So reich war dass, was Ihnen einst gegeben,
doch sie verderben es,
durch falschem Sinn im Leben,
bis alles, alles nur zu Grunde geht,
und mit Ihm auch das Schöne in der Welt.
Wer so verfährt, der hat es nie erkannt,
was er besessen hat, und dann verloren.
Er gab den Reichtum Stück für Stück als Pfand,
für jenes Hemd, das nur die Toten tragen.
(R.S.30.05.2010, Briefe vom Kalten Berg, insp. durch den 52 Vers des Hanshan)
Wer ist es, der mir sagt, was ich heut bräuchte?
Wer zählt die Tugend und erkennt nicht Ihren Tag?
Mein Obst stehlen die Affen, Ranken überwuchern
den einst von mir so schön gepflegten Park.
Der Reiher stielt sich Fische aus dem Teich
Ich sitze murmelnd, rezitiere Texte:
Du siehst es nicht, ich bin unendlich reich-
Du siehst es nicht, ich bin unendlich arm:
Mein Obst stehlen die Affen von den Bäumen,
der Teich steht leer, der Reiher hat Ihn ausgeräumt.
Wenn einer kommt und sagt: mein Elend sei doch gut,
dann weiß er nichts von dieser Lage,
die einen Weisen schänden kann und es auch tut.
(R.S. 30.052010, Briefe vom Kalten Berg, insp. durch den 53 und 56 Vers des Hanshan)
Die gute Sitte ist einem Gelehrten fremd,
da dem Empfinden das nicht fehlt,
was andere noch begehren
obgleich sie sich dagegen wehren.
Er sieht Sie Zeichen malen,
gegen Ihn oder den Rest der Welt,
für die Moral, die sie sich gern erwarten,
und dem doch jedes Wissen -weil Empfinden- fehlt.
Selbstlos - wie auch der Bücherwurm- zerstören
Sie alles, wofür der Weise lebt.
(R.S.30.05.2010, Briefe vom Kalten Berg, insp. durch den 54 Vers des Hanshan)
Das Innere, so anders und geheimnisvoll,
wie eine tiefe Schlucht oder ein großes Tal,
wer dorthin geht, den muss es auch erschrecken,
denn unerwartet ist es jedes mal.
Das Mondlicht malt verwunderliche Zeichen,
der Wind bewegt ein unbekanntes Land,
die Bäume tragen fremd vertraute Blüten,
ein Schauer ändert alles, wie von Geisterhand.
Klar sieht nur der den Gipfel oder tiefen Grund,
der sich dort wiederfand und es ertrug.
(R.S.31.05.2010, Briefe vom Kalten Berg, insp. durch den 55 Vers des Hanshan)
Bin ich am höchste Ziel nicht zu beneiden?
Das Ende der Gedanken und der Rest der Welt?
Was kann die Zeit?
Die Sonne im Zenit, sie kann nur sinken,
ein Mensch am Bergesgipfel kann nur weiter ziehen:
kein Ruheplatz läßt sich so finden.
In mir quellen die Wolken auf wie Wirbel
Und langsam sinke ich auf Ihren Grund.
Das kalte Mondlicht, das befremdlich schaut,
küsst rasch noch meinen Mund.
(R.S.01.06.2010, Briefe vom Kalten Berg, insp. durch den 61 Vers des Hanshan)