seelchen79
Neues Mitglied
- Registriert
- 1. Mai 2008
- Beiträge
- 2
Hallo,
durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen.
Meine Mutter hat sich letzte Woche, am Mittwoch, das Leben genommen. Es waren sehr tragische Umstände. Sie war erst seit dem Vortag in einer psychosomatischen Station, von der wir ihr alle sagten, dass es das Richtige für sie wäre und man ihr dort sicher helfen könne. Aber sie hatte solche Angst dort, solch goße Angst, die auch noch von den anderen Patienten verstärkt wurde. Die Ärzte haben sich nicht bemüht, herauszufinden, was in ihr vorgeht, sogar noch gescherzt: Na, wie lange wollen wir denn bleiben, zwei Monate, zwei Jahre?
Die Vorgeschichte ist schon länger: Seit einem Auffahrunfall (unverschuldet) war sie nicht mehr die selbe, bekam dann auch noch einen Hörsturz mit Tinnitus, hatte einen Druck im Kopf. Da ich Psychologie studiere, dachte ich, erkennen zu können, dass sie therapeutische Hilfe braucht...Aber stattdessen haben alle einfach nur an ihr rumgedoktert. Ich befürchte, das alles hat sie nur noch kränker gemacht!
Jedenfalls hatte sie es in den letzten Monaten schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Und letzte Woche dann muss ihr der schlimme Aufenthalt in der Psychiatrie den Rest gegeben haben. Sie hat uns noch am Telefon gesagt, sie hält es kaum aus, und kurz vor ihrem Tod noch zu meinem Vater gemeint: Bitte hilf mir. Er wäre ein paar Stunden danach gekommen, um sie abzuholen. Sie ist aber morgens nach dem Frühstück einfach gegangen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Dann ist sie in ihren Tod gesprungen.
Immer wieder habe ich die Bilder im Kopf, sie laufen automatisch ab, wie wohl ihre letzten Minuten abgelaufen sind. Wie allein sie gewesen sein muss, wie wohl ihr Gesichtsausdruck war, als sie dort oben stand, und immer wieder denke ich nur: Arme, arme Mama. Arme Mama. Wie muss ihr letzter Moment gewesen sein. Hoffentlich hatte sie keine Schmerzen. Es ist so schrecklich sich das vorzustellen.
Wir haben uns noch alle von ihr verabschiedet bei der Aufbahrung. Alle, außer meinen zwei Kindern, die ihre Oma so nicht sehen sollten. Sie sind von ihr mit großgezogen worden, denn wir leben im Elternhaus. Meine Mutter war eine ganz liebe Oma, die Enkel haben ihr alles bedeutet. Sie wollte sie doch so gerne noch aufwachsen sehen! Sie wollte doch noch sehen, wenn mein Bruder mal Kinder hat! Das alles ist so unfassbar...sie soll einfach nie wieder mit uns reden, lachen, einfach da sein?? Es ist so schwer, warum musste sie gehen? Sie hat doch eigentlich gerne gelebt. Ich glaube, die ganzen Medikamente der Psychiater haben sie erst richtig krank gemacht. Sie muss das gespürt haben, denn sie wollte das Zeug nie wirklich nehmen. Ich habe ihr aber immer gesagt, das seien nur die Nebenwirkungen am Anfang, alles würde besser werden. Ich fühle mich so schuldig, so schrecklich schuldig. Und vermisse sie so sehr. Fühle mich irgendwie auch total alleingelassen, obwohl ich schon 29 bin. Aber das ist doch noch kein Alter, um seine Mama zu verlieren. Die Enkelkinder...mein Sohn ist 7 1/2 und die Kleine wird erst 3. Wird sie sich überhaupt an die liebe Oma erinnern? Sie sagt, dass sie die Oma sehen kann und redet auch mit ihr. Ihr Bruder sagt, er kann die Oma in seinem Kopf hören. Aber ich kann sie nicht hören und spüren. Wieso gibt sie kein Zeichen? Wieso kann ich nichts wahrnehmen? Jeder ist dabei, sich wieder halbwegs zu fangen, zumindest scheint es mir so, nur mir gehts nicht viel besser als letzte Woche. Ich habe einfach keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Es muss, das sagt mir jeder. Aber wie? Mein Bruder ist jünger als ich, eigentlich sollte ich ihn trösten, stattdessen ist es umgekehrt.
Gerade sagt meine Kleine, die Oma soll wieder kommen. Das macht mich so fertig. Oft, wenn ich weine, streichelt sie mich und meint, die Oma kommt sicher mal wieder. Oh Gott... Wenn ich wenigstens noch einmal mit ihr sprechen könnte, sie fragen könnte warum, und ob es ihr gut geht. Ihr sagen, dass ich sie sehr liebe, dass sie mir bitte verzeihen soll.
Habe heute geträumt, sie hat überlebt und wir sind zusammengesessen. Dann habe ich auf ein schwarzes Buch am Tisch gedeutet und gesagt, Gott sei Dank hab ich an das Buch gedacht, sonst hättest du nicht überlebt. Und ich habe im Traum Gott gedankt für das Wunder. Dann nach dem Aufwachen kam wieder die Realität. Besonders morgens ist es so schlimm.
Wird das Leben je wieder normal? Im Moment ist das alles so unwirklich und doch als schreckliche Gewissheit immer da.
Danke fürs Zuhören.
Kerstin
durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen.
Meine Mutter hat sich letzte Woche, am Mittwoch, das Leben genommen. Es waren sehr tragische Umstände. Sie war erst seit dem Vortag in einer psychosomatischen Station, von der wir ihr alle sagten, dass es das Richtige für sie wäre und man ihr dort sicher helfen könne. Aber sie hatte solche Angst dort, solch goße Angst, die auch noch von den anderen Patienten verstärkt wurde. Die Ärzte haben sich nicht bemüht, herauszufinden, was in ihr vorgeht, sogar noch gescherzt: Na, wie lange wollen wir denn bleiben, zwei Monate, zwei Jahre?
Die Vorgeschichte ist schon länger: Seit einem Auffahrunfall (unverschuldet) war sie nicht mehr die selbe, bekam dann auch noch einen Hörsturz mit Tinnitus, hatte einen Druck im Kopf. Da ich Psychologie studiere, dachte ich, erkennen zu können, dass sie therapeutische Hilfe braucht...Aber stattdessen haben alle einfach nur an ihr rumgedoktert. Ich befürchte, das alles hat sie nur noch kränker gemacht!
Jedenfalls hatte sie es in den letzten Monaten schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Und letzte Woche dann muss ihr der schlimme Aufenthalt in der Psychiatrie den Rest gegeben haben. Sie hat uns noch am Telefon gesagt, sie hält es kaum aus, und kurz vor ihrem Tod noch zu meinem Vater gemeint: Bitte hilf mir. Er wäre ein paar Stunden danach gekommen, um sie abzuholen. Sie ist aber morgens nach dem Frühstück einfach gegangen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Dann ist sie in ihren Tod gesprungen.
Immer wieder habe ich die Bilder im Kopf, sie laufen automatisch ab, wie wohl ihre letzten Minuten abgelaufen sind. Wie allein sie gewesen sein muss, wie wohl ihr Gesichtsausdruck war, als sie dort oben stand, und immer wieder denke ich nur: Arme, arme Mama. Arme Mama. Wie muss ihr letzter Moment gewesen sein. Hoffentlich hatte sie keine Schmerzen. Es ist so schrecklich sich das vorzustellen.
Wir haben uns noch alle von ihr verabschiedet bei der Aufbahrung. Alle, außer meinen zwei Kindern, die ihre Oma so nicht sehen sollten. Sie sind von ihr mit großgezogen worden, denn wir leben im Elternhaus. Meine Mutter war eine ganz liebe Oma, die Enkel haben ihr alles bedeutet. Sie wollte sie doch so gerne noch aufwachsen sehen! Sie wollte doch noch sehen, wenn mein Bruder mal Kinder hat! Das alles ist so unfassbar...sie soll einfach nie wieder mit uns reden, lachen, einfach da sein?? Es ist so schwer, warum musste sie gehen? Sie hat doch eigentlich gerne gelebt. Ich glaube, die ganzen Medikamente der Psychiater haben sie erst richtig krank gemacht. Sie muss das gespürt haben, denn sie wollte das Zeug nie wirklich nehmen. Ich habe ihr aber immer gesagt, das seien nur die Nebenwirkungen am Anfang, alles würde besser werden. Ich fühle mich so schuldig, so schrecklich schuldig. Und vermisse sie so sehr. Fühle mich irgendwie auch total alleingelassen, obwohl ich schon 29 bin. Aber das ist doch noch kein Alter, um seine Mama zu verlieren. Die Enkelkinder...mein Sohn ist 7 1/2 und die Kleine wird erst 3. Wird sie sich überhaupt an die liebe Oma erinnern? Sie sagt, dass sie die Oma sehen kann und redet auch mit ihr. Ihr Bruder sagt, er kann die Oma in seinem Kopf hören. Aber ich kann sie nicht hören und spüren. Wieso gibt sie kein Zeichen? Wieso kann ich nichts wahrnehmen? Jeder ist dabei, sich wieder halbwegs zu fangen, zumindest scheint es mir so, nur mir gehts nicht viel besser als letzte Woche. Ich habe einfach keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Es muss, das sagt mir jeder. Aber wie? Mein Bruder ist jünger als ich, eigentlich sollte ich ihn trösten, stattdessen ist es umgekehrt.
Gerade sagt meine Kleine, die Oma soll wieder kommen. Das macht mich so fertig. Oft, wenn ich weine, streichelt sie mich und meint, die Oma kommt sicher mal wieder. Oh Gott... Wenn ich wenigstens noch einmal mit ihr sprechen könnte, sie fragen könnte warum, und ob es ihr gut geht. Ihr sagen, dass ich sie sehr liebe, dass sie mir bitte verzeihen soll.
Habe heute geträumt, sie hat überlebt und wir sind zusammengesessen. Dann habe ich auf ein schwarzes Buch am Tisch gedeutet und gesagt, Gott sei Dank hab ich an das Buch gedacht, sonst hättest du nicht überlebt. Und ich habe im Traum Gott gedankt für das Wunder. Dann nach dem Aufwachen kam wieder die Realität. Besonders morgens ist es so schlimm.
Wird das Leben je wieder normal? Im Moment ist das alles so unwirklich und doch als schreckliche Gewissheit immer da.
Danke fürs Zuhören.
Kerstin