Alte Muster überwinden

In irgendeiner Weise gibt uns unser Körper Signale, daß Umdenken, Veränderung, Innehalten nötig wäre. Wir überhören nur oft, oder reagieren zu spät.

Vor einem Monat wird ein Freund, der vor 11 Jahren erste psychotische Episode hatte, verwirrt (kein psychotischer Schub) stationär aufgenommen.
Kurz vorher telefonierten wir miteinander, er klagte zugleich über Mobbing in seiner Firma und erzählte begeistert, wie ihn sein Jobinhalt (Programmierer) fesselt. Als Gründe für Mobbing nannte er seine kaum vorhandene Plaudereien mit Kollegen und Erfolge in beruflicher Hinsicht. Privat schätze
ich sehr seinen trockenen Humor, aber er ist nunmal kein Gschichterlerzähler und locker kommunikativ.

Nach 6 Tagen besuchte ich ihn. Er wirkte verändert, witzig, Esprit versprühend, locker. Anschaulich: kennt Ihr die Art, wie Falco drauf war? So ungefähr auch mein Freund.
Am Dienstag, gestern, began wieder sein Arbeitsalltag, ich bin für ihn zuversichtlich, er hat sich sichtlich verändert. Die kommunikative Art, die mir gefällt, blieb, er schafft damit quasi eine Barriere, man kommt ihm nicht zu nahe, greift ihn nicht an, er strahlt eine stabile Souveränität aus. Wie es scheint, hat er alte Muster aufgelöst, schmerzhaft, aber effektiv.
Medikamente? kaum, nur die von vorher. Therapieschiene wird wieder aktualisiert.
 
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für mich ist das Beispiel per exzelenz natürlich die liebe. plötzlich tritt ein mann in mein leben, der total nett ist und am anfang ist alles so leicht und dideldum-mäßig, ja man quatscht ein paar stunden, ja man versteht sich gut, ist ja alles schön und gut. und dann plötzlich wird die symphatie erwidert - der mann gibt signale, dass er gerne bei dir ist und nichts dagegen hätte, näher zu rücken. und es fängt an mir beschissen zu gehen, sowas von beschissen, ich kann es nicht mal sagen. ich habe mich nicht nach einer beziehung gesehent, ich wollte von dem ganzen nichts wissen. ja, ich habe schlechte erfahrungen, sehr schlechte erfahrungen. aber diese unsicherheit, diese bis ins mark gehende angst und unsicherheit, das ist soooo schmerzlich. eigentlich ist es etwas so schönes, leichtes, fröhliches, die sympathie zwischen zwei menschen, was immer daraus werden soll, eigentlich sollte man sich freuen und mit einem lachen das gesicht in die sonne wenden. statt dessen geht es dir beschissen. und das alte muster ist, du bist zu oft abgelehnt und gedemütigt worden. bist unverstanden geblieben über so viele jahre. bist nicht angekommen. bist einsam gewesen. irgendwann hast du dich freigekämpft aus deinem eigenen persönlichen scheiss und bist klar gekommen, job, kinder, leben, kollegen, alles im griff, und dann wie ich schon am anfang geschrieben habe, kommt maxwells silberhammer und knallt dir eines vor die birne das du wirklich glaubst jetzt ist alles aus.
 
Hallo Inti!

Hi Justin - sehr schön, das ist genau das, was Buddhisten mit dem "die Wolken ziehen lassen" meinen - und doch stimmt, was Rose sagt, die Züge, die einfahren haken sich bei uns ein, nur ein kleiner Haken an dem die Züge hängenbleiben - den gilt es zu verändern, so dass die Züge wieder wegkönnen.

LGInti

Der Mensch hängt an allem, was er irgendwie mit sich selbst in Verbindung bringt, sprich identifiziert.
Der erste Kontaktpunkt ist das Ich und seine persönliche Geschichte.
Bleibt man daher am Ich haften, bleibt man zugleich an seiner Geschichte und seinen sog. Eigenschaften haften. Daher haken sich manche Züge fest.
Die Züge kommen daher nur eingefahren, und manche bleiben für eine Weile aktiv, weil Identifikation stattfindet.
Lässt man die Identifikationen los, fahren sie ungehindert weiter.

LG
Justi
 
Justin
Der Mensch hängt an allem, was er irgendwie mit sich selbst in Verbindung bringt, sprich identifiziert.
Der erste Kontaktpunkt ist das Ich und seine persönliche Geschichte.
Bleibt man daher am Ich haften, bleibt man zugleich an seiner Geschichte und seinen sog. Eigenschaften haften. Daher haken sich manche Züge fest.
Die Züge kommen daher nur eingefahren, und manche bleiben für eine Weile aktiv, weil Identifikation stattfindet.
Lässt man die Identifikationen los, fahren sie ungehindert weiter.
das seh ich auch so, muss aber erst mal gelernt werden und es gehört ein großes Mass an Bewusstheit dazu - viel ist aber passiert im Leben eines Menschen bevor solch ein Bewusstsein erscheint - und all das aus der unbewussten Zeit hängt in uns und wartet auf einen günstigen Moment um sich zu zeigen. :)

LGInti
 
Bevor man ans Überwinden geht, muss man erstmal das oder die Muster annehmen, heisst sie bei sich zu akzeptieren...erst dann kann der nächste Schritt getan werden
 
Bevor man ans Überwinden geht, muss man erstmal das oder die Muster annehmen, heisst sie bei sich zu akzeptieren...erst dann kann der nächste Schritt getan werden

wenn man in ein Muster mehr oder weniger unfreiwillig hineingewachsen ist, sollte man es zunächst einmal erkennen, nachvollziehen und dann eine Entscheidung treffen: will, brauche, möchte ich es oder weg damit, aus gutem Grund = überwinden.
Annehmen? fände widersinnig, einen unnötigen, belastenden Umweg.
 
Ich glaube schon daran, dass es möglich ist alte Muster zu überwinden. Aber es ist so unglaublich schwer.
Immer wieder kippt man in Irrtümer und Muster zurück.
Immer wieder muss man sich freistrampeln.
Man macht etwas anders, startet voller Energie und Optimismus in eine neue Lebensphase, und plötzlich wie Maxwells berühmter Silberhammer kommt das alte Muster, alte negative Gefühle, und man muss mit der Hydra ringen, der zwei Köpfe für jeden abgeschlagenen nachwachsen.
Habt ihr schon erfolgreich alte Muster überwunden?
Kennt ihr das Problem der >Rückfälle<?

Manchmal ist das Leben wie ein Labyrinth, es ist so schwer klar zu erkennen, in welcher Sackgasse man sich gerade wieder befindet.

Was wenn das einem so bestimmt ist darf man das denn dann ändern wollen?
 
Green
wenn man in ein Muster mehr oder weniger unfreiwillig hineingewachsen ist, sollte man es zunächst einmal erkennen, nachvollziehen und dann eine Entscheidung treffen: will, brauche, möchte ich es oder weg damit, aus gutem Grund = überwinden.
Annehmen? fände widersinnig, einen unnötigen, belastenden Umweg.
vielfach hapert es mit dem erkennen (wahrnehmen was ist), weil nicht sein kann was nicht sein darf. In diesem Sinne wäre das "annehmen" erst mal ein akzeptieren, dass etwas (z.B. Scham oder Schuld) existieren darf, was ich bisher aus meiner Wahrnehmung verbannte.

lillystern
Was, wenn das einem so bestimmt ist darf man das denn dann ändern wollen?
Wer sollte wollen, dass ich leiden muss?
Tiere folgen ihrer Bestimmung, weil sie nicht anders können, der Mensch hat vom Baum der Entscheidungsfreiheit gekostet und das ist nicht rückgängig zu machen.
Viele Faktoren bestimmen unser Schicksal, aber der entscheidendste Faktor bist du selber.

LGInti
 
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Nur in Therapien, die Du und Inti meint. Es hängt, nehme ich an, mit Patienten, ihrer Problematik an sich?

Ich kenne sowohl Patienten als auch Therapeuten, die ohne Annehmen auskommen. Im Gegenteil, Annehmen würde diese Menschen verwirren statt ihnen zu helfen. Sie müssen die Zusammenhänge verstehen können, um Veränderungen zulassen.

Ist mein "Verstehen" Eurem "Annehmen" vielleicht gleich oder nah?
 
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