Auszug aus "Pointers"

Ramesh

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Eines Abends wurde das Gespräch von einem jungen Kanadier eröffnet, der einen Lungi und eine dünne Kurta trug. Er sagte, er sei dreiundzwanzig, wirkte aber kaum älter als zwanzig. Um den Hals trug er eine zierliche Kette mit einem kleinen, eleganten silbernen Kreuz. Er sagte, er sei vor einigen Tage in einem Buchladen in Bombay zufällig auf das Buch "Ich bin" gestoßen. Er habe neugierig einige Seiten überflogen, was in ihm den Wunsch erweckt hätte, Maharaj persönlich zu treffen. Seitdem habe er fast ohne Unterbrechung den ganzen Nachmittag, Abend und die ganze Nacht hindurch gelesen und vor wenigen Stunden die beiden Bände zu Ende gebracht.

Maharaj: Sie sind sehr jung. Ich frage mich, seit wann Sie sich für spirituelle Fragen interessieren.

Frage: Seit ich mich erinnern kann, war ich schon immer zutiefst in Liebe und an Gott interessiert und ich empfand sehr deutlich, dass sie nicht voneinander verschieden sind. Wenn ich ich Meditation sitze, fühle ich oft ...

Maharaj: Einen Moment bitte. Was genau meinen Sie mit Meditation?

Frage: Ich weiß nicht genau. Ich tue nichts weiter als mit gekreuzten Beinen und geschlossenen Augen dazusitzen und völlig ruhig zu sein. Mein Körper ist entspannt, fast schmilzt er dahin, und mein Verstand oder was das auch immer sein mag, verstummt.

Maharaj: Gut. Nachdem Sie nun all dies verstanden haben, welches Sadhana werden Sie praktizieren, um Befreiung aus Ihrem Gefangensein zu erlangen?

Frage: Ah! Maharaj, Sie treiben Ihren Spaß mit mir. Oder testen Sie mich? Sicher, ich weiß nun und habe realisiert, dass Ich bin. Ich bin, was ich immer gewesen bin und immer sein werde. Was bleibt zu tun? Oder nicht zu tun? Und wen gibt es, der irgendetwas tun könnte? Und zu welchem Zweck?

Maharaj: Hervorragend. Seien sie einfach.

Frage: Ja.

Daraufhin verneigte sich der junge Kanadier tief vor Maharaj und seine Augen waren voll von Tränen der Dankbarkeit und Freude. Maharaj fragte ihn, ob er wiederkommen würde, woraufhin der junge Mann antwortete: "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht." Nachdem er gegangen war, saß Maharaj eine Weile mit geschlossenen Augen und einem sehr sanften Lächeln auf den Lippen da. Dann sagte er mit leiser Stimme: "So einen gibt es nicht oft ..." Er sagte es so leise, dass ich seine Worte kaum verstehen konnte. Ich habe den Kanadier niemals wiedergesehen, doch ich habe noch oft an ihn gedacht.


Pointers Gespräche mit Sri Nisargadatta Maharaj
von Ramesh S. Balsekar
 
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