Hallo!
Ich finde es sehr interessant, Aussagen aus der Quantenphysik als Bild-Material zur Darstellung meiner Anschaung von mir selbst und meiner Welt zu benutzen. Um dabei nicht völligen Unsinn zu denken und zu schreiben, lese ich ab und zu ein Buch über Quantenphysik und Philosophie (ein allgemeinverständliches, zugegeben
)
Vor einiger Zeit habe ich folgenden Text in einem anderen Forum geschrieben unter dem Titel:
Die Quantenphysik und ich. Vielleicht kann er hier auch zur Diskussion anregen.
Zur Zeit lese ich ein sehr interessantes Buch: "Das bewusste Universum" von Amit Goswami. Es geht um die Verbindung zwischen den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft (vor allem der Quantenphysik) und den uralten spirituellen Traditionen des Ostens. Der Autor als Sohn eines indischen spirituellen Leheres und Physiker hat Beziehung zu beiden.
Gestern gab mir eine Stelle in dem Buch sehr zu denken. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob der Mond da sei, wenn wir nicht zu ihm hinschauen. Bei Quanten-Objekten (kleinen Teilchen wie Photonen oder Elektronen) ist man in der Physik zu dem Schluss gekommen, dass sie nur dann als Teilchen existieren, wenn sie beobachtet werden. Zwischen den Beobachtungen gibt es nur eine Wahrscheinlichkeits-Welle, deren Gleichung besagt, wo das Objekt sich potentiell - möglicherweise - aufhält. Es ist nicht in Raum und Zeit manifestiert.
Der Mond ist kein kleines Teilchen, aber er besteht ganz und gar aus ihnen. Also - so schließen manche Physiker - existiert auch er zwischen den Beobachtungen nur potentiell - als Möglichkeit. Beim Mond scheint mir das allerdings eine eher theoretische Überlegung zu sein, denn in der Praxis wird er wohl ständig von irgend jemandem beobachtet. Es trifft sich aber mit der Auffassung der spirituellen Traditionen, dass Subjekt und Objekt - Beobachter und Gegenstand - gemeinsam aus dem ungeschaffenen Bewusstsein hervor gehen.
Der Mond ist nur ein Beispiel. Wie ist es denn mit mir, habe ich mich gefragt. Ich bin auch kein kleines Teilchen, bestehe aber aus ihnen. Bin ich auch nicht da, wenn ich nicht angeschaut werde und wenn ich mich selbst nicht anschaue?
Hier geht es um die Frage nach der Existenz eines abgetrennten Ich. Mir scheint, es ist ein Produkt der Vorstellung.
Es mag sein, dass ich zugleich existiere und nicht existiere. Das ist das Los des Ich als Objekt.
Mit dem Ich als Subjekt ist es auch nicht so einfach, wie ich manchmal glauben möchte. "Der Beobachter" in der Quantenphysik ist kein Idividuum, sondern einfach Bewusstsein. Sonst wäre es so, dass verschiedene Physiker beim gleichen Versuch verschiedene Ergebnisse bekommen könnten. Das ist aber nicht so: bei gleicher Versuchsanordnung ist das Ergebnis gleich, egal welches Individuum schaut, wichtig ist nur, dass geschaut wird.
Amit Goswami schreibt in "Das bewusste Universum": "... es gibt kein individuelles Ich, welches im Gegensatz zu anderen "Ichs" sieht. Erwin Schrödinger hatte recht, als er sagte, dass 'das Bewusstsein nie in der Mehrzahl, immer nur in der Einzahl erlebt wird'". (Darum ist es sprachlich auch nicht möglich die Mehrzahl von "Bewusstsein" zu bilden.)
Das eine Bewusstsein schaut auch nur eine Wirklichkeit. Woher kommen dann die Unterschiede in der Wahrnehmung? Aus der Illusion des Getrenntseins?
Herzliche Grüße
Marjul