aber trotzdem in diese Verkettung begeben (müssen, in der Regel).
 
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