Findest Du nicht, dass diese Aussage dazu einlädt, alle seine Schandtaten Gott zuzuweisen und sich dem eigenen Verantwortungsbewusstsein für sich und alle Welt zu entziehen, was ja in unserer Gesellschaftswelt gang und gäbe ist?!
Ein oft gehörter Einwand. Aber erstmal muss ich sagen, dass es überhaupt nicht mein Eindruck ist, das in unserer Gesellschaft allgemein angenommen wird, dass alles von Gott gemacht ist. Ganz im Gegenteil. Hast du schonmal erlebt, das eine Person der anderen eins mit dem Baseballschläger überbrät und das Täter und Opfer ( sollte das Opfer den Angriff überlebt haben ) später darin übereinstimmen, das es Gottes Wille war? Man würde wahrscheinlich auch nochmal ganz neu über die Strafverfolgung nachdenken müssen. So ist es wohl nicht.
Und dann muss man sehen, dass die Advaita-Lehre davon ausgeht, dass es überhaupt keinen freien Willen geben kann. Und ich stimme darin überein. Wie sagte Schopenhauer einst: "Der Mensch kann machen was er will, aber er kann nicht wollen was er will". Vielleicht eröffne ich zum Thema "freier Wille" sogar noch einen extra-Thread.
Mit der Täterschaft ist es in etwa so, als wollten die Panzerknacker mal wieder den Geldspeicher von Dagobert Duck ausrauben. Wenn die Story sagt, das sie das wollen, dann wollen sie es eben. Und zwar innerhalb der Story. Und möglicherweise führen Sie ihre Pläne auch aus. Vorrausgesetzt es ist ihnen so in die Story geschrieben. Das Wort "Disney" aber bleibt ihnen wahrscheinlich für immer verborgen.
Von welchen Faktoren hängt es denn ab, ob ich das sogenannte gute oder böse vollbringe? Umfeld, Konditionierung, Charakter, biochmisches Gehirnwusel? Und welchen dieser Faktoren hast du je willentlich beeinflusst? Und hättest du es - was wäre dem vorangegangen? Ein weitere Wille?
Wenn ich jemanden schlage, dann bleibt der ursprüngliche Fakt, das grundlegene Konzept bestehen: Ich habe jemanden geschlagen. Aber dahinter verbirgt sich das Konzept des Willen Gottes. Das Schicksal des einzelnn Körper-Geist-Organismus ( wie Balsekar es nannte ) ist eben das Schicksal des entsprechenden Körper-Geist-Organismus. Und das schliesst alles ein. Den Gedanken, die Tat, das möglicherweise schlechte Gewissen oder eben auch die Gewissenslogkeit.
Es erinnert mich an das geistige Kastensystem von Indien, was sich überall als Schubladendenken finden lässt, in dem den Ärmsten der Armen eingeredet wird, dass sie es nicht besser verdient hätten, weil es ja gottgewollt sei. Sehr praktisch für die Herrschenden...Erhebt ja nicht euren geistigen Blick und euch zu eurer wahrhaftigen Grösse...
Von verdienen oder nicht verdienen kann überhaupt keine Rede sein. Das ist nicht Advaita! Verdienst ist ein Begriff zur Kausalität. Der Reiche und der Arme sind auch nicht verschieden voneinander. Mehr noch: Der Reiche ist nicht verschieden vom Reichtum und der Arme ist nicht verschieden von der Armut. In allen Fällen ist es das Phänomen im Bewusstein. Und das ist es was du bist. Man kann es als Veschachtelung dreier Systeme betrachten. 1. Gott, Einheit / Liebe.....dem untergeordnet das Bewusstsein indem sich die Welt der Dualität zu verwirklichen scheint und darin schliesslich enthalten: Die Illusion von einer individuellen Wesenheit. Die Raumzeit ist ein Phänomen im Bewusstsein. Der Mensch empfindet wie ein Schauspieler der sich mit seiner Rolle identifiziert. Aber in Wahrheit ist er die Leinwand.
Wenn ich mich geistig in Gott integriere, löse ich mich deshalb nicht auf.
Nein, aber vielleicht erkennst du dann, dass du nicht von Gott getrennt bist und somit ist es auch dein Wille nicht. Der Wille der Person als Indiviuum ist eine Illusion, da schon das Indiviuum illusorich ist. Eine Schöpfung pflegt zu tun was sein Schöpfer will. Donald Duck würde nie gegen den Willen Disneys seine Daisy betrügen. Du kannst dich nicht als Individuum auflösen, weil es dich so nie gegeben hat.
Unser Körper wird von göttlicher Intelligenz gesteuert und wir sind es, die ihn in Bewegung bringen, gibt es nichts, was dem entgegensteht. Doch wir sind auch das, was sich ganz persönlich steuert - also jenseits des Leibes - und sich als Spezie insgesamt UNKONTROLLIERT sowohl die eigene als auch andere Spezie untertan machen will.
Was sich ganz persönlich steuert? Dazu brauchen wir ene Persönlichkeit. Hier passt ein schönes Zitat von Peter Bieri:
"Nehmen wir an, Sie hätten einen freien Willen. Es wäre ein Wille, der von nichts abhinge: ein vollständig losgelöster, von allen ursächlichen Zusammenhängen freier Wille. Ein solcher Wille wäre ein aberwitzger, abstruser Wille. Seine Losgelöstheit nämlich würde bedeuten, dass er unabhängig wäre von ihrem Körper, ihrem Charakter, ihren Gedanken und Empfindungen, ihren Phantasien und Erinnerungen. Es wäre, mit anderen Worten, ein Wille ohne Zusammenhang mit all dem, was Sie zu einer bestimmten Person macht. In einem substantiellen Sinn des Wortes wäre es deshalb nicht Ihr Wille."
Natürlich bringt das Erlebnis von EINHEITSBEWUSSTSEIN die Erkenntnis, dass die geistige Quelle allen individuellen Bewusstseins GOTT ist. Nichtsdestotrotz gibts DICH danach immer noch. Nur dann in Gewissheit Deiner Transzendenz. Gott bewusst zu dienen, ist erst geistig befreit aus eigenem verantwortungsbewussten Willen möglich. Denn Gott ist unser aller Zukunft als geistige Heimat. Zukunft kann nur das für uns sein, was uns auch zu geistig aufgerichteten Menschen macht.
Gott ist nicht unsere Zukunft sondern die Gegenwart.