Trixi Maus
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 23. Oktober 2005
- Beiträge
- 26.461
Hallo Piratin,
Ich denke dafür ist die Gesellschaft gegründet worden: daß man als Familie nicht alleine da steht, sondern sich auf eine Umgebung verlassen kann. "Verlass" ist dabei natürlich nur soweit möglich, wie die Gesellschaft es leisten kann und will. Aber ich denke die Grundvoraussetzung ist, in einer Gesellschaft als das erkannt zu werden, was und wer man ist. Mit Deinem Jungen ist das offensichtlich bisher nicht geschehen. Und damit auch mit Dir nicht, in Deiner Eigenschaft als alleinerziehende Mutter eines kognitiv behinderten Kindes.
Ich denke gerade wegen dieser Eurer Geschichte ist es wichtig, daß Ihr quasi in eine Lebensoffensive geht für Euch beide. Die Symbiose, die sich in der Not gebildet hat, kann jetzt in Schritten einer Lösung zugeführt werden, die Euch beiden ja möglicherweise gut tut. Ich nehme an, daß Du, wenn Du zurückblickst, in eine traurige Zeit blickst. Läßt Du nun alles so, wird die Zukunft ebenso traurig sein. Das würde ich mir vergegenwärtigen in dieser Situation, in der ein Junge 19 Jahre alt ist. Er kann sich jetzt daran gewöhnen, in 40 Jahren, wenn Du ihn nicht mehr pflegen kannst, kann er das nicht mehr. Er hat aber eine normale Lebensdauer zu erwarten - wenn er nicht nur zuhause sitzen bleibt, sondern in die Gesellschaft integriert wird. Du mußt sein Leben überdenken bis zum Tod und dann die richtige Entscheidung für sein Leben treffen. (Die wird auch beinhalten, daß Du ihm wirst zumuten müssen, ohne Mutter zu sein und damit klar zu kommen. Nicht gänzlich, natürlich, Du weißt, wie ich das meine.)
lg!
Es ist ja auch fraglich, ob eine Psychotherapie ihm überhaupt Erfolge bringt bei seiner Veranlagung.hallo ihr!
bei psychologe kann ich auch wieder was beisteuern.
im moment ist es so, dass meinem sohn angeraten wurde, eine therapie anzustreben, für sein impulsiv-aggressives verhalten.
erstens... ist ja die frage, wann und warum er impulsiv aggressiv reagiert?
meist nur, wenn man sehr schnell und ohne vorbereitung in seine welt eindringt... wenn er quasi wie überfallen wird.
oder wenn er angst um seine katze hat...
vielleicht auch ab und an wenn er sauer darauf ist, dass er eben nicht wie andere ist.
fest steht... es ist eher eine verteidigung, wel er sich wohl nicht anders zur wehr setzen kann.
dann wurde uns allerdings auch gleich gesagt, dass es schwer sein wird, da jemand zu finden, der das mit ihm in angriff nimmt, weil die meisten psychologen oder psychotherapeuten autisten als patienten ablehnen.
ich fragte nach dem warum?
es wurde beantwortet mit:
alles was als therapie bei anderen patienten greift, greift beim autisten eben nicht... also haben wohl die meisten angst, sich irgendwie die erfolgsquote zu vermasseln.
Ja, hättet Ihr die Diagnose früher gehabt, wäre sein Leben völlig anders verlaufen. Er hätte andere Therapien bekommen, andere Menschen kennengelernt, vielleicht weniger Schlimmer erlebt und wäre heute ein offenerer Mensch und nicht so zurückgezogen. Und Du hättest Dich vermutlich nicht so hilflos gefühlt, weil Du Menschen kennengelernt hättest, die sich mit Kindern mit dieser Veranlagung auskennen. Ihr hätte in das "Milieu" gefunden, in das der Junge hinein gehört.in einer radiosendung im hiesigen radio hörte ich neulich, dass die diagnose autismus im kindsalter ungern gestellt wird, weil die ärzte angst haben, die zukunft des kindes zu verstellen, weil es eine hammerdiagnose für die familie ist.
wenn ich allerdings meinen sohn sehe... was wurde ihm denn alles verstellt, dadurch dass die diagnose so spät kam?
er hatte wohl viele therapien... nur leider die falschen!
ich sag's nochmal... hätte ich früher gewusst dass er autistisch ist, dann hätte ich ihn niemals nicht in diese wohngruppe gegeben!!!
dann hätte ich nach anderen möglichkeiten gesucht.
meine güte, was ihm alles verwehrt geblieben ist, durch die späte diagnose, das mag ich jetzt nicht aufzählen... da würde ich mich nur wieder unheimlich ärgern.
Ja, das Fehlen der Großfamilie trifft die Kinder und die Alten. Aber zu allen Zeiten sind die Familien mit behinderten Kindern immer schon überfordert gewesen. Auch finanziell, denn kaum eine Familie konnte einen Menschen lebenslang durchfüttern. Die Kinder starben also meist früh, und die Umstände der Tode will man lieber nicht wissen.kinder im allgemieinen, egal ob gesund oder nicht... haben in unserer gesellschaft kaum was zu lachen.
wahrscheinlich machen in ein paar jahren auch schon kindergartenkinder praktika's, damit sie am besten schon vor eintritt in die schule wissen, was sie später mal werden wollen.
die großfamilien, wie es sie früher gab, die gibt es nicht mehr... und so werden sehr viele kinder schon sehr früh hierhin und dorthin gebracht, weil beide elternteile arbeiten müssen, damit die familie einigermaßen leben kann.
und gerade da wo kinder dringenst die bezugsperson brauchen, bei alleinerziehend z.b. da muss dann noch mehr gearbeitet werden... damit man leben kann... ich sprech da aus erfahrung... und das was gebraucht wird, zeit zu hause, das ist der allerkleinste anteil.
Ich denke dafür ist die Gesellschaft gegründet worden: daß man als Familie nicht alleine da steht, sondern sich auf eine Umgebung verlassen kann. "Verlass" ist dabei natürlich nur soweit möglich, wie die Gesellschaft es leisten kann und will. Aber ich denke die Grundvoraussetzung ist, in einer Gesellschaft als das erkannt zu werden, was und wer man ist. Mit Deinem Jungen ist das offensichtlich bisher nicht geschehen. Und damit auch mit Dir nicht, in Deiner Eigenschaft als alleinerziehende Mutter eines kognitiv behinderten Kindes.
Ich denke gerade wegen dieser Eurer Geschichte ist es wichtig, daß Ihr quasi in eine Lebensoffensive geht für Euch beide. Die Symbiose, die sich in der Not gebildet hat, kann jetzt in Schritten einer Lösung zugeführt werden, die Euch beiden ja möglicherweise gut tut. Ich nehme an, daß Du, wenn Du zurückblickst, in eine traurige Zeit blickst. Läßt Du nun alles so, wird die Zukunft ebenso traurig sein. Das würde ich mir vergegenwärtigen in dieser Situation, in der ein Junge 19 Jahre alt ist. Er kann sich jetzt daran gewöhnen, in 40 Jahren, wenn Du ihn nicht mehr pflegen kannst, kann er das nicht mehr. Er hat aber eine normale Lebensdauer zu erwarten - wenn er nicht nur zuhause sitzen bleibt, sondern in die Gesellschaft integriert wird. Du mußt sein Leben überdenken bis zum Tod und dann die richtige Entscheidung für sein Leben treffen. (Die wird auch beinhalten, daß Du ihm wirst zumuten müssen, ohne Mutter zu sein und damit klar zu kommen. Nicht gänzlich, natürlich, Du weißt, wie ich das meine.)
Von solchen Kais gibt es Viele und ich wünsche Dir, daß Du solche Menschen findest, die mit Kindern wie Deinem arbeiten. Du hörst Dich so an, als ob Du die Wege selber finden würdest.ich bin nicht unbedingt ein verfechter von *frauen an den herd* aaaber manchmal würd ich mir wünschen, dass unser aller strukturen wieder ein bisschen anders, ein bisschen harmonischer werden.
dass sie es könnten!
fakt ist... es ist wie es ist... jeder kann nur für sich versuchen wenigstens ein bisschen was zu ändern.
wie?
keine ahnung!
ich bin jedenfalls sehr nachdenklich geworden.
das war ich schon immer... aaaber mittlerweile denk ich fast nur noch nach.
wer fragte das?
mein sohn war, bevor er in den kindergarten und nach dem kindergarten in den rest der mühle kam, ein fröhliches sonnenschein kind.
je mehr er mit anderen menschen zu tun hatte, desto mehr ging der sonnenschein verloren.
heute ist er neblig, grau und fast immer wolkenverhangen... vielleicht weiß der eine oder andere wie ich das meine.
vielen dank für eure zahlreichen beiträge und die denkansätze, die sie mit sich bringen.
reiten und andere therapien... es wäre so schön... leider kann ich ihn derzeit zu wenig motivieren. er war schon seit wochen nicht mehr vor der tür. ab und an mal balkon... das war's dann aber auch schon... für mehr reicht seine kraft im moment nicht aus... und doch weiß ich, dass da auch wieder andere, schönere zeiten kommen.
ich hab neulich ein buch gelesen... das hat ein zivi geschrieben... uralt... aber sehr gut.
*kai lacht wieder*
und ich werd evtl. versuchen mit diesem menschen kontakt aufzunehmen... der wunsch ist auf jeden fall da.
liebe grüße von der piratin
lg!