Computer beweist die Existenz Gottes
Neue Perspektiven für eine Computer-assistierte Metaphysik: Wissenschaftler aus Berlin und Wien haben Kurt Gödels berühmten Gottesbeweis mit einem Computerprogramm bestätigt
Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und der TU Wien ist es gelungen, Kurt Gödels berühmten Gottesbeweis mit Computern zu überprüfen. Die Wissenschaftler haben Automatisches Theorembeweisen eingesetzt , eine Technik , die bis heute vor allem für mathematische Fragestellungen verwendet wurde. Einen ersten Bericht von Christoph Benzmüller und Bruno Woltzenlogel Paleo zum neuen, automatisierten Gottesbeweis Gödels findet man in arXiv: Formalization, Mechanization and Automation of Gödel's Proof of God's Existence.Der KI-Wissenschaftler Prof. Dr. Raul Rojas hat mit Prof. Dr. Christoph Benzmüller vom Fachbereich Mathematik und Informatik, AG Intelligente Systeme und Robotik, für Telepolis gesprochen.
Herr Benzmüller, was hat Ihr Computer bewiesen?
Christoph Benzmüller: Im Nachlass von Kurt Gödel findet sich ein so genannter Gottesbeweis --- man spricht auch von einem ontologischen Beweis bzw. ontologischen Argument. Eigentlich sind zwei Varianten von Gödels ontologischem Beweis bekannt und diese Varianten unterscheiden sich in Details. Gödels ontologischer Beweis wurde in zahlreichen Publikationen von Philosophen studiert. Dabei wurden die Wahl der Begriffe, die einzelnen Argumentationsschritte und auch der verwendete Logikformalismus kritisch hinterfragt. Solche Studien erfolgten bisher ausschließlich mit Papier und Bleistift, was bekanntlich recht fehleranfällig ist.
Mit meinem Kollegen Bruno Woltzenlogel-Paleo von der TU Wien ist es mir nun gelungen, eine Variante von Gödels Gottesbeweis zu formalisieren und im Computer mit höchster mathematischer Präzision zu überprüfen. Sogar die Konsistenz der Grundannahmen wurde dabei von vom Computer belegt. Wir können nun also mit großer Gewissheit behaupten: Die logische Argumentationskette in diesem Gottesbeweis ist nachweisbar korrekt. Zudem konnten wir zeigen, dass die nicht-triviale Beweisführung vom Computer größtenteils vollautomatisch erzeugt werden kann. Das hatten wir nicht erwartet.