Alice94
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Ich würde sagen, das Bewusstsein beobachtet sich durch das Zentralnervensystem (weil dieses eine Metaebene konstruiert) selbst. Sogesehen ist wenigstens Selbstbewusstsein tatsächlich eine Funktion des Gehirns.
Die Tatsache, dass bis zum heutigen Tage keine neuronalen Korrelate bewusster Willensakte identifiziert werden können, kann man als Indiz für die dualistische Interpretation des Bewusstseins werten, oder? Es spricht dafür, dass das menschliche Bewusstsein tatsächlich nicht reduzierbar ist auf diverse Hirnaktivitäten, wobei man selbstverständlich immer einwenden kann, dass die Ermittlung solcher neurophysiologischen Substrate des bewussten Wollens halt nur NOCH nicht gelungen sei...
Ehrlich gesagt bedeutet eine Gehirnaktivität 0,35 sec vor der bewußten Entscheidung nicht, dass man das dann nicht wirklich selbst gewollt hat.
Das mag sein. Allerdings wird dieses elektrische Signal als Aktivierungs- bzw. Vorbereitungsaktivität des Motorkortex' interpretiert. Das bedeutet, dass das bewusste Wollen nicht kausal verantwortlich sein kann für eine willkürliche Handlung, weil selbige bereits vor dem konkreten Willensentschluss vom Gehirn geplant war... Zumindest, wenn man die Versuchsanordnungen und die neurowissenschaftlichen Deutungsmuster dieses Experimentes akzeptiert...
Ich frage mich, ob das bewusste Wollen, das ja ebenfalls VOR der ersten Bewegung auftritt (ca. 200ms), tatsächlich komplett nutzlos sein soll/kann. Möglicherweise besitzt es ja die Funktion, dass ein Bereitschaftspotential tatsächlich anschließend zur Tat führt? Immerhin konnte experimentell festgestellt werden, dass nicht JEDES Bereitschaftspotential auch eine Willkürhandlung nach sich zieht. Es muss demnach Faktoren geben, die die unterschiedlichen Ausgänge der Aktivität des Bereitschaftspotentials beeinflussen.
Soweit ich informiert bin, führt jedes elektrische Aktionspotential, das die präsynaptische Membran eines Neurons erreicht, mit nur einer 25%igen Wahrscheinlichkeit zu biochemischen Emission, die ein Mini-Signal zum ankoppelnden Neuron überträgt. Für die Induktion eines Nervenimpulses sind nun aber vielzählige solcher Neurotransmitter-Freisetzungen notwendig, denn nur deren Addition überschreitet den gegebenen Schwellenwert. Aus meiner Sicht reichen solche zufälligen Exozytosen an den Synapsen also nicht aus, um zu einer bewussten Bewegung zu führen. Vielleicht spielt das bewusste Wollen hierbei eine relevante Rolle, indem es diese minimale Wahrscheinlichkeit der Exozytosen maximiert?! Das könnte erklären, warum es verschiedene Ausgänge des Bereitschaftspotentials gibt und weshalb das bewusste Wollen stets VOR willkürlichen Handlungen auftritt...