Ich vermute, dass sich hier die notorischen Konflikte zwischen systemischen und kausalen Erklärungsmodellen darstellen. Eine angeborene Störung kann ja durchaus auch als vererbt betrachtet werden, wobei dann im Einzelfall auch große Unterschiede gegeben sind - etwa zwischen deutliche zu beobachtenden vererbten Phänomenen über Generationen hinweg und erst- bzw. einmaligen angeborenen Störungen. Oder lassen wir auch mal die Störung weg - es gibt ja auch angeborene Phänomene, über sich jemand freuen kann. Und für all das können dann auch biologische bzw. biochemische Erklärungsmodelle formuliert werden, und für viele hat sich das dann damit erledigt.
Die systemischen Modelle fragen nicht so sehr nach den biochemischen Wirkmechanismen, sondern sehen die Verkörperung eher als Ausdruck einer systemischen Dynamik (wenn es um ein Familiensystem geht, also um eine Dynamik des Familiensystems, der Familienseele). Damit lässt sich das, was als biologisches / biochemisches Phänomen auftritt, auch als eine Art "Inszenierung" verstehen, die aus einem System heraus entsteht und zum Beispiel in Aufstellungsarbeit gesehen und bearbeitet werden kann. Auch dort geht es um Verkörperung, um die Sichtbarmachung der auf anderen Wegen unzugänglichen systemischen Zusammenhänge über die Körperwahrnehmung der RepräsentantInnen. Und wo sich etwas - eine systemische "Innenwelt" etwa - ausdrücken kann, kann auch Kommunikation geschehen, im System und mit dem System. Und wie heilsam Kommunikation sein kann, wissen wir...
Alles Liebe,
Jake