Ist es nur ein Sache des Vertrauens? Das musst du schon genauer erklären. Warum sollte man seiner Wahrnehmung denn nicht misstrauen ?
So nun komme ich zum Casus knacktus des Solis, worauf er schon sehnsüchtig wartet.
Erst mal noch zum Erzwingen einer Antwort - Ich muss gar nichts, es ist ein freiwilliger Akt.
Misstrauen ist eine Steigerungsform des Zweifels. Wer misstrauisch ist, der nimmt erst mal an, dass alles falsch oder anderes ist, als ich es annehme. Es ist eine generalisierte Ablehnung. Ich sprach von jeglicher Wahrnehmung, also alles was ich auf pysisch/körperlicher, seelisch/emotionaler, oder auch auf geistiger Ebene wahrnehmen kann. Wenn dem nun so ist, dass ich alles was überhaupt wahrnehmbar ist ablehne, weil ich diesem allen misstraue, wie will ich denn dann zur Wahrheit kommen? Denn dem was andere wahrnehmen kann ich ja noch weniger glauben, dem müsste ich ja noch mehr misstrauen. Etwas zu glauben, oder auch zu wissen, hängt aber nun mal ursprünglich an der Wahrnehmung. Somit ist es überhaupt kein tragbares Konzept, der Wahrnehmung zu misstrauen.
Um überhaupt zu Antworten zu kommen, die ich glauben kann, muss ich mich irgendwelcher Wahrnehmungen bedienen. Die Naturwissenschaft setzt da auf die eigenen Sinne, welche die Physis abzeichnen in Verbindung mit Geräten, die für diese Sinne geeignet sind, vor allem Bilder auf Monitoren. Psychotherapie setzt auf Gefühle und die Geisteswissenschaft, vor allem die von R. Steiner setzt auf geistige Erkenntnisse. Alles aber funktioniert auf der Basis von Wahrnehmung.
Wahrnehmung ist erst mal so wie sie ist, und nicht falsch oder richtig. Sie kann eingeschränkt sein. Dazu müsste man aber über Möglichkeiten verfügen, diese Einschränkung zu (er)kennen, also wieder eine Wahrnehmungsfunktion, mit der ich andere Wahrnehmungen kontrollieren kann. Erst das, was was ich aus der Wahrnehmung mache, kann ein falsches Bild dessen abgeben, was ich in meinem Wahrnehmungsfokus habe. Dies ist dann die Interpretation des Wahrgenommenen. Diese Interpretation ist das, was ich überprüfen kann mit anders aufgebauten Erkenntnismethoden.
Nun komme ich noch mal zum Zweifel zurück, dem kleinen Bruder des Misstrauens. Der Zweifel vernint nicht alles grundsätzlich, sondern er nimmt nicht alles als bare Münze, was die Wahrnehmung zeigt. Der Zweifel erkennt an, dass das was ich wahrnehme auch anders interpretiert werden kann. Somit ist Zweifel bei allem angebracht, Misstrauen aber nicht.
LGInti