Inzest - und wie nach der Aufstellung realer Umgang mit den Leuten..

Dazu gehört aber auch, dass man dem Opfer zuhört - und nicht sagt: "Das solltest Du so aber jetzt nicht tun!" Denn damit hindert man den Geschädigten ein weiteres Mal, sich und seine Gefühle auszudrücken. Das ist mE eine Fortsetzung des Missbrauchs. Denn schon als Kind durfte dieser Mensch seinen Empfindungen keinen Ausdruck verleihen.

Natürlich! Das Opfer muss ernst genommen werden und die Tat nicht verharmlost.
Das Opfer fühlt sich ohnehin schon minderwertig und beschmutzt.

Ich finde es wird zuviel Energie und Aufmerksamkeit den Tätern 'geschenkt' obwohl es die Opfer nötiger hätten.

Aber hier geht es ja um FA von der ich keinerlei Ahnung oder gar Erfahrungen habe.

Mein Beitrag bezog sich nur allgemein zu dem Täter-Opfer-Thema.
 
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Und wenn ers nicht tut?
Muss dann das Opfer leidendes Opfer bleiben?
Ohne jegliche Chance auf Heilung?

Sicher nicht! Wofür gibt es Stellvertreter? Von einem Stellvertreter gesagt zu bekommen, du kannst nichts dafür, es tut mir leid, ist ebenfalls sehr erleichternd! Das wird den Täter nicht entlasten, der muss sich seiner Tat, bzw. den dazu gehörigen Emotionen, halt irgendwann anders mal stellen.
 
Hallo ChrisTina
Wenn der Täter verstorben ist, kann er ja auch nicht mehr um Verzeihung bitten.
Die Heilung liegt in der Zeit und das ist nicht in ein paar Jahren zu schaffen.
Ob der Vater nun um Verzeihung bittet oder nicht hilft im Grunde garnichts.
Vielleicht tut es bis zu einem gewissen Grad gut, aber die intensive Arbeit an sich selbst wird deshalb nicht leichter.
Deswegen macht es auch keinen Sinn auf die Eltern zuzugehen.
Die Wunden heilen sehr langsam. In den meisten Fällen dauert es Jahrzehnte.
Man muß solange durch die beklemmenden schmerzhaften Gefühle durch, bis sie langsam aber sicher abklingen. Anfangs ist es noch schwer, aber irgendwann beginnt man das Kind in einem zu lieben und dann kann man loslassen und vergeben.
catwoman
 
Das sehe ich auch so.

Ich kann als Geschädigter den Täter ja nur auf das Unrecht aufmerksam machen, daß er mir angetan hat und ihm die Schäden, die bei mir dadurch entstanden sind aufzeigen.
Wenn der Täter das nicht ertragen kann und die Konsequenzen abwehrt ist das sein Problem. Das ist natürlich extrem enttäuschend und schmerzlich.
Dem Geschädigten bleibt dann nur der Ausweg sich zu distanzieren, um sich vor einer Fortsetzung der Verletzungen zu schützen.
Mehr als ein offenes und ehrliches Beziehungsangebot kann der Geschädigte nicht machen, ansonsten müsste er ja wieder in die geforderte Opferrolle zurückgehen.
Letztendlich braucht er zur Heilung nicht die Anerkennung des Täters, sondern seine eigene Erkenntnis dafür, daß ihm etwas traumatisches, zerstörerisches geschehen ist, daß ihm keine Liebe zuteil wurde, daß er missbraucht und ausgenutzt wurde.
Hilfe und Anerkennung findet er dabei eher bei außenstehenden Personen, Therapeuten, oder halt Stellvertretern, die die verdrehte Sichtweise/Leugnungen des Täter wieder zurechtrücken.
Letztendlich geht es ja darum aus der Abhängigkeit vom Täter herauszukommen, die einen seine Sichtweise/Leugnung einnehmen ließ um zu überleben.
Nur deshalb hat der Geschädigte sich auf die Opferrolle eingelassen und mußte sich damit selbst verlassen.
Das gilt es rückgängig zu machen, mit oder ohne Reue des Täters.
Manchmal möchte der Täter sich im Alter auch aussöhnen und bittet um Verzeihung ohne Einsicht in seine Taten und deren Folgen, das ist genauso traumatisch für den Geschädigten.

Yoni
 
Ich finde es sehr gut den Punkt anzusprechen, dass man ohne die "Reue / Einsicht" des "Täters" auch Heilung erfährt.

Ich frage mich immer, wenn ich solche Muster mir anschaue wo war eigentlich der Ursprung wo alles angefangen hat. Es zeigt sich immer wieder eine Kette von anderen Abwertungen und Abhängigkeiten. Also bietet dieses Ereignis trotz Schmerz und Trauma viel Potenzial für eine ganzheitliche Heilung und Entwicklung / Bewusstwerdung.

Solange man sich nur auf das Ereignis fokussiert und nicht bis zum Ursprung geht passieren Abwertungen weiter. Entweder löst man das Pro - blem oder man wird früher oder später selber zum Täter (in welcher Form auch immer). Es frisst einem buchstäblich auf und man verwandelt sich in etwas was man gar nicht mehr kennt und lieben kann.

Also die Gefühle nicht verdrängen oder wegsperren, sondern spüren, hindurch gehen und Freiheit finden.
 
Hallo an alle,

nun, nachdem ich alle Antworten gelesen habe, möchte ich zum besseren Verständnis etwas hinzufügen:

Der Missbrauch kam heraus: In der Psychoanalyse, Traumanalyse in einer Hypnosetherapie und in einer Rückführung. Alles haben Profis gemacht, ich bin bewusst auf seriöse Fachleute zugegangen. Das einzige wo ein anderes Ergebnis herauskam war die Familienaufstellung. Wobei die Aufstellungsleitung schon zu Beginn gesagt hat, dass sie eh schon weiss wie es ausgeht...... deswegen bin ich auch sehr verunsichert über diese Aufstellung, da ich in der Rückführung und in der Hypnosesitzung sogar körperlich wie ein gewundener Wurm reagiert habe, mich wehren wollte usw... kann ich sowas nur schauspielern? ich denke nicht.
Das schwierige ist, dass der Missbrauch nun an meinem Sohn weitergeangen wäre (badewannenrand wurde er (vater) dermassen notgeil (augenausdruck, atmung) dass ich meinen kleinen gepackt habe und sofort heim bin). Ich war vor einem Jahr bereit das ganze auch als mein Karma anzuerkennen und mit meinem Vater nochmal von vorn zu beginnen. Nur macht mir mein Herz und meine Seele einen Strich durch die Rechnung, auf der einen seite will mein inneres kind friedn und auf der anderen seite ist die angst dass es wieder so weitergeht, versteht ihr...
ich will meinen kindern seine grosseltern nicht vorenthalten aber meinerseits ist einfach kein vertrauen da...vergebe ich zuwenig? bin ich zu egozentrisch?

gruss tina
 
ach ja, auf meinen vorwurf, (wegen meines sohnens und der badewanne) meinte er nur : er habe noch NIE ein sexuelles gefühl einem kind gegenüber gehabt, geschweige denn mich jemals missbraucht...

so und nun habe ich dann diese ergebnisse aus den verschiedensten therapien, die eine andere sprache sprechen.

versteht ihr wie das ist?
 
wieso ich ncihts mehr "weiss", das liegt daran , dass ich es letztes jahr wieder wusste, nachdem ich finanziell nicht mehr abhängig war, nur bekam ich danach einen brief von meinen eltern, wenn ich irgendetwas im ort herumerzählen würde, bekäme ich ärger per rechtsanwalt. nun ja, jetzt melde ich mich zwar auch öffentlich zu wort, aber anonym, ausserdem tut es gut, endlich mal nicht mehr schweigen zu müssen, wenn man immer gesagt bekommt DU LÜGST, beweise es endlich
 
Ich finde etwas ziemlich bedenklich, wenn jemand schon im Vorfeld bei einer FA sagt wie es ausgeht, dann ist es schwierig die "Wahrheit" ans Licht zu bringen. Dies nur so am Rande...

Ich stelle hier wieder mal die Frage was willst du wirklich? Willst du die "Wahrheit" oder willst Frieden / Heilung finden. Ich verstehe nur eines nicht wirklich, wenn du soviel Therapie gemachst hast, warum sind weder die Ängste weg noch das Trauma gelöst.

Jetzt wird es noch verrückter, vielleicht kommt dieser Missbrauch ja gar nicht aus diesem Leben.

Ich verstehe deine Verwirrung und Angst total, aber mir kommt es vor wie du feststeckst und du dein Leben gar nicht mehr bewusst lebst, sondern sich alles um diesen Missbrauch dreht.
 
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Der Missbrauch kam heraus: In der Psychoanalyse, Traumanalyse in einer Hypnosetherapie und in einer Rückführung. Alles haben Profis gemacht, ich bin bewusst auf seriöse Fachleute zugegangen. Das einzige wo ein anderes Ergebnis herauskam war die Familienaufstellung. Wobei die Aufstellungsleitung schon zu Beginn gesagt hat, dass sie eh schon weiss wie es ausgeht...
Da stellt sich mir die gleiche Frage wie Ursula: Was ist das für ein Profi, der von vornherein weiß, wie's ausgeht? Und wieso eine Therapie nach der anderen? Oder gleichzeitig mehrere? Und inwiefern führt eine Therapie zu einem "Ergebnis"? Offenbar doch nur dann, wenn jemand Therapien dazu benutzt, um scheinbare Tatsachenfeststellungen zu erlangen und abzusichern, die das Selbstbild erhärten. An sich münden Therapien ja nicht in Ergebnisse, sondern in Prozesse, in Wege, das Leben mit mehr Beziehung zu sich selbst, mit mehr Eigenliebe zu leben, mit dem Mut, aus unproduktiven Kreisläufen auszubrechen... wobei sich mir auch noch andere Fragen stellen: Eine Psychoanalyse (wenn es eine im klassischen Sinn ist) dauert Minimum zig Sitzungen... hast Du absolviert? Eine Rückführung hat nach meinem Verständnis vorgeburtliche Phänomene zum Thema (aber da mag ich mich irren, das ist ein Bereich, dem ich weniger zugetan bin). Traumanalysen sind immer Traumdeutungen, bringen also keine Fakten, sondern Interpretationen zum Vorschein.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand unter dem Druck eines Missbrauchsthemas nach jedem Strohhalm greift, um dieses Thema dingfest zu machen. Professionelle Berater können sich da sehr bemühen, müssen letzten Endes aber auch passen, wenn ein/e Klient/in sich nicht von ihrer tiefen Verstrickung (ich nehme mal die systemische Ausdrucksweise) lösen kann. Vielleicht einzuschränken: jetzt nicht lösen kann. Es mag einfach günstigere Zeiten dafür geben.

Mir scheint, für so ziemlich alle hier steht außer Debatte, dass eine Missbrauchsthematik ein Leben mit tiefen, hartnäckigen Spuren zeichnen kann. Mir scheint, für so ziemlich alle hier ist es ebenso auf der Hand liegend, dass ein Lösungsweg darin liegen kann, sich aus der destruktiven Bindung an die Missbrauchsverstrickung zu lösen und aus Eigenem zu leben. Schnell formuliert und postuliert, schwer genug zu realisieren. Darum schreibe ich auch vom Lösungsweg und nicht von "der Lösung". Vermutlich wird es oft ein langer Weg in kleinen Schritten sein.

Die Bezichtigung eines Schuldigen mag für manche ein notwendiger Schritt auf diesem Weg sein. Dadurch entsteht in der Regel ein neues, zusätzliches Problemfeld, aber wann führen Wege schon einmal geradeaus!? Zur inneren Lösung aus der Verstrickung trägt solche Bezichtigung allerdings nichts bei, im Gegenteil. Ich sehe das eher wie ein Tal, durch das gegangen wird, um auf der anderen Seite dann Höhe zu gewinnen... oder aber auch den Aufstieg zu verweigern und weiter einfach dem Tal zu folgen, sprich: sich der Verstrickung zu ergeben.

Tinamaria, bei Dir geht schon jetzt die Verstrickung weiter. So wie Du es schilderst, nimmst Du bereits Deinen Sohn in Geiselhaft gegenüber Deinem Vater, um ihm "nachzuweisen", dass er nach wie vor ein notorisch zum Missbrauch Neigender wäre. Wenn Du einen Blick auf Deinen Sohn bereits als "notgeil" interpretierst und die Flucht ergreifst, dann betrifft das nicht mehr Dich allein und Deinen Vater, sondern da ist dann Dein Sohn bereits tief involviert und wird von Dir - ich betone: nicht absichtlich, aber auch nicht in aller Unschuld - missbraucht für Deine eigenen Ziele. Da beginnt nun auch Deine eigene Verantwortung zu greifen.

Ich sähe mich nicht in der Lage, den vielleicht liebevoll bewundernden Blick eines Opas vom "notgeilen" Stieren eines Lustgreises zu unterscheiden, es sei denn, ich hätte schon die Brille aufgesetzt, die von vornherein eine ganz bestimmte Interpretation nahelegt. Und die Schilderung dieser Begebenheit empfinde ich auch weniger als "Beweis" dafür, wie es um Deinen Vater steht, sondern eher um eine weitere Selbst-Festschreibung Deiner Situation. Wenn Du in dieser Weise Deinen Sohn dafür benutzt, dann ist er schon jetzt in der systemischen Kette ein weiterer Betroffener. Es ist aber wohl auch gar nicht anders möglich, solange Du Dich nicht selbst aus dieser Fixierung löst. Und vielleicht mag ja Dein Sohn eine Motivation sein, letztlich doch auf eine Lösungsorientierung umzuschalten.

Mir stellt sich der Umgang mit Deiner Missbrauchsthematik so dar, als würde sich darin eine sehr tiefe und zutiefst verletzte Bindungsliebe ausdrücken, die Du in ziemlich destruktiver Weise (er)lebst. Du hast Dich auf Gedeih und Verderb Deinem Vater ausgeliefert und bist völlig davon abhängig, wie er sich verhält. Das zu spüren löst freilich sehr viel Wut und Abwehr aus, vor allem dann, wenn es mit dem Empfinden von Ohnmacht gekoppelt ist. Und wie die Geschichte mit Deinem Sohn zeigt, seid Ihr ja auch nach wie vor in offenbar recht intimem Kontakt, der bis an den Badewannenrand reicht (was mich angesichts Deiner Vorwürfe gegen Deinen Vater dann doch einigermaßen verwundert).

Ich bin zugleich wirklich ratlos, was Dich dabei unterstützen könnte, eine neue Perspektive zu erlangen - wie die Geschichte Deiner vielen Therapien zeigt, ist das offenbar kein sinnvoller Weg, der zu Lösungen führt. Sieht so aus, als hättest Du ein zielsicheres Händchen, Dir genau jene "Profis" auszuwählen, die Dir bestätigen, was Du immer schon zu wissen glaubtest. Eine wirksame Therapie hingegen begänne dort, wo Deine scheinbaren Gewissheiten gewandelt und Deine Ressourcen fruchtbar gemacht werden.

Ich wünsche Dir alles Gute und die Kraft, in einer guten Phase gute Schritte zu unternehmen.

Alles Liebe,
Jake
 
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