Lebenstrieb technischer Systeme

Dies bedeutete wohl, dass aufgrund der genetischen Variabilität von Organismen der Mensch wirklich nicht "mehr" wäre als seine individuelle genetische Ausstattung und seine biographische Lebenserfahrung, wonach das Gehirn Entscheidungen fällt.

Kann man das glauben?
Hallo Alice, warum hast Du ein Problem damit, das zu glauben? Die Biologie zeigt es uns doch so. Ich habe der Biologie bisher eigentlich immer geglaubt.

Du nicht? Und warum nicht? Ist es eine biologische Funktion Deiner Gene und Deiner Biographie, daß Du dir diese Fragen stellst? Dann hätte die Biologie recht, wie ich finde. Dein Gehirn hat die Entscheidung zu Deiner Frage nur getroffen, weil Du ein Mensch bist und weil Du deine Biographie hast. Auch Deine Wortwahl erfolgt nur wegen Deiner genetischen Ausstattung und wegen der Lerninhalte, die Deine Sprache im Laufe Deiner Biographie herangebildet haben. Auch das Bild von Gott, von Leben nach dem Tod, von einem "Geist, der grösser ist als der Menschliche" sind nur das Ergebnis Deiner biologischen Funktion und Deiner Lerninhalte.

Gedanken zum Beispiel, auch die an eine Transzendenz, entstehen doch in der Tat nur, weil wir eine Biographie haben, in denen wir als Individuen anderen Menschen begegnet sind und uns die Sprache angeeignet haben. Ohne das Zutun der Biographie entsteht Sprache im Menschen nicht. Daran sieht man: genetische Veranlagungen müssen zum Teil aktiviert werden. Zum Teil, weil z.B. jeder Mensch feststellen wird, daß es sich am besten aufrecht geht. Der Mensch muß keinerlei Ahnung davon haben, daß er ein Mensch ist und daß es noch andere Menschen gibt, um das zu entdecken. (Die Frage ist lediglich, ob die Umwelt so gestaltet ist, daß er aufrecht am ehesten überlebt. Dann kann man davon ausgehen, daß er aufrecht weitergeht, statt nach dem Herumblicken in aufrechtem Stand wieder die Hände zum Abstützen vom Boden mitzubenutzen. Auch das gibt unser Bewegungsapparat nämlich einwandfrei her, wie Kinder täglich beweisen. Wir verlernen es nur, weil die Menschen sich so freuen und uns loben, damit wir stehen. Sie versuchen immer wieder, uns auf die Beine zu stellen und daher entwickeln wir diese Fähigkeit dann vollends aus. Sie überdeckt dann andere biologische Informationen wie das Krabbeln, weil wir lernfähig sind. Vielmehr: unser Gehirn ist lernfähig im engeren Sinne.)

Jede Deiner Fragen entsteht also nur, weil Du Sprache erlernt hast. Weil Du denken kannst. Weil Du glauben kannst. Und all dies sind biologische Funktionen.

Die Frage ist, inwieweit sich das Universum um uns Menschen kümmert und uns nach dem Tode einen nichtsichtbaren Raum zur Verfügung stellt, in dem wir bleiben können. (Ich muß lachen, wenn ich daran denke - ein gutes Zeichen.) Wie betrachtest Du diese Frage? Wenn alle Vorstellung "hausgemacht" ist, auch und gerade diejenige Vorstellung vom Glauben und dem Leben nach dem Tod, dann hätte die Biologie ja recht. Und nicht etwa unrecht. Ein Leben nach dem Tod ist dann während des Lebens ein interessanter Inhalt, aber nach dem Tod wird das Leben nach dem Tod vernachlässigbar. (ähnlich, wie man das Leben während des Lebens vernachlässigen kann.)

Die Frage ist für mich weiter, ob man schon bereit ist, einen Himmel ohne Rosen und bunte Farben und ein Gefühl, das man sich während des Lebens ersehnt oder irgendeine Form von Sicherheit, die man im Leben vermißt, zu akzeptieren. Dann kann man auch die Biologie verstehen, denke ich. Vorher widerspricht man ihr, weil man ihr nicht glauben kann. Wie viel schöner wäre es, dem Ergebnis unserer Lerninhalte und unserer genetischen Funktionen zu glauben, daß wir unsere Lieben nach dem Tode wiedersehen werden. Glaubst Du daran?


lg
 
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