Hallo,
heute hab ich das Thema gelesen und möchte grad noch ganz gerne was dazu schreiben.
Diese Frage hat mich schon fast wahnsinnig gemacht, weil ich einfach nicht begriffen habe, wie Eckhart das meint. Bin selbst ein ganz großer Anhänger von ihm und verstehe auch den Grundsatz, nur leider tat ich mir mit der Anwendung im Alltag sehr schwer.
Selbst werde ich mit einer chronischen Darmerkrankung eigentlich täglich mit Schmerzmustern konfrontiert, weil ja der Darm sehr klar anzeigt, was da alles in ihm schlummert. Seit nunmehr fast acht Monaten versuche ich sehr konsequent im Hier und Jetzt zu sein und versuche das anzunehmen, was gerade ist.
In der Darmgeschichte hängt leider sehr viel emotionaler Schmerz. Wut, unausgesprochene Dinge, viel was runtergeschluckt wurde usw.
Seit Tolle und eben acht Monaten nehme ich jetzt einfach alles an, was ist.
Es war da eine Trennung zum Vater meiner Tochter, die überfällig war und es war da jede Menge Schmerz der Trennung wegen.
Aus dieser Trennung heraus resultierte sehr viel Schmerz, die Wut verlassen zu worden zu sein. Er hat mich verlassen. Tja.
Es war sehr aufreibend immer einfach im Jetzt zu stehen und das alles auszuhalten. Der innere Beobachter dabei zu sein heißt im Grunde nichts anderes, als das wie in einem Kinofilm, der von einem Selbst läuft anzuschauen. Aber ich würde es erstmal beim Anschauen belassen, die Handlung kommt dann später ganz automatisch dazu.
Aus meiner Eigenerfahrung ist es nicht möglich, ein Gefühl anzunehmen und sofort zu handeln. Ich würde sagen, die Handlung ist dann der nächste Schritt erst.
Ich hatte z.B. sehr viel unterdrückte Wut in mir und je mehr es mir gelang im Jetzt zu sein, desto mehr spülte sich diese unterdrückte Wut nach außen. Die Wut auf andere und mich selbst hat mich phasenweise echt schockiert. Einmal war es so, dass ich den getrennten Partner einfach angeschrieen habe. Würde ich sonst nie tun natürlich, aber es war da.
Eigentlich hat mit dem Zulassen des Momentes irgendetwas in mir gehandelt, anders als ich mit dem Verstand gehandelt hätte, weil mit dem Verstand gesteuert, hätte ich ja nicht plötzlich geschrieen.
Allerdings war in dem Jetzt, wo ich den Schmerz, die Wut oder was auch immer innerlich angenommen, also Ja dazu gesagt habe, immer, wirklich immer von Außen plötzlich Hilfestellung da.
In meiner schlimmsten Trennungsphase hat mich wie selbstverständlich hier jemand aus dem Forum mit täglichen Emails, die sehr tiefsinnig und total hilfreich waren unterstützt. Dann waren da CD´s oder Bücher, die plötzlich zu mir kamen.
Es war wirklich so wie Eckhart sagt, dass durch die Annahme dessen was ist, eine höhere Intelligenz sich "draufschaltet". Zwar ist die erste emotionale Haltung recht heftig, aber im zweiten Moment steht irgendwie fast von selbst schon die Hilfe da.
Bei mir waren das viele einzelne Prozeße, viele einzelne Schmerzmuster, die sich so Stück für Stück abgebaut haben. Es war wie ein Puzzlespiel, in dem das Leben mir immer wieder ein Stück zum Ganzen in die Hand gab, damit meine Seele immer heiler werden kann.
Allerdings hatte ich die Illusion, dass ich mit Eckharts Annahme des JETZT sofort heil bin. Das war ein Irrtum, es waren kleine und teilweise verdammt harte Schritte - na ja, angekommen bin ich natürlich noch nicht, aber es ist leichter um mich geworden und ich konnte mich von vielen Dingen lösen, die nicht mehr zu mir passten und mich innerlich neu strukturieren.
Vielleicht geht´s bei manchen schneller, bei mir war es schon eine ganz schön steile Bergbesteigung...
Allen, die da auch hochgehn, ganz viel Glück und vor allem Willens- oder Glaubenskraft
Luna