@Triximaus
aber welche Praxis wird denn im Qigong geübt wenn man es aufs Spirituelle Ziel ankommen lassen will? Denn der kleine Kreislauf und große sind doch auch vornehmlich Gesundheitsübungen oder nicht?
Kennst du dich da aus?
Weiß ich nicht, ob ich mich da auskenne, aber der Gesundheitsbegriff ist im Chinesischen ja nicht von der Spiritualität zu trennen. Das gesamte Leben ist spirituell, wenn Du so willst. Materie (Yin) ist die Folge von Geist (Yang) und andersherum. Konzentriere ich den Geist, verdichtet sich Materie, weil sich Qi sammelt. Sammelt sich Qi entsteht, wie Du schriebst, Shen, also Bewusstsein. Durch diese Bewusstseinsmehrung kommt es zu einer erhöhten Achtsamkeit für die Realität, was zur Gesundheit führen dürfte. Mit Träumerei ist da nicht viel zu holen und das Ziel des Taichi bzw. des Chigong ist ja auch, den Menschen aus seiner Illusion und seiner Träumerei zu entfernen. Insofern ist alles, was man in irgendeiner Weise hierzulande als Spiritualität sich erhoffen könnte - irgendwelche Geheimnisse oder absonderliche Wahrnehmungen - eigentlich nicht das Ziel der Übungen des Chi. Sondern das Gegenteil ist der Fall, das Verlieren der Sehnsucht nach Verklärung und das Ankommen im Hier und Jetzt. Das ist das spirituelle Ziel - übrigens in allen weltweit verbreiteten und einigermaßen anerkannten Disziplinen und sogar auch in der christlichen Religion. Du sollst Du selbst werden.
hm, aber vermutlich bist Du schon Du selbst? Überprüfe das doch mal für Dich. Dann hast Du kein spirituelles Ziel. Es hat ja nicht jeder immer ein spirituelles Ziel, oder?! Es gibt Leute, die müssen ihre Verklärung verlieren, damit sie lernen sich zu konzentrieren und zu unterscheiden und es gibt Leute, die bringen das schon auf die Welt mit und verlieren es auch nicht während des Lebens.
Und hier war auch von paar Leuten die Rede bezüglich des Herzens.. welche Stellung hat die Konzentration auf diesen Bereich eigentlich in der Taoistischen Praxis darüber habe ich wenig gefunden..
Ich meine hier wurde glaube ich von einem teilnehmer gesagt das das Bewusstwerden von dem herzzentrum abhängen würde. Ich war früher bei einem Inder, der hat gelehrt das man sich auf das Ajna Chakra im Kopf konzentrieren solle da dort der Atma sei.. andere meinen jedoch Die Seele sei im Herzen. Verwirrend finde ich.
Ja, sehr verwirrend. Das stimmt. Wenn man aber vergleicht und dabei möglichst versucht, die Gesamtheit einer Kultur in ihren spirituellen Aussagen zu erfassen, dann erkennt man, daß sie eigentlich alle das gleiche erzählen. Es werden nur Begriffe unterschiedlich verwendet, es wird ein bisschen was anderes geglaubt und die Wege, die beschrieben werden, um frei zu werden, unterscheiden sich mal mehr und mal weniger.
Ich habe sicherlich das meiste wieder vergessen, aber das Wesentliche am Taoismus ist wohl ganz einfach die Unterscheidung von zwei Aspekten. So guckt der Taoist z.B. durch die Gegend und erkennt da oben den Himmel und hier unten die Erde. Er sieht die Blume und erkennt die Blüte da oben und die Wurzel da unten und den Stengel, der eine Art Verbindung zu sein scheint. Genauso vermutet er dann, daß auch der Himmel mit der Erde verbunden sein dürfte und bildet das ab durch das Yin-Yang-Symbol. Für ein Drittes ist da zunächst mal kein Platz, das ist ihm auch egal, denn er meint ja, daß das Gefühl z.B. ausgeglichen sein sollte und damit im Grunde nicht spürbar. Wenn wir Westler dann da drauf gucken, dann fehlt uns die Liebe, weil wir die Liebe doch kennen als etwas Tolles und als irgendein Ziel - man könnte auch sagen daß wir süchtig nach ihr sind, weil man uns erzählt, daß sie so wichtig sei. Der Taoist würde vielleicht eher sagen, daß man ausgeglichen bleiben sollte und daß man wann immer man ein Gefühl in sich identifiziert vermutlich eher nicht im Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde ist. Und auf diesem Taoismus bauen sich dann auch die Lehren des Chigong auf.
Das Yoga-System mit den 7 Körperchakren ist im Vergleich dazu verwirrend. Es ist mehr Arbeit, sieben Quellen in sich aufzudecken als zwei. Deshalb mache ich persönlich es so, daß ich mir jeweils genau definiere, was ich gerade tue: bin ich gerade der Chigong-Mensch, oder bin ich der Yoga-Mensch? Dementsprechend denke und beobachte und übe ich völlig unterschiedlich. Es sind einfach zwei verschiedene Sachen.
Die Kreisläufe, wozu führen diese eigentlich wenn man sehr intensiv und lange übt also Monate, Jahre.. zum bewussten Qi lenken und dann? Ich meine gibt es im Qigong nen Bezug zu höheren Spirituellen Ebenen als Gesundheit?
hm, tja, das wird bei Jedem letztlich zu etwas Anderem führen, je nachdem welches Ziel der Einzelne hat. Aber eine spirituelle Folge ist sicherlich das Geschlossensein in sich selbst. Das klare Trennenkönnen: was bin ich und was ist mein Gefühl und mein Gedanken, das aus mir selbst heraus kommt, im Gegensatz zu Gedanken und Gefühlen, die ich denke bzw. habe, weil ich etwas erlebt habe mit anderen Menschen. Auch das Vermögen, nicht mehr unangenehm tangiert zu werden durch das eigene Leben und Erleben, weil man eben sich selbst als geschlossenes System erfährt und für sich weiß, daß man unverletztlich ist, wenn man das eigene Qi beherrscht. Wenn man will kann man es dann in der Kampfkunst üben und zeigen, wie man mit Qi umgehen kann. Wenn Du gut englisch sprichst würde ich Dir hier wieder ein Video auf Youtube empfehlen, v.a. zum Zuhören und Meditieren über das gesprochene Wort, und währenddessen kannst Du betrachten, wozu die Beherrschung des Qi in der Kampfkunst führen kann. Ist wohl etwas länger (3 Teile), aber es lohnt sich, sehr genau zuzuhören und zu versuchen, jedes Wort zu verstehen.
http://www.youtube.com/watch?v=26pJkYhHGek
lg
P.s.: Und noch vielleicht eines zum nachdenken, eine Behauptung: Gesundheit
ist die höchste spirituelle Ebene.