Nächste Klatsche für Johnson - wobei man beachten muss, dass es sich dabei "nur" um ein schottisches Gericht handelt:
Das höchste schottische Berufungsgericht hat die Zwangspause des britischen Parlaments, die von der Regierung beschlossen worden war, für unrechtmäßig erklärt. Die Richter erklärten, die Regierung unter Boris Johnson sei von dem "unangemessenen Ziel geleitet gewesen, das Parlament auszuschalten". Die Zwangspause sei "ungesetzlich". Das Gericht deutete an, auch die Queen, welche die Zwangspause genehmigen musste, sei in die Irre geführt worden.
(...)
Eine umgehende Öffnung des Parlaments wies das schottische Berufungsgericht aber nicht an; es verwies vielmehr auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofs am kommenden Dienstag. Dies soll letztgültig über diese Klage sowie zwei weitere, ähnliche Verfahren urteilen, die parallel in London und Belfast anhängig sind.
https://www.sueddeutsche.de/politik/brexit-johnson-gericht-1.4596779
M.A.n. gibt es nur zwei realistische Szenarien und beide bedeuten Chaos. Dann gibt es noch eines das sehr unwahrscheinlich ist:
1) Johnson wird dazu gezwungen eine Verlängerung zu beantragen. Normalerweise wäre das schon so, denn das Parlament hat ein solches Gesetz verabschiedet - er hat aber gesagt das er sich nicht daran halten wird. Sollte er doch einknicken und GB nicht am 31. Oktober austreten, wäre er schon ein Verlierer.
2) Johnson "schafft es", dass GB am 31. Oktober austritt, ohne Deal: Das wird die britische Wirtschaft und wohl auch deutlich darüber hinaus taumeln lassen. Bisher legt er es genau darauf an.
3) Unwahrscheinlich: Er handelt doch noch irgendwie einen Deal mit der EU aus. Unwahrscheinlich ist es wegen des Backstops, den die EU auf jeden Fall will und Johnson auf gar keinen Fall. Meines Wissens nach gibt es niemanden der Ahnung von dem Thema hat und da irgendeine Lösung sieht. Würde er einen Deal mit Backstop annehmen wäre das ebenfalls eine Katastrophe für ihn.
Vielleicht das wahrscheinlichste Szenario, denn bisher gab es bei allem was man berechnen konnte doch auch Überraschungen:
4) Irgendein seltsamer Mischmasch... Es wäre z.B. zumindest theoretisch denkbar, dass der Brexit eigentlich "vollzogen" wird, durchaus auch als eine Art Unfall weil keine Verlängerung beantragt wird, dann im Nachhinein ein Gericht dessen Unrechtmäßigkeit erklären könnte - weil es ja das Gesetz gibt das Johnson eine Verlängerung beantragen müsste.
Sicher dürfte sein: Es wird relativ bald Neuwahlen geben, aber vermutlich nicht mehr vor dem 31. Oktober.
Politisch habe ich noch nie eine derart verfahrene Situation gesehen... Es scheint keine Lösung zu geben.