Das Enge und die Weihe,
das Strenge und das Freie,
das Definierte und das Verborgene,
das Inszinierte und das Auserkorene,
das Tote und das neu Geborene,
das Begehrte und der Beschenkte,
das Erwartete und der Ungelenkte,
das Gefesselte und der Befreite,
das Geglaubte und das Erreichte
..schwingt in jedem Wort
von Bild und Sprache,
sobald wahrgenommen,
auch mit.
Bilder, durch das Bewusstsein erfasst, in Sprache zu übersetzen, verwandelt das Freie in das Strenge, das im Bild Verborgene,
in das so Definierte, das im Bewusstsein Geborene in das Inszinierte.
Der Beschenkte schenkt es weiter, doch da es BEGEHRT WIRD, wird es nun GEFESSELT, weil SO ERWARTET und GEGLAUBT.
Die Worte großer Lehrer wurden IN BILDER gesetzt, WEIL BEFREIUNG, NEUSCHÖPFUNG, dadurch bewirkt werden soll.
Wie sieht eine Kuh das Gras?
Wie sieht ein Vogel den Himmel?
Wie eine Biene die Blume?
Wenn DAS BEWUSSTSEIN da ist,
wird das Gras der Kuh,
der Himmel des Vogels
und die Blume der Biene
WIEDERERKANNT werden.
GENÜGT ES, das BILD der BLUME oder DES GRASSES oder DES HIMMELS zu zeichnen,
um das Gras der Kuh, den Himmel des Vogels und die Blume der Biene zu VERSTEHEN?
Nein.
Das VERSTEHEN aber VERBIRGT sich in dem BILD, das einst durch dieses Bewusstsein und das ERLANGEN des Bewusstseins
so gezeichnet wurde, um es NEU hervorbringen zu helfen...
Wer die Biene im Bild nicht wahrnimmt, wird nur die Blüte sehen und es wird so auch nur die Blüte in seiner Beschreibung des Bildes übrig bleiben.
Das was SONST NOCH in dem BILD MITSCHWINGT, wird nicht erkannt BIS einer KOMMT und die Biene darin sieht, weil er erkennt, das die Blume durch die Biene im Bild beschrieben wurde.
Er wird das Bild lesen können und SICH DARAN ERFREUEN..WEIL er es SIEHT.
Den anderen ist es verborgen und rätselhaft und am Ende völlig unbekannt und auch UNVERSTÄNDLICH es SO ZU SEHEN!
WO STEHT DAS BITTE GESCHRIEBEN?
WO IST DIE BIENE?
Sie ist im Bild verborgen..
siehe auch Thomas Evangelium
(83): Jesus sagte:
"Die Bilder sind dem Menschen offenbar;
doch das Licht (Bewusstsein), das in ihnen ist, ist verborgen durch das Bild des Lichtes (Bewusstsein) des Vaters.
Es wird sich offenbaren, doch sein Bild ist verborgen durch sein Licht (Bewusstsein)."
Es ist nun so, das das Thomasevangelium (TE) eine andere CODIERUNG verwendet.
Der Taoismus verwendet den BLICK IN DAS WAS UM DEN MENSCHEN IST,
die Evangelien orientieren sich wie das Häbräisch an dem was in Erscheinung tritt, wenn der Mensch den Blick nach INNEN wendet..
an das was man auch als universelle Symbol oder Traumsprache kennt
und OBGLEICH die KODIERUNG eine andere ist,
SAGT das Evangelium deutlich, das es GLEICHWERTIG IST (das man es SO UND SO machen kann)
Aber das Königreich ist innerhalb von euch und außerhalb von euch.(TE, Vers 3)
..die Evangelien folgen so nur der dort gelebten Tradition zu erkennen.
HIER, im Chinesischen Dao, ist es anders.
Hier wird traditionell zur Beschreibung des noch Unbewussten das gewählt, was UM DEN MENSCHEN IST, wenn er den Blick hebt.
Aber DAS BILD, dass der Mensch dann TATSÄCHLICH SIEHT, wird DURCH DAS BEWUSSTSEIN DEFINIERT(!):
Jeder SIEHT die Welt anders und das was dabei herauskommt, wenn man es auf das GEMEINSAME REDUZIERT,
ist das, was JEDER darin sehen oder eben nicht sehen kann, aber nicht unbedingt das, was damit gemeint oder wozu das Bild erdacht wurde.
Während das im Tao offensichtlicher ist, ist es in der Tradition des Hanshan gut verborgen (und so gut bewahrt).
Das Chinesische ist daher WUNDERBAR, denn es widersetzt sich so WUNDERBAR der Versuchung seine GEHEIMNISSE
gefangen zu nehmen, zu töten, zu definieren, zu ersticken, zu begehren, FESTZUMACHEN auf EIN EINZIGES.
Was kann man TUN bei einer SO WIDERSÄTZLICHEN Bildersprache, wie der chinesischen Schrift?
Man kann sie nur so lassen und das beste hoffen
.
Das ist das Schöne!
Im Griechischen oder Aramäischen müsste man die Bilder schon VERSTECKEN um sie zu BEWAHREN.
(siehe auch die Geschichte des Thomas Evangelium)
Aber im Chinesischen VERSTECKT sich das Bild SELBST!
Das ist das SCHÖNE und das Wunderbare und das Bereichernde.
Lauscht man Stephan Schuhmacher, wenn er in seiner Übersetzung "Gedichte vom Kalten Berg" über diese Problematik spricht,
kann man vieleicht BESSER verstehen, was ich meine..
Denn immer wieder wurde ich gefragt: wie KOMMST Du nur DARAUF? WO STEHT DAS? (ZEIG MIR DAS!)
Es ist DA und ich kann es gerne aufzeigen, aber MEHR kann ich auch nicht tun. (Ich werde es an Beispielen des Hanshan zeigen.)
Ob dies jemand VERSTEHEN WILL oder ANNEMEN oder SICH DARAN ERFREUEN (der ZWECK dieser Unternehmung),
muss schon jeder für sich selbst entscheiden..
Mit spirituellen Schriften ist es so, wie mit den Stuten und Hengsten.
Einst waren sie für spirituelle Reiter gedacht, als TREUE und STILLE aber nicht POMPÖSE Weggefährten, die jeder (gleich) sieht..
Die Worte sollten HELFEN den Weg zu gehen.
Heute ist es mit den Worten, welche Religionen begründeten -also große geistige Bewegungen- so, wie mit den Paradepferden,
überall werde sie gesehen, doch sie ERFÜLLEN Ihren DIENST so nicht mehr,
da sie FESTGELEGT wurden,
auf das, was sie SEIN DÜRFEN und zu SEIN HABEN und WAS NICHT.
MEINE Interpretation des Taos oder TE oder Werke wie das aus Hanshan (Hanshan ist ja eigentlich die Bezeichnung einer UMGEBUNG(!),
so wie Lao Ttse kein eigener Name, ist der Ursprung dadurch unbekannt), das wird daher jene nicht glücklich machen können,
die sich bereits FESTGELEGT HABEN, was diese Worte sind und wie sie zu übersetzen sind,
aber vielleicht mag es ANDERE erfreuen, die diesen Worten bisher wenig entnehmen konnten
und die sich jetzt dadurch inspiriert fühlen und so ERFREUEN KÖNNEN.
Ich möchte die Leser einladen Stephan Schuhmacher zuzuhören, wenn er in seinem Vorwort seiner Übersetzung des Hanshan und der Gedichte vom Kalten Berg schreibt,
wovon ich in anderen Worten gesprochen habe..
(ich gebe den Auto hier wörtlich, aber nur auszugsweise wieder)
"Niemand weiß, woher Hanshan kam"
..mit diesen Worten beginnt das Vorwort zum Hanshan shi
(...)
..in der chinesischen Dichtung gibt es idiomatische Bilder..
(Anmerkung ad idiomatisches Bild: Bsp."ins Gras beißen" hat so im Deutschen nichts mit dem Genuß von Gras zu tun, . sondern mit dem Sterben)
..und symbolträchtige Stereotypen..
(
Anmerkung ad Stereotypen, Bsp. "Uncle Sam" Zitat Wikipedia "Uncle Sam ist die bedeutendste Nationalfigur der Vereinigten Staaten.
Ihre Symbolfunktion beruht auf gesellschaftlicher Konvention, wurde jedoch durch ihre offizielle Ernennung per Senatsbeschluss in jüngerer Zeit bekräftigt.
Häufig erscheint Uncle Sam auch, um die Vereinigten Staaten als Wesen mit menschlichen Eigenschaften zu vergegenwärtigen und sie plakativer Kritik zugänglich zu machen. Dementsprechend kann der Name selbst auch als Bezeichnung für die USA verwendet werden.)
...die oft nur ein BESTIMMTES LEBENSGEFÜHL zum Ausdruck bringen und nicht wörtlich zu nehmen sind.
(..)
Hanshan steht seitdem für den Ort, für den Dichter und für seinen Lebensstil und wurde zu einem Chiffre
(
Anmerkung: siehe JHWH als chiffre in der häbräischen Bibel für Gott, Zitat Wikipedia
"So ist JHWH kein Wort und auch nicht die Stellvertretung eines Namens, sondern eine Chiffre für etwas, was menschlicher Vorstellung entrückt ist.")
(...)
Trotz eifriger Bemühungen (..) den Nebel um den Kalten Berg zu lichten, weiß bis heute niemand, was für ein Mensch dieser Hanshan war, wann er gelebt hat und ob es überhaupt eine historische Persönlichkeit mit Dichterpseudonym "Hanshan" gegeben hat.
(...)
Der gewundene und steinige Weg der Suche nach dem eigenen Wahren Wesen, der sich durch das "Hanshan shi" zieht, führt hin zu dem "einzig wirklichen" Hanshan,
an dessen Existenz es keinen Zweifel gibt.
(...)
..in zahlreichen Legenden (...) begegnen wir einer verwilderten Gestalt..
(Anmerkung, lach, in eigener Sache, vor kurzem hatte ich einen Traum, da sah ich meine Ärzte, sie bemühten sich sehr um mich,
(ich erschien Ihnen exotisch und kostbar zugleich) und doch WUNDERTEN sie sich in diesem Traum zugleich über mein (wörtlich) "wildes Leben" (g*))
..mit wüstem Haarschopf und in zerlumpter Kleidung,die durch nebelverhangene Berglandschaften strolcht,
Gedichte an Bäume und Felswände pinselt, in schriftlose(!) Schriftrollen vertieft ist
oder grinsend, lachend oder gestikulierend mit ebenso wilden Gestalten (..)
die tiefen Geheimnisse der Lehren des Buddhismus und des Daoismus diskutiert.
(..)
..viele der von Herman Hesse inspirierten deutschsprachigen Morgenlandfahrer, die sich in den Siebziger und frühen Achziger Jahren
(..) als Suchende gegen Osten aufmachten, hatten die Gedichte vom Kalten Berg als einziges Buch in Ihrem Rucksack.
(...)
Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit
(..)
Die Eigenart der chinesischen Sprache und Schrift ermöglicht dem chinesischen Poeten eine äußerste Verdichtung des Ausdrucks,
die so weitgehend wohl in kaum einer anderen Sprache möglich ist.
(
Anmerkung: siehe auch das VERBERGEN der Bedeutung IN und DURCH die Schrift selbst)
(..)
Eine Übersetzung muß(!) aus dem Bedeutungsraum(!), den das Original eröffent, eine Auswahl(!) treffen,
die zwangsläufig den Geschmack reduziert(!) und verändert.
(
Anmerkung: am Ende bedeutet das ein chinesisches Schrift_Wort_Bild zu übertragen, gleicht so einer Reduzierung
des darin wahrgenommenen)
..was Bert Brecht (in anderem Zusammenhang), als die Schwierigkeit beim Schreiben der Wahrheit bezeichnet hat.
(Anmerkung: Zwei Beispiele für diese Schwierigkeit)
die zweite Zeile des Gedichtes Nr 88 lautet:
niao
dao
jue
ren
ji
das sieht in der Übertragungsmatrix in etwa so aus
[Vogel, Vögel]
[Dao, Weg, Straße, Pfad, Lehre, Grundsatz, Verfahren, Mittel und Weg]
[abschneiden, unterbrechen, trennen, hemmen, ohne, fehlen]
[Mensch, Menschen]
[Spur(en), Fußspur(en), nachspühren, aufspühren, entdecken]
nimmt man nia dao als Wortbedeutung zusammen egibt das den
[verschlungene Pfade, sich windende Wege]
Für diese Zeile ist so die Übertragung gegeben
Ein Vogel Weg kein Mensch spührt mir nach
eine andere Möglichkeit wäre
Verschlungene Pfade ohne menschliche Fußspuren
In Verbindung von niao = Vogel mit dao =Weg, einen Begriff den Hanshan nie ohne "Hintergedanken" benutzt,
ergibt sich noch folgende Assoziationskette:
Vogel (Vogekflug) > Kranich (Loslösung von der Welt) > Phönix > Erleuchtung > Dao (der Weg)
(..)
Eine andere Schwierigkeit begegnen wir in der 7. Zeile des selben Gedichtes.
ji yu zhong ding jia
übersetzt mit
"Bestellt den Leuten, die in Pomp und Reichtum leben"
ji yu [eine Nachricht senden, Bestellung, bestellen] ist kein Problem, dann aber heißt es:
zhong
ding
jia
[Glocke]
[Opfergefäß]
[Haus, Heim, Familien]
zhong ding beschwört hierbei das Bild der in "besseren Kreisen" gepflegten Sitte herauf, sich erst auf ein Glockenzeichen hin(!)
zum Essen zu versammeln und sich dann, nachdem das Opfergefäß mit Delikatessen überladen wurde (!), an reich gedeckten Tisch niederzulassen.
(..)
In diesem Fall geht es darum den SINNGEHALT der Zeile zu erfassen..
(aus dem Vorwort "Gedichte vom Kalten Berg, Hanshan" übersetzt von Stephan Schuhmacher)
Ich denke ich habe nun genug zitiert, um bewußt zu machen, was es heißt, wenn jemand kommt und mir (z.B. beim Tao) sagt, ich hätte hier sehr "frei" übersetzt..
diese FREIHEIT liegt bereits im WESEN der chinesischen Schrift verborgen
Das Chinesische WORT muss keiner verbergen, um es zu bewahren oder FREI zu erhalten.
Die Bild_Wort_Sinnsprache des chinesischen macht es MÖGLICH, dass das darin zu erkennende VON SELBST IN IHM BEWAHRT BLEIBT.