Die Krankheit meines Vaters triggert mich

schneck

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Hallo zusammen,

Ich habe im Moment ein Problem mit mir selbst. Und zwar folgendes:
Mein Vater hat Parkinson. Er zittert n, es ist eher einfrieren, sich versteifen. Die Demenz macht sich langsam auch bemerkbar. Er hat Halluzination. Aber er ist noch klar im Kopf. Sprich, er kann unterscheiden, was real ist .
Ich bin als pflegende Angehörige eingetragen und mach und tu. Oft Zuviel. Ich bin alles: Sekretärin, Therapeutin, Taxi, Pflegekraft und Tochter. Meine vier anderen Geschwister tun nichts,um mich zu unterstützen. Ich habe immer wieder gesagt zu ihnen: ich kann nicht mehr, ich brauche Unterstützung von euch.Es wird viel versprochen. Aber in den letzten 12 Monaten kam nix.

Ich kümmer mich nicht nur um meinen vater: Meine Mutter hat ständig Psychosomatische Symptome und ich laufe mit ihr ständig zum Arzt. Ich fahre jede Woche mit ihr Großeinkauf, putze die Wohnung, mach Papierkram usw. Weil sie auch nicht mehr die jüngste ist.

Dann lebt mein Geistigbehinderter Bruder bei meinen Eltern. Ich wohne allein, aber bin nur 6 min Autofahrt von meinen Eltern entfernt.

So, ich bin 37, hab drei ältere Geschwister und zwei jüngere (einer von der Geistigbehindert). Ich bin selbst seit Jahren in psychologischer Behandlung. Brauche Tabletten zum Einschlafen.
Meine Geschwister tu nichts. Gar nichts. Außer meine Mutter anzurufen und zu frage ,wie es denen geht.alle vier wohnen nur 10 km weit entfernt!!!

Ich habe mir jetzt hilfe geholt, für betreutes Wohnen. Weil ich mit meinem Kram (Wohnung aufräumen, mein Papierkram, Selbstfürsorge usw) nicht klar komme.

So, eigentlich hatte diesen thread eröffnet um eine Frage zu stellen und jetzt kam alles raus.....sorry.

Meine eigentliche Frage oder Problem ist:
Ich bin meinem Vater ggü. sehr gereizt und ungeduldig. In mir brennt ein Hass......Dabei liebe ihn sehr und bin ein papakind. Aber seine hilfslosigkeit macht mich sehr agressiv innerlich, dass ich seit letztem Jahr Herz Rhythmus Störung habe. Weil ,wenn mal meine Geschwister auftauchen, dann ist er "normal " und fit und kann sich über normale Sachen unterhalten. Bei mir ist er total wehleidig, zeigt sich schwächer und spricht nur über Sorgen und seinen Halluzination. Meine Mutter ist es auch aufgefallen,dass er nur bei mir sich so extrem hilflos zeigt und etwas übertreibt.

Und mich frisst es immer auf! Ich bin hochsensibel und komme damit nicht klar. Dieses Gefühl in mir, wenn er sich so klein und hilflos zeigt und extra übertreibt......ich kann das nicht!!! Ich übernachte nicht mehr bei meinen Eltern und gehe auch nicht mehr auf dieses Verhalten ein: aber beide , meine Mutter und er, kotzen und jammern und klagen sich nur bei mir aus.......

Frage: warum triggert mich die hilfslosigkeit meiner Eltern so sehr! Was spiegeln sie? Klar, es ist super Kräfte zerrend und stressig und muss mir da auf jeden hilfe holen und eine Kur machen.

Aber wie bekomme ich dieses innere brennen und Gereiztheit weg? Es sind meine Eltern. Und ich hasse es, wie ich zu meinem Vater bin.


Sorry für den lange Text....meine Finger haben aufgehört zu tipp.
Danke, dass du bis hierhin gelesen hast.
Liebe grüße
schneck
 
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hallo, schneck.

du opferst dich auf,
du machst alles,
so bist du der Erwachsene und deine eltern fallen in die Kind-Rolle noch mehr, wie sie schon sind.
das ist wahrscheinlich bei deinem Vater besonders,

deine Gereiztheit kann einfach auch sei das du überfordert bist und dich dann , wenn du weißt dein Vater ist besonders bei dir so, ärgerst,
wofür er allein nichts kann, du hast da sehr wohl mtgeholfen mit täglichem Helfen und machen,

ich halte es für dich am besten, dich da zurückzuziehen, und dich darum zu bemühen Eltern und auf den kleinen Bruder in andere Hände zu übergeben,
Es wird dir uns vorallem deiner familie gut tun, weil sie da dann wieder gefordert werden und die Chance haben wieder ins leben aktiv einzusteigen.

Keiner wird dir da den Vorwurf machen,
lass deine Familie wieder eigenständiger Mensch sein.

Es gehibt Behindertenwohnheime,
es gibt Behindertenjobs,
es gibt auch für deinen Vater sicher eine Tagespflege,

ich hab das Gefühl deine Mutter tut das auch nicht gut,

auch wenn sie das freut das du hilfst,
manchmal gerade wenn man im Abbauen im Alter ist, solten verstärkt Unternehmungen gemacht werde die die Personen stärkt und nicht vom Leben abschneidet.

Deswegen kann hier zuviel Hilfe oftmals ins Gegenteil umschlagen.
 
Aber wie bekomme ich dieses innere brennen und Gereiztheit weg? Es sind meine Eltern. Und ich hasse es, wie ich zu meinem Vater bin.
ich glaube auch das, was @flimm bereits geschrieben hat - du bist auch sauer auf dich selbst (inneres Brennen) und wenn du wirklich helfen willst, dann bist du nun aufgerufen bei dir selbst "ein Genug" zu setzen - du hast wirklich bereits mehr als genug geleistet.....so sehe ich das :)
 
Sorry für den lange Text....meine Finger haben aufgehört zu tipp.
Manchmal muss alles raus.

Es ist eine Art der Anerkennung, die deine Eltern allein für dich haben. Denn nur bei dir zeigen sie ihre Ängste und teilen dir das durch Hilflosigkeit mit, weil sie Vertrauen haben, während sie sich das bei den anderen nicht wagen.
 

Die Krankheit meines Vaters triggert mich

Ich habe im Moment ein Problem mit mir selbst.
Ich bin alles: Sekretärin, Therapeutin, Taxi, Pflegekraft und Tochter. Meine vier anderen Geschwister tun nichts,um mich zu unterstützen.
So, eigentlich hatte diesen thread eröffnet um eine Frage zu stellen und jetzt kam alles raus.....sorry.
Meine eigentliche Frage oder Problem ist: Ich bin meinem Vater ggü. sehr gereizt und ungeduldig. In mir brennt ein Hass......Dabei liebe ihn sehr und bin ein papakind. Aber seine hilfslosigkeit macht mich sehr agressiv innerlich, dass ich seit letztem Jahr Herz Rhythmus Störung habe.

Hallo schneck,

ich kann dich soo gut verstehen.

Du warst ein Papa-Kind - du hattest von Anfang an eine besondere Beziehung zu ihm und er wohl auch zu dir.

Dein Vater war der, zu dem du in deiner Kindheit aufsehen konntest, der dir Halt gab und aus Kinder-Sicht auch alles für dich "wieder gut" machen konnte- der die Macht in deiner kleinen Welt hatte - und den du wahrscheinlich auch dafür bewundert hast.

Jetzt bist du in einer anderen Rolle - musst zusehen - wie dein Papa langsam und stetig wie mehr und mehr "verfällt" -es dir ans Herz geht und dein Herz wie zerreisst- während du trotz allem, was du alles für ihn tust- in Wahrheit ohnmächtig daneben stehen und zusehen musst - wie etwas vor deinen Augen geschieht- was nie wieder gut werden wird - du es nicht mehr "heil machen kannst"- die Zeit nicht mehr zurück drehen kannst- nichts aufhalten kannst- mit nichts von dem - was du für ihn tust und tun kannst. Dass du sehen kannst- du wirst ihn verlieren - und es wird irgendwann endgültig sein und es gibt kein Gegenmittel dafür.

Für Eltern bleibt man immer das Kind und Eltern - Vater bleibt für einen selbst auch immer Eltern und Vater - als besondere Menschen - von denen man im besonderen Masse geprägt wurde. Und neben ihnen - in ihrer Gegenwart -rutscht man dann selbst auch schnell wieder in die Kinderrolle.

Ich kann gut nachvollziehen - dass in dir ohnmächtige Wut und Hass brennt - irrational auch Wut und Verzweiflung ist und dich innerlich wie verbrennt - weil du deinen Vater so -wie du ihn als Kind kanntest - Stück-weise zu verlieren beginnst- und nicht weisst, wann das Endgültige passieren wird - es auch nicht aufhalten können wirst.

Dein Vater hat sicher auch eine besondere Beziehung zu dir- und sich bei dir anders zu verhalten- als bei den Anderen- ist sicher sein Ausdruck davon, dass er sich seiner Zeit und Krankheit wohl auch innerlich irgendwie bewusst ist und sich besonders von dir dann mehr von deiner Zeit und Nähe noch wünscht.

Ich war auch ein Papa Kind und hatte zu meinem Vater eine besondere Beziehung und habe zeit-kürzer Ähnliches erlebt - Krankheits-bedingt durch Krebs und einen Gehirn-Tumor - an dem mein Vater gestorben ist. Ich weiss noch genau, dass ich in dieser Zeit oft nachts hilflos vor Wut gegen das Bettende getreten habe - weil ich nicht wusste - wohin mit meinen Gefühlen - meiner Verzweiflung und meiner Angst - dass er sterben wird und nicht mehr da sein wird. Manches im Leben eben nicht mehr gut wird.

Ich habe auch keinen wirklichen Rat für dich - ich weiss auch selbst nicht mehr wirklich genau, wie ich durch diese Zeit und die danach gekommen bin. Ich war wie betäubt und auch nach seinem Tod noch oft wütend. Aber irgendwann hat es aufgehört. Und dann fing das vermisssen an. Und irgendwie war das noch schlimmer. Aber auch das wurde besser- von allein.

Manchmal schützt einen die Wut auch vor der einen sonst überflutenden Traurigkeit - die einen lahm legen kann. Hat man Wut - ist der Adrenalin-Spiegel höher - der Körper ist angekurbelt - man ist aktiv und versinkt nicht in depressiver Traurigkeit..

Und du hast ja auch noch im Hinterkopf - wenn dem so wäre - dass du in Traurigkeit verfällst - es wäre niemand in deiner Familie für dich da- deine Eltern könnten es nicht mehr - deine Geschwister wollen es nicht oder es interessiert sie nicht.

Ich hoffe dass du wenigstens eine gute Freundin hast - an die du dich mal wenden kannst. Auch deine menschliche Kraft ist ja begrenzt.

Ich wünsche dir viel Kraft für dich selbst und auch Nachsicht mit dir selbst -wie auch Verständnis für dich und deine Gefühle - in dieser wirklich besonders harten Situation. Du leistest hier wohl über-menschliches - das zu würdigen für dich selbst - würde dir glaub ich - auch gut tun.
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Hallo ihr Lieben,

Erstmal: vielen lieben Dank, dass ihr meinen Text durchgelesen habt und mir eure Zeilen hinterlassen habt. Das ihr mich "sieht" 💕💕💕💕

@flimm : ja, ich versuche mich da langsam rauszuholen bzw. auf meine Grenzen zu achten. Für meinen Vater organisiere ich im Moment ein alltagshelfer, der mit ihm dann 1-2 x die Woche spazieren geht. Bei meinen Bruder ist es wegen corina schwieriger geworden. Er geht nur 2x die Woche in die Werkstatt, da er keine Maske trage kann (reißt er direkt runter). Da werde ich noch schauen und Informationen holen, was es noch für Möglichkeiten gibt, das er tagsüber nicht zuhause ist.

Für mich selber hab ich ein Termin beim betreutes wohnen. Damit ich mich noch retten kann.


@Green~
Bei deinen Zeilen hab ich rotz-und Wasser geweint......Jedes Wort gab ich "ja, genau so " gesagt. Und ja, ich sage immer: mein Vater verschwindet langsam. Und genauso fühle ich mich bei ihm: ohnmächtig.....Wenn ich könnte, würde ich seine Krankheit übernehmen.
Ich sehe, wie er leidet und sich gefangen fühlt. Und ja, es macht mich wütend, dass ich es nicht aufhalten kann! Dass es nicht einfach mit einer Tablette weggeht und alles wieder gut ist!!! Er war früher so stark; sehr intelligent und aktiv. Jetzt ist er nach 5 min vom Gespräch erschöpft, weil er nicht mehr hinterkommt.
Und ja: es macht mich verdammt wütend, dass ich mit dieser Ohnmacht und Angst allein bin!!! Das sich meine Geschwister einfach tot stellen!!! Ich bin komplett alleine. Lebe isoliert und habe keine Freunde. Deswegen hab ich den vpd kontaktiert. Denn noch ein Jahr alleine wird mich umbringen. Noch ein Jahr ohne auf mich zu schauen und mich von der Wut und Ohnmacht auffressen lassen......Ich werde auch dieses Jahr zur Kur gehen. Mir hilfe holen. ......

Und ja, die Angst, wenn sein Tag gekommen ist, liegt schwer auf meiner Brust. Er bereitet sich schon vor (seit corina hat er mehrere Briefe geschrieben und versiegelt in Aktenordner verteilt. Auf jedem steht drauf: erst öffnen,wenn ich gestorben bin).....
 
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