Bei der Frage "Seelenverwandter/-partner" gehts doch immer nur um die Hoffnung, dass gegen alle Widerstände und gegen jedes Hindernis man einfach (wieder) zusammen sein MUSS, dass kein Weg daran vorbeiführt, dass verletzte Herz auf jeden Fall wieder heilen wird, weil der geliebte Prinz sich wieder aufs Ross schwingen wird oder Rapunzel wieder das Haar herablässt. Alles, was meist die Frage nach "Seelenbindung" aufwirft, ist Hoffnung. Hoffnung, dass es garantiert ein Happy End gibt.
Aber so leicht ist das nicht.
Erstens: wenn man von der Theorie verwandter Seelen oder Seelenpartner ausgehen will, wird einem schnell klar, dass damit nicht automatisch eine Liebesbeziehung einhergehen muss. Sondern es nicht nur um Partnerschaft, sondern Erkennen und "Lernaufgaben" geht. Wobei ich dem Argument der "Lernaufgaben" kritisch gegenüber stehe - sicherlich "lernt" man von einem Seelenpartner sehr viel, doch die "Lernaufgabe" wird auch mal schnell als Trostpflaster verwendet, wenn der andere Part einfach nicht schmusi will.
Zweitens: auf der Basis, dass nicht zwangsläufig eine Liebespartnerschaft im Sinne von "Schatzi" draus werden muss, ist es eigentlich vollkommen unerheblich, ob eine solche Verwandschaft besteht oder nicht - Schmerz ist Schmerz im Falle einer Trennung (zumindest meist für einen Part). Natürlich können utopische Erwartungen oder Hoffnungen kurzzeitig die Wunden streicheln, doch bleiben diese Erwartungen unerfüllt, bleiben sie trotzdem offen - bis die Zeit die Wunden heilt. Im Gegenteil, klammert man sich an die Hoffnung "es MUSS (wieder) werden" wie ein Ertrinkender an die Rettungsboje und bleibt die Hoffnung unerfüllt, hat man sich müde gestrampelt, ist ausgekühlt und geht unter, statt ans Ufer geschwommen zu sein.
Ich habe einen Seelenpartner gefunden. Wir hatten viele wundervolle Jahre miteinander. Nun haben wir sie nicht mehr. Unsere Verbindung verstehe ich so (empfinde ich so), dass wir uns wirklich wirklich lieben, so sehr, dass wir nicht zusammen sein müssen, um den anderen zu lieben. Egal, ob wir miteinander reden (können) oder nicht, ob wir knatschig miteinander sind, verletzt sind ectpp. Und ja, auch da kann es gewaltig krachen, es kann auseinander gehen, es kann verletzte Herzen geben - denn wir sind nicht nur Seele, wir sind Menschen, mit menschlichen Gefühlen, Egos, Befindlichkeiten. Diese "Seelensachen" sind viel weniger romantisch als meist angenommen. Es ist die selbstverständlichste und unaufgeregteste, aber auch die stabilste und großartigste Verbindung überhaupt. Seelen kann man nicht trennen - Menschen aber schon.
Also, selbst WENN sie deine Seelenpartnerin ist (und das ist nicht sicher; verliebt sein ist immer etwas Besonderes, egal was es ist), heißt das noch lange nicht, dass ihr wieder zusammen sein werdet. Klingt hart, ja. Aber eine Seelenverbindung alleine macht keine Beziehung aus, auch die Menschen müssen zusammen passen und zusammen sein wollen. Sie tut dir gut; wenn sie deine Seelenpartnerin ist, wird sie das auch weiterhin. Du kannst sie lieben, aber musst das nicht an ein Konstrukt binden. Du kannst dir weiter Hoffnungen machen und vielleicht werden sie erfüllt - vielleicht auch nicht. Du kannst aber auch ganz "normal" deine Trennung durchleben, mit allem, was dazu gehört. Dich um dich kümmern. Wunden lecken. Irgendwann aufhören, ihr die Verantwortung für dein Befinden zuzuschustern. Es überleben. Dran wachsen.
Und dann mal schauen, was kommt.
Alles Gute.