Warum müssen manche eigentlich jeden Thread mit sinnlosem Geplapper zuspammen? Das Thema ist hochinteressant!
Ad rem:
Jeans gehen überhaupt nicht, dto. blaue oder gar cyanfarbene "Outdoor-Kleidung". Blau ist die Alarmfarbe im Wald schlechthin, beruhend auf der spektralen Empfindlichkeit der meisten Säugetierarten, die Bichromaten sind, aber auch für mich. Jemanden, der in Blau gekleidet ist, erkenne ich am Waldrand auf hunderte Meter. Selbst dezentes, dunkleres Rot ist unauffälliger. Plakative Farben verbieten sich ohnehin. Meistens trage ich Flecktarn (Oberkörper) und olivfarbene oder braune Hose.
Manchmal laufe ich komplett in schwarz (manchmal kombiniert mit Dunkelgrün und Braun), funktioniert auch. Auf die Idee kam ich, weil melanistische Wölfe eine Anpassung an das dunkle Waldland sind (dort auch einen Selektionsvorteil haben) und beobachtet habe ich es dann selber bei meinen schwarzen Hunden: Sobald das fleckige Licht des Waldes drauffällt, auch bei Sonne, lösen sich die Konturen faktisch auf. Nachts ist Schwarz keine Tarnfarbe, es "leuchtet" regelrecht im dunklen. Hier trage ich dann Farben, die in der Helligkeit möglichst dem Umgebungsmaterial entsprechen.
Ich habe schon zum Photographieren unmittelbar neben dem Wanderweg gehockt, als eine komplette Wandergruppe vorbeikam: Niemand hat mich bemerkt...
Geruchstarnung betreibe ich nicht, ich meide nur alles, was irgend wie parfümiert ist. Ohnehin rieche ich gewöhnlich intensiv nach Hund, bleibt bei meinem Leben nicht aus.
Nackte Hautpartien sind, falls nötig, schnell mit etwas Erde o.ä. eingerieben und maskiert.
In erster Linie tarne ich mich also wegen der Menschen, die es nichts angeht, wo ich mich bewege. Dazu gehört auch die Art des Gehens, sogar des schnellen Laufs: Digitigrade hinterläßt kaum Spuren, manchmal gar keine (hängt auch vom Wetter ab), erzeugt kaum Geräusche (ich bin oft leiser als meine Hunde) und ermöglicht gleichzeitig eine enorme Trittsicherheit. Allerdings gehören zu letzterem auch noch Instinkte, die hier a) nicht zur Debatte stehen und b) ohnehin kaum jemandem zur Verfügung stehen dürften.
Gegenüber Tieren tarne ich mich kaum, eigentlich gar nicht. Ich trete selber wie ein Tier auf, wie selbstverständlich, gehöre einfach dazu, eine von vielen Arten. Ich hab noch kein Tier erlebt, daß hektisch vor mir flüchtete, Füchsen stand ich schon auf wenige Meter gegenüber, desgleichen Dachs und Iltis, Reh und Wildschwein... Sie spüren Intentionen und merken, daß ich nicht auf der Jagd bin.
"Tarnung" scheint mir daher in hohem Maße auch eine mentale Sache zu sein.
Mein Mißtrauen und die extreme Wachsamkeit gilt immer den Menschen (dazu gehört auch die akribische Kontrolle von Hochsitzen o.ä. auf Bewegung und Konturen!), nie der Tierwelt, die ich letztlich durch unauffälliges Verhalten vor den Menschen zu schützen versuche.
Im umgekehrten Fall hilft die Art der Wahrnehmung, selber Tarnung zu durchschauen: Fokussierung auf das Bewegungssehen (dazu muß das Gehirn a bisserl umtrainiert werden), ein trainierter Geruchsinn und ein sehr scharfes Gehör sind da recht hilfreich.
Viel ist's nicht, was ich beitragen konnte, aber vielleicht ist's ja nicht ganz uninteressant...
LG
Grauer Wolf