Alice94
Neues Mitglied
- Registriert
- 14. März 2010
- Beiträge
- 3.100
Für mich hört sich das so an, als wäre der Mensch nichts weiter als Ware!
Ich bin nicht der Meinung, dass der Wert und die Würde eines Menschen über seine Arbeitsleistung definiert werden sollte. So ein Denken fördert nur die seelisch-emotionale Überforderung und kann Burnout-Syndrome unterschiedlichen Grades nach sich ziehen. Ein gesellschaftliches Wertesystem, das ausschließlich isolierte Eigenschaften von Menschen achtet und dabei den Facettenreichtum der menschlichen Identität igoniert, ist aus meiner sicht komplett inhuman. Darum ging es aber zumindest mir nie.
Jeder gesunde Mensch mit arbeitsfähigem Alter ist allerdings Teil unserer Gesellschaft und trägt auch eine gewisse Verantwortung - nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch gegenüber der sozialen Gemeinschaft, die ihm all die Privilegien unseres Sozialstaates zur Verfügung stellt. Ich empfinde es als ungerecht, dass sich manche Menschen für die Erhaltung unserer sozialen Strukturen wirklich aufreiben, während andere meinen, sie könnten sich ihrer Verantwortung entziehen und die den Sozialstaat finanzierende Allgemeinheit belasten. Diese bewusst erwerbslosen Menschen haben natürlich den Zuspruch und die Wahrung der Menschenwürde verdient, aber sie sollten nicht die gleichen finanziellen Mittel erhalten wie leistungsbereite, arbeitswillige Menschen. Das wäre schlicht asozial. Wer also zumutbare Arbeitsangebote ausschlägt, muss einfach auch im Interesse der Gesellschaft dafür die Konsequenzen tragen - eigenverantwortlich, selbst entschieden.
Was ist so verwerflich daran, für vier oder sechs Stunden am Tag leichte Tätigkeiten wie Park- oder Straßenreinigungen zu verrichten? Oder die Straßen im Winter durch Schneeschippen sicherer zu gestalten? Kann man das einer steuerzahlenden Gemeinschaft nicht für ihre monetären Leistungen zurückgeben? Und was spricht dagegen, sich selber bei Aktivität zu halten, um nicht dem chaotischen Strudel es Nichtstuns zu verfallen? Das ist doch um ein Vielfaches besser als daheim auf der Couch oder im Bett zu verweilen und aufgrund von Sinn- und Aufgabenlosigkeit vielleicht sogar ein Suchtverhalten zu entwickeln.
Menschen sind Sozialwesen und aufeinander angewiesen. Unser gesamtes staatliches System basiert darauf. Ich bin nicht dafür, dass sich einige hiervon isolieren möchten, indem sie unsere humanen Gesellschaftsstrukturen auch noch unnötig belasten. Das gilt nicht für alle Arbeitslose, was ich auch nie behauptete. Ich spreche weiterhin nur von denjenigen, die keinerlei Eigeninitiative und Engagement beweisen, OBWOHL sie körperlich und psychisch gesund sind. Diese Menschen haben ein Recht auf einen würdevollen Umgang, aber nicht auf das Geld Anderer, die täglich ihren Pflichten nachkommen gegenüber allen.
Woran erkennt man eine Arbeitsunwilligkeit? Aus meiner Sicht nicht allein an der Passivität hinsichtlich der Jobsuche. Wenn eine erwerbslose Person von der Agentur für Arbeit dargebotene Arbeitsgelegenheiten grundlos ablehnt, ist dies für mich bereits ein relevanter Indikator einer Arbeitsunwilligkeit. Ansonsten nähme er sie ja an, oder nicht?
Arbeitsunwillige haben sich im Zuge der Entwicklungen oftmals gewappnet gegen berechtigte Kritiken. Sie verweisen ausweichend auf haltlose Spekulanten und Bänker. Gewiss sind deren Vorwürfe nicht immer unbegründet. Allerdings handelt es sich in diesem Falle um ein Abwehrverhalten, wenn die Arbeitslosigkeit das Thema ist. Möchte man sie zur Verantwortung ziehen, flüchten sie in die Beschuldigung Anderer. Dies ist eine Methode, bei der die eigene Unzulänglichkeit auf andere "Feindbilder" projiziert wird. Wegen realer Verfehlungen von einigen Managern etc. eignen sie sich hervorragend als Projektionsfeld.
Dass durch Hilfsarbeiten reguläre Arbeitsplätze gestrichen werden, ist natürlich nicht zutreffend. Das Argument, man könne ja normale Arbeitsplätze aus diesen 1--Programmen entwickeln, ist leider unrealistisch, weil die Unternehmen eben die finanziellen Mittel hierfür nicht aufbringen können. Sozialversicherungsabgaben zahlen die 1--Jobber zwar nicht. Daran änderte sich jedoch nichts, ließe man sie verwahrlost auf der Couch sitzen.
Psisnake, Du hast befürchtet, dass Arbeitgeber auf die Idee kommen könnten, aus all ihren Festanstellungen 1--Jobs zu machen. Aber glaubst Du das wirklich? Wusstest Du, dass es so etwas wie Gewerkschaften gibt, die im Dienste der Arbeitnehmer aktiv sind und die gemeinsam mit den Arbeitgebern z. B. die Tarifhöhen organisieren? Denkst Du echt, das wäre so einfach? Und glaubst Du, der Unternehmer riskierte es, die Leistungsbereitschaft hochqualifizierter Mitarbeiter dadurch zu schmälern, indem er sie mangelhaft entlohnt? Ich bitte Dich; damit grübe er sich selber samt seinem Unternehmen ein Grab.