Man kann ja mal nachfragen, ob die sinnlose Lebensverlängerung teilweise so respektvoll ist. Oooops!
Ja, eine heikle aber durchaus verständliche und interessante Anfrage. Nur war ich bisher real noch nicht so nah konfrontiert. Es sind schwere Entscheidungen, die der "gesunde" und verantwortliche Mensch (Arzt, Anghöriger, Apotheker....) da treffen muss. Ab wann ist die Lebensverlängerung sinnlos... das scheint mir die schwere Frage.
Mamas Demenz hat sich ja im Laufe von Jahren entwickelt, bis hin, zu diesem schweren Zustand, den wir jetzt erreicht haben. Da war sie ja noch in der Wohnung rege unterwegs, mobil und man konnte zwischendurch auch mal was Vernünftiges und Verständliches von ihr hören.
Ich trau mir das nicht so einfach sagen, ab wann Lebensverlängerung sinnlos ist, weil ich bemerkt habe, dass ich, solange ich lebe und bei Bewusstsein bin, Blockaden auflösen kann. Mutters Trauma, ihr Hass auf die Nazis, die Trauer um ihren Vater.... ich hab mitbeobachten können, wie sich das nach und nach in ihrer Demenz auflöst was ihr kein Mensch hätte ausreden können und hab aufgehört damit, ihr die alten Fotos zu zeigen, denn für sie war er wieder am Leben, hat im oberen Stockwerk, in der anderen Wohnung auf sie gewartet. Auch ihre Wut auf ihre eigene Mutter, meine Großmutter, wegen was auch immer, hat sich nach und nach aufgelöst. Immer wieder hat sie über Großmutter geschimpft, schlecht gesprochen, was mich selber sehr geärgert hat... im Lauf der Zeit immer weniger und zuletzt hat sie nur noch gut von ihr gesprochen.
Jetzt sitzt sie allein im Krankenzimmer, auf einem Sessel mit vorgesetztem Tischchen, dass sie nicht hinfallen kann und redet und redet und merkt nichtmal, dass sie an der Venüle rumzupft und ein kleines Blutbad anrichtet. Körperlich ist sie bereits so schwach, dass sie alleine kaum noch aus dem Sessel aufstehen kann, aber sie redet und redet und blickt dabei immer wieder einem imaginären Gegenüber ins Auge. So erscheint es zumindest mir.
Ab wann ist Lebensverlängerung sinnlos? Ohne Herzoperation würde sie vielleicht schon 12 Jahre nicht mehr leben und hätte die letzten Jahre nicht mehr reden können, über das was sie belastet, egal ob mit oder ohne Demenz.
Ab wann ist Lebensverlängerung sinnlos? Wenn der Mensch aufhört zu essen und zu trinken und nur mehr vor sich hindöst? Ich weiß es nicht.