Gestörte Vater-Tochter Beziehung

alexandra24

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Hallo,

mein Problem hat eigentlich nicht direkt etwas mit dem Thema "Familienaufstellung" zu tun,
aber es geht um Familie und ich dachte das es hier vielleicht am besten aufgehoben ist.

Ich weiß nicht genau wie ich das Problem beschreiben soll..
als kleines Kind habe ich (keine Geschwister) von meinem Vater kaum etwas mitbekommen, da er beruflich viel unterwegs war,
und war er dann zu Hause, hat er sich mir gegenüber meist ablehnend verhalten (im Sinne von "ich will meine Ruhe").

Ich weiß noch das ich damals ziemlich verletzt von seinem Verhalten war, mir seine Ablehnung einfach nicht erklären konnte und alles tat um seine Anerkennung und Zuneigung zu bekommen (was ihn wahrscheinlich nur noch mehr genervt hat).

Später, als ich etwa 7/8 Jahre alt war, hat sich das dann geändert, er zeige plötzlich Interesse an mir,
ich wollte allerdings nichts mit ihm zu tun haben, und hatte regelrecht Angst vor ihm. Ich suchte immer die "Zuflucht" bei meiner Mutter, die dadurch natürlich zwischen die Fronten geraten ist.

Eigentlich habe ich meine gesamte spätere Kindheit und Jugend nur gehofft ihm irgendwie aus dem Weg gehen zu können,
er war in meinem Leben der störende Faktor.

Dazu kommt, das mein Vater einen "schwierigen" Charakter hat, sein Verhalten ist unberechenbar (er wird zwar nicht gewalttätig, brüllt und tobt aber schnell) und seine Stimmung kann schnell kippen,
mal ist er gut gelaunt, aber dann passiert irgendetwas (oder man sagt etwas, von dem man nicht weiß, was ihn daran stören könnte) und er rastet aus oder ist beleidigt.

Das macht das Zusammensein mit ihn natürlich alles andere als entspannt.

Er kann sehr lustig und auch auf eine gewisse Weise nett sein (wobei er sich schwer in die Gefühlslagen anderer hineinversetzten kann und eigentlich kein Taktgefühl hat)

Er hatte eine schwierige Kindheit, er ist zusammen mit seiner älteren Schwester und seiner Mutter (beides ziemlich zurückhaltende Frauen) bei seinem "tobsüchtigen" Vater, einem Berufssoldat aufgewachsen.
Er wurde oft geschlagen und praktisch sein Leben lang (seine Eltern sind mittlere Weile gestorben) von ihm unterdrückt.
Seine Mutter dagegen, die sich dem Vater gegenüber nie durchsetzten konnte und ebenfalls unter ihm litt, versuchte ihm jeden Wunsch zu erfüllen.
Und seine Schwester war sozuagen das "Opfer" meines Vaters, er "piesackte" sie, wo es nur ging, oft verletzte er sie sogar körperlich.

Jedenfalls.. im Laufe meiner Kindheit/Jungend, habe ich eine regelrechte Angst vor einem bestimmte Typ Mann, dem meinem Vater ähnlich ist (rein optisch, aber auch von der Ausstrahlung her) entwickelt.

Mit meinem Vater kann ich mich einfach nicht richtig unterhalten, und gelingt es doch mal, dann habe ich Angst etwas falsches zu sagen.

Auch denke ich das meine ablehnendes Verhalten ihm gegenüber, damit zusammenhängt, dass ich Angst habe wieder von ihm "abgelehnt" zu werden. Das er kurzfristig auch mal ganz nett ist, macht es nicht einfacher.. oft ertappe ich mich, wie ich mich darübre freue, das er Interesse an mir zeigt, aber umso mehr bin ich dann verletzt wenn seine Stimmung wieder kippt und er herumbrüllt.

Als ich von zu Hause auszog, dachte ich das Thema wäre abgehakt.. erst später sah ich den Zusammenhang zwischen meinem Problem mit bestimmten Männern und meinem Vater.

Und jetzt ist noch dazu gekommen, das ich vorrübergehend wieder bei meinen Eltern einziehen mußte, und ihm somit wieder täglich begegne (ich schreibe "begegnen", weil ich mich meist zurück ziehe und ihm somit nur ein paar mal über den Weg laufe..)
Doch diese Begegnungen sind schon "schrecklich" genug.
Sobald ich mein Zimmer verlasse bin ich angespannt.. ich weiß nicht wie ich meinem Vater gegenüber treten soll.. irgendwie schnürrt es mir jedes mal die Kehle zu.

Ich weiß einfach nicht woran ich bei ihm bin.
Meine Mutter meint das er durchaus an mir interessiert ist, ihr ständig Fragen über mich stellt und teilweise auch besorgt ist, wenn es mir offensichtlich nicht so gut geht.

Umgekehrt ist es genauso, ich erfahre alles, was meinen Vater angeht, über meine Mutter.. und oft mache ich mir auch Sorgen um ihn.
Ich denke das er, durch seine Art mit anderen umzugehen, nicht genug Liebe bekommt.. ich habe teilweise sogar Angst er könnte daran sterben, nicht genug geliebt zu werden.
So seltsam es auch klingt, aber ich träume oft davon.

Ich weiß das ich ihn mit meiner "Ignoranz" ihm gegegnüber, strafe.. er weiß sicher genauso wenig wie ich, wie er damit umgehen soll..
Wenn wir uns begegnen, dann starren wir uns oft nur kurz an, und tun dann so als wäre nichts..

Dann gibt es aber auch Tage an denen wir in der Familie zusammen sitzen, und alles ist in Ordnung. Dann ist es so, als hätten wir ein ganz normales Verhältnis.
Doch das alles dauert natürlich nur so lange, bis es wieder einen Grund für ihn gibt sich beleidigt oder zurück-gestellt zu fühlen, und dann ist wieder alles beim Alten.

Er tobt, und ich ärgere mich, dass ich mich überhaut auf das zusammen-sein eingelassen habe..
Es ist jedes mal so, als würde die Wunde wieder erneut aufreißen..

Ich weiß einfach nicht wie es so weitergehen soll..
Ich befürchte das so einige meiner Probleme, mit dem gestörten Verhältnis zu meinem Vater zu tun haben.
Aber wie soll ich das klären?

Mit meinem Vater darüber zu sprechen, würde ich mich nie trauen.. ich befürchte auch, das er zu diesem Problem (also seine Erlebnisse mit seinem Vater, und seinem Verhalten heute) gar keinen richtigen Zugang hat..

Auch weiß ich nicht ob es für mich überhaupt so wichtig ist, ob er sich ändert, oder nicht.. denn meine Angst vor Ablehnung stammt ja aus der frühsten Kindheit, und alles was Heute passiert ist eigentlich nur eine Wiederholung..

Jedenfalls glaube ich mittler Weile das dieses Problem mein ganzes Leben blockiert..
Aber ich habe einfach keine Idee wie eine "Lösung" aussehen könnte..

Fällt vielleicht jemanden von Euch etwas dazu ein?

Ich würde mich wirklich sehr freuen,

ein schönes Wochenende,
liebe Grüße, Alexandra
 
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Ich habe eben erst gesehen das es auch einen "Psyche" Thread gibt, vielleicht wäre mein Beitrag dort besser aufgehoben.. Leider kann ich ihn aber nicht selbst löschen bzw. verschieben... (ist es generell nicht möglich seine Beiträge zu editieren?)
 
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Hallo Alexandra24,

Deine Geschichte kommt mir bekannt vor.
Nicht ganz, aber ich habe eine sehr aehnliche Beziehung mit meinem Vater.

Warum musstest Du denn wieder bei Deinen Eltern einziehen?
Also, klar macht das nicht alles aus, aber aus meiner Erfahrung kann man besser an sich selbst arbeiten, wenn man in einer Umgebung lebt, in der man sich wohl/frei fuehlt.

Also, was mir als erstes geholfen hat, war zu erkennen, dass man sich seine Familie selbst aussucht, um zu lernen.
Ich habe frueher als Teenager totale Depressionen gehabt wegen meiner Eltern, ja, mein Vater hat auch total gelitten unter seinem Vater.
Damals habe ich heftig diskutiert, gedacht, Gespraeche loesen Probleme auf. (Nachdem ich als Kind dachte, er wuerde mich umbringen, wenn ich aufmucke)
Aber am Ende hat sich das immer so angefuehlt, als ob meine Eltern mich belaecheln, und meinten, ich sei halt psychisch krank.

Was ich im Laufe der letzten Jahre gelernt habe, war, dass man die Menschen um sich nicht aendern kann, aber man kann sich selbst aendern.
Wie das Resultat dann ausschaut, ist fraglich, aber die Entscheidung wirbelt einen richtig auf.
Kuemmere Dich um Dich selbst, so gut es geht!!!
Hol Dir alles, was Dich gluecklich macht, jetzt nicht im Sinne von Materiellem, ich meine Beschaeftigungen, Yoga, Massage, Sport, was Dir Spass macht!

Mir ist es naemlich umgekehrt passiert: Ich habe mir jemanden ausgesucht, der so war wie er. Und der mich mit Schulden sitzen liess.
Das war eine sehr grosse Aufgabe.
Aber wie gesagt, wenn Du Dir selbst mehr Aufmerksamkeit schenkst, Dich auseinandersetzt mit dem, was Dich weiterbringt, dann veraendern sich Deine Verhaeltnisse zu anderen Menschen!

Glaube mir, es zahlt sich aus!
Denn dann triffst Du mehr Menschen, die nicht missbrauchen wollen, und die gesuendere Beziehungen aufbauen!

Alles Gute!
Kookoo
 
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