"Satanische Kulte und rituelle Gewalt" - Böhmermann

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"Das Dumme ist nur, dass man bei dieser „Satire“ nie weiß, woran man ist. Behauptet werden, wie Böhmermann sagt, „Topstorys und Powerrecherchen auf Wallraff-Niveau“, doch wenn es eng wird, ist das alles so ernst dann doch nicht gemeint."

Satanismus oder ähnliche Religiöse Gruppen die auch Menschen opferten oder missbrauchten, gab es in der Geschichte schon immer und auch Nachahmer. Es muss nicht heißen das es das auch heute nirgendwo auf der Erde gibt, nur weil vielleicht keiner aus der Elite ein Satanist ist oder weil es hier in der Region kaum vor kommt.

Das ist zwar ot aber heute werden zum Beispiel mehr Hexen ermordet als im Mittelalter und nur weil es hier keine Berichte oder Statistiken darüber gibt, heißt das auch nicht das es das nicht gibt.

Warum genau hast du die Bücher gelesen?

Zu einem Verschwörungsmythos gehören oft zwei Zutaten: Das Verbrechen und das Feindbild, welches als "die Täter" hingestellt werden.

Einige Verschwörungsmythen behandeln dabei durchaus reale Verbrechen, oder dehnen diese aus. Bei den Tätern - dem Feindbild - wird dann aber doch ordentlich geschwurbelt.

Kindesmissbrauch gibt es leider - bezweifelt und bestreitet glaube ich niemand.
Es mag dabei auch einige perverse Täter geben, die dem in Form von satanischen Ritualen noch einen "Extra-Kick" an Ekelhaftigkeit und Grausamkeit geben.

Wenn aber beispielsweise angefangen wird a priori von "Satanismus und ähnliche Religiös Gruppen" zu reden, die dann irgendwie in die Nähe von Tätern gestellt werden dadurch, wird es gefährlich... bzw. da beginnt dann der Mythos, der sich von den Fakten lostrennt. Anhand solcher Narrative werden ganze Gruppen unter Generalverdacht gestellt.

Die Psychologin Lydia Benecke, die hier im Thread auch schon mehrfach erwähnt wurde, weil sie gegen den Verschwörungsmythos der "satanic panic" anredet, bekam selbst auch schon zu hören, dass sie ja wohl dazugehören würde, weil sie selbst auch erkennbar der Goth-Szene angehört.

Das Framing von Satanimus und Missbrauch passt schön in unser Kischee-Denken, ist aber nicht wirklich durch Fakten gedeckt, die es rechtfertigen würden, dunkel gekleidete und oft gerne düster dreinblickende Menschen diese Verbrechen zuzuschreiben.

Dem Verschwörungsmythos wird dann das i-Tüpfelchen aufgesetzt, wenn man dann noch "die Eliten" - hochrangige Politiker und prominente Persönlichkeiten auch zu "Satanisten" erklärt und auch offen bezichtigt, diese Art von Verbrechen in großem Maßstab zu begehen.

Diese Narrative sind auch älter, und in früheren Jahrhunderten wurde der Antisemitismus auch damit angeheizt, dass die Juden falsch bezichtigt wurden, derartige Rituale zu vollziehen.

Und jüngst wurden diese Narrative auch im QAnon-Verschwörungsmythos-Komplex aufgegriffen, in dem die politischen Gegner von Donald Trump auf diese Art zu Kinderschändern gestempelt wurden.

Es ist wichtig und richtig, Kindesmissbrauch zu benennen; das Thema soll nicht und darf auch nicht verheimlicht oder sonstwie totgeschwiegen werden. Aber bitte dann auch drauf achten, die Täter und NUR die Täter zu benennen und nicht ganze Gruppierungen damit negativ zu framen.
 
***In diesem Thread geht es um rituellen Missbrauch durch Satanisten. Und nicht um eine Diskussion darüber, ob über das Thema überhaupt diskutiert werden soll, weil es für das Thema Missbrauch irrelevant ist. Es geht auch nicht um Exorzismus und schon gar nicht darum, hier das "Bildthema" rein zu schleppen.

Ich habe alle themenfremden Posts und die darauf Bezug nehmenden Antworten gelöscht. Jetzt ist der Thread zwar ziemlich in sich zusammen geschrumpft, aber vielleicht klappt es ja jetzt mit dem Themenbezug.***
 
Rituelle Gewalt wird definiert als eine Form planmäßiger und systematisch ausgeführter körperlicher und psychischer Gewalt, die von Gruppierungen ausgeübt wird, die ihre Handlungen in ein Glaubenssystem einbetten oder ein Glaubenssystem vortäuschen.

Dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handle, konnte bisher nicht nachgewiesen werden und wird daher eher in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien gebracht (z. B. der Satanic Panic in den USA der 1980er und 1990er Jahre oder der Rituellen-Gewalt-und-Mind-Control-Theorie). Zahlreiche Berichte über Fälle ritueller Gewalt werden auf Erinnerungsverfälschung, suggestive Befragungstechniken, reißerische Berichterstattung der Medien und Behandlungsfehler in Psychotherapien zurückgeführt.

Deutschland​

Eine Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages hielt 1998 in ihrem Abschlussbericht fest, dass es über die Verbreitung rituellen Missbrauchs vor allem in satanistischen Zusammenhängen keine gesicherten Erkenntnisse gibt.[1]

Die Sozialforscher Michael Schetsche und Renate-Berenike Schmidt fassten 2014 zusammen, dass, so stimmig die Argumentation in diesem Gefahrendiskurs intern auch erscheinen möge, sie doch an der Tatsache kranke, dass sich – außer den von auf dieses Thema spezialisierten Psychotherapeuten gesammelten Erfahrungsberichten vermeintlich Betroffener – keine Belege irgendeiner Art für die Existenz der behaupteten weltweiten satanischen Netzwerke finden ließen, weder polizeiliche, noch strafprozessuale, noch wissenschaftliche.[2]

Der Verein Sekten-Info NRW resümierte 2016, dass über 20 Jahre nach der Forderung der Kommission des Deutschen Bundestages nach empirisch wissenschaftlichen Studien, die die Existenz ritueller Gewalt belegen sollten, keine Studien vorliegen, die die Existenz der Rituellen-Gewalt-und-Mind-Control-Theorie empirisch belegen.[3]

Spiegel-Recherche 2023​

Der Spiegel berichtete 2023 über Therapeuten, die Patienten im Verlauf einer Traumatherapie die falsche Erinnerung suggerieren, dass sie von rituellem Missbrauch durch Satanisten oder anderen Kulten betroffen seien und sich aufgrund der Anwendung von Mind Control und gezielt herbeigeführter dissoziativer Identitätsstörungen nur nicht an diesen Missbrauch erinnern könnten. So würden psychisch kranke Menschen durch eine vermeintliche Traumatherapie weiter traumatisiert. Renommierte Fachleute, wie die Traumatherapeutin Michaela Huber, befeuerten diesen Irrglauben durch unzählige Veröffentlichungen, Fortbildungen und Fachtagungen. Dadurch seien vielfältige fehlgeleitete Hilfsangebote geschaffen worden und auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung richtete ein Hilfetelefon ein. „Dabei ist vieles, was in der Szene als Tatsache verbreitet wird, offensichtlicher Unsinn. (...) Geht es um Verbrechen kultischer Täterkreise, fehlten in den Gewaltschilderungen angeblich Betroffener stets nachprüfbare Indizien wie Angaben zu Tatorten, Namen, Verletzungsmustern.“[8] Das Bistum Münster schloss daraufhin ihre Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt, die im Artikel explizit genannt wurde.[9]

 
Die Psychologin Julia Shaw hat zum Thema falsche Erinnerungen geforscht und auch ein populärwissenschaftliches Buch geschrieben, was ich vor ein paar Jahren mal gelesen habe:

Sie erwähnt darin zumindest auch die falschen Erinnerungen bzgl. rituellem (satanischen) Missbrauch. Spannend, falls man etwas tiefer in die Grundlagen dieses Themas eintauchen will.
 
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