Zum ersten Mal meditiert

Du hast soeben eine schwere Prüfung bestanden.
Du hatst Dich nemlich durch unser Gefasel nicht abbringen lassen, weiter zu machen.
Du wirst Deinen eigenen Weg gehen und das ist gut so.

Viel Glück
 
Werbung:
Hallo Astroharry,

vielen Dank! Ich empfinde es nicht als Gefasel ich finde es äußerst Interessant und Lehrreich. Bitte macht weiter so.

Liebe Grüße
Brigitte :)
 
Original geschrieben von Kvatar
Darum mein Rat: Nicht fragen, nichts aufgreifen, nicht an einen Gedanken klammern. Nicht einen Gedanken denken. Kein Ziel verfolgen, nichts wünschen. Kein Urteil fällen. Nichts assoziieren. Nicht eine Sekunde in die Zukunft voreilen, nicht eine Sekunde an Vergangenes denken. Tust Du es doch, dann lenke die Achtsamkeit wieder zurück auf den Augenblick.
Was Du schreibst ist völlig richtig. Aber wie macht man das?
Für mich war der zentrale Punkt die Unerscheidung zwischen ICH und Denken.
Durch das Denken identifizieren wir uns mit unseren Vorstellungen und Phantasien. Diese lösen Empfindungen aus und fesseln uns völlig.
Die Lösung besteht in der Frage:Wer denkt?
Die Antwort ist implizit und sofort da: ICH
Damit ist die "Achtsamkeit wieder zurück auf den Augenblick."
Das ist der Schlüssel.
ICH kann nur HIER sein. Alles andere sind Gedankenprojektionen.
ICH kann nur jetzt da sein, denn Vergangenheit und Zukunft sind Gedanken.
Diese Trennung von ICH und Gedankentätigkeit wird als Befreiung empfunden und löst ein Glücksgefühl aus. Dieses zieht wie ein Magnet und die Sammlung wird mühelos.
Wer einmal davon gekostet hat will immer mehr.

Gruß Willibald
 
Hallo Astroharry ! :)


Ich hab noch ein paar Probleme mit diesem "ICH", welches ja für dich die zentrale Rolle bei der Wahrnehumg spielt. Auch bin ich etwas irritiert über das Glücksgefühl, welches Du beschreibst, denn es deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Wenn dieses Glücksgefühl in der Meditation e n t s t e h t, dann geht es doch auch wieder?! Also ist es unbeständig - aber ich suchte nach dem, was "nicht-bedingt" ist, und ich fand das, was ich in Isis' "Erleuchtungsthread" zu umschreiben versuche.


Ich weiss, dass viele lehren, dass es mehrere "ICHs" gäbe: das prollhafte ICH des unwissenden Menschen, das höhere "ICH" des meditierenden Menschen, das abolute "ICH" des Universums...


Wozu?

Es gibt den Menschen nur eine neue Krücke, eine neue Illusion, aber sie ist noch nicht die Wahrheit, noch nicht das Ganze. Welches "ICH" wollen wir suchen?

Es verwirrt und nagelt die Menschen darauf fest, etwas bestimmtes erleben oder finden zu wollen. Wieder sind sie auf der Suche nach einem ICH, und vielleicht finden sie auch eines - wenn sie es zuvor selbst projeziert haben. Aber das Beste, dass ein Mensch bekommen kann wird er nie erreichen, solange er dem hinterherrennt. Vielmehr erreicht das Glückk ihn - aber erst, wenn er alles andere zuvor losgelassen hat.


Ein Holzfäller hatte von einem seltenen Tier namens Satori gehört, und mit Eifer verbrachte er lange Zeit damit, ihm nachzustellen und es zu fangen. Jedoch gelang ihm sein Vorhaben nie, denn das Tier wollte Niemandes Besitz sein, und entwischte ihm stets.
Eines Tages gab der Holzfäller sein Vorhaben auf und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu, und fällte weiter Bäume.

So tief war er eines Tages in seine Arbeit versunken, dass er nur auf seine Säge achtete, die durch das Holz des Baumstammes ging, und alles andere um sich herum vergass. Der Baum fiel, und erschlug das seltene Tier "Satori", dass sich unbeobachtet gefühlt hatte und so in seine Nähe gekommen war.


(Aus: Zazen, Taisen Deshimaru Roshi)


Es bleibt dabei: Es gibt kein "ICH", alle Dinge sind anatta - das ist die höchste Weisheit des Buddha. Niemand erreicht Satori, der es zu erreichen sucht.


Schau Dir nochmal die Geschichte von dem begierigen Schüler oben an, die ich im letzten Beitrag schrieb. ZEN weist den Weg ganz klar, aber je mehr wir rennen, desto weiter wird der Weg. Darum ist es wichtig, absichtslos zu meditieren. Was soll die Frage nach dem "ICH" bringen ? Wenn wir sie zu lösen trachten, was werden wir wohl bekommen ?

 
du hast recht in allem. Das sage ich nicht um schönwetter zu machen.
Das ICH als Objekt ist immer Illusion. Es kann aber helfen, zu verstehen was diese "Absichtslosigkeit" will.
Richtige Vorstellungen können uns helfen, aber sie bleiben "Krücken", das ist wahr.
Es heißt: Wir sind bereits erleuchtet, wir wissen es nur nicht.
Wenn dieses Glücksgefühl wieder geht, dann verstricke ICH mich wieder in Illusionen.
Was ist dieses ICH. Es kann nicht objektiviert werden und darüber nachzudenken ist eigentlich Unsinn, weil ICH BIN.
Wer schriebt denn diese Zeilen?, Wer meditiert?
Die Antwort lautet: ich (aber nun klein geschrieben)
Wenn ich mich von allen Attributen frei mache (denken, fühlen, glauben, handeln), was bleibt dann?: mmer noch ich aber jetzt groß geschrieben ICH.
Zen sagt dazu "NICHTS" oder "LEERHEIT"
Das kann ioch erreichen durch "Absichtslosigkeit" oder SEIN.
Die Aufgabe besteht darin in diesem "NICHTS" bewußt zu bleiben, das ist SATORI. Keine leichte Sache.
Deine Vorstellung von einem nicht existenten ich (jetzt schreibe ich das klein) bezieht sich auf die Projektionen des ICH oder dessen Tätigkeit Absichen, Ziele. Um diese Projektionen zu entlarven und als Unwirklich zu enttarnen, benützen die Buddhisten den Begriff Anatta "nicht ich" und meinen ICH befreit von der Denktätigkeit (Ziele und Absichten).

Denn wenn das ich aller Attribute entkleidet ist, dann kann es
nur ein ICH geben und nicht mehrere ich's.

D.h. ein zentrales ICH (CHRISTUS, SATORI, NIRWANA, STEIN DER WEISEN, MYSTERIUM MAGNUM usw.) All das sind Worte, die uns helfen - je nach Mentalität - zu verstehen. Das ist der erste Schritt. Das ist gemeint, wenn Christus sagt "Das Himmelreich ist in euch". Auch das wahre Gebet mündet in die "Absichtslosigkeit", die völlige liebende selbstlose Hingabe.

Gruß Willibald
 
Original geschrieben von Kvatar
Wenn ich nur im "schmerzfreien" Zustand meditieren kann, was ist dann mit dem seelischen Schmerz: den Ängsten, Sorgen, meinem Kummer und Wut? Darf ich dann nur meditieren, wenn ich auch nicht wütend, traurig, besorgt oder verängstigt bin?

Lieber Kvatar,

als mein Körper einen Bandscheibevorfall erlebte, musste ich Tramadol (des stärksten Schmerzmittels nach Morphin) nehmen den Schmerzen aushalten zu können. Ich habe die Erfahrung gemacht dass wehrend Meditation spürte ich gar kein Schmerzen mehr. Welche Erklärung kann Zen für so etwas anbieten?

Liebe Grüße, John
 
Hallo John,


ja, das ist schon interessant, ist es nicht ?


Aus dem Thread Buddhisten glauben nicht an eine Seele kannst Du vielleicht eine Erklärung herauslesen, die Dir zu verstehen hilft. Wenn Du grosse Probleme hast, die Sätze zu verstehen suche ich den Text nochmal für Dich in Englisch, ok ? :)

Mil. 2.3.6. Keine Seele im Innern (No soul inside)


Der König sprach: «Gibt es wohl, o Herr, einen Wahrnehmer (vedagu)?»

«Was verstehst du unter diesem Wahrnehmer, o König?»

«Dieses Seelenwesen im Innern, o Herr, das mit dem Auge die Formen erblickt, mit dem Ohre die Töne vernimmt, mit der Nase die Düfte riecht, mit der Zunge die Säfte schmeckt, mit dem Körper die Tastobjekte tastet und mit dem Geiste die Geistobjekte wahrnimmt. Gerade nämlich wie wir, die wir hier in diesem Palaste sitzen, je nach Belieben durch irgend eines der Fenster blicken können - sei's durchs östliche, westliche, nördliche oder südliche - ebenso, o Herr, schaut dieses im Innern befindliche Seelenwesen je nach Belieben durch dieses oder jenes der Sinnestore.»

Der Ordensältere aber sprach: «Die fünf Sinnentore will ich dir erklären, o König. So höre denn und sei recht aufmerksam! Wenn es im Innern ein Seelenwesen gäbe, das durch das Auge die Formen erblickt gerade wie wir hier durch irgend eines der Fenster die Gegenstände erblicken - so müßte dieses Seelenwesen ebenfalls durch Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist die Formen erblicken können. Und es müßte imstande sein, durch jedes einzelne der Sinnestore ebenfalls Töne zu vernehmen, Düfte zu riechen, Säfte zu schmecken, Tastobjekte zu tasten und Geistobjekte wahrzunehmen.»

«Das kann es freilich nicht, o Herr.»

«Ja, o König, du verbindest eben nicht das Erstere mit dem Letzteren und das Letztere mit dem Ersteren! Gerade wie wir, o König, die wir hier in diesem Palaste sitzen, wenn wir die Fenster öffnen, bei vollem Tageslichte die Gegenstände da draußen deutlicher erkennen: ebenso auch müßte dieses im Innern befindliche Seelenwesen, wenn die fünf Sinnentore herausgenommen würden, bei vollem Tageslichte besser die Gegenstände wahrnehmen können.»

«Das kann es freilich nicht, o Herr.»

«Ja, o König, du verbindest eben nicht das Erstere mit dem Letzteren und das Letztere mit dem Ersteren! Wenn da zum Beispiel dieser Dinna hinausgehen und sich (vor die offene Tür) in die Vorhalle stellen möchte, wüßtest du da wohl, o König, daß dem so ist?»

«Freilich wüßte ich das, o Herr.»

«Und wenn nun dieser selbe Dinna, o König, wieder hereinkommen und sich vor dich stellen möchte, wüßtest du da wohl ebenfalls, daß dem so ist?»

«Freilich, o Herr.»

«Wenn man nun, o König, einen geschmackbesitzenden Gegenstand auf die Zunge legen sollte, wüßte da wohl jenes im Innern befindliche Seelenwesen, ob derselbe sauer, salzig, bitter, scharf, herb oder süß ist?»

«Ja, o Herr, das wüßte es.»

«Wenn nun aber jener Gegenstand sich im Magen befinden möchte, könnte da wohl jenes Seelenwesen seinen Geschmack erkennen?»

(Der Geschmack, als rein subjektive Empfindung, ist bedingt durch Einwirkung einer stofflichen Lösung auf die Endorgane der Geschmacksnerven, ohne daß etwa bei diesem Vorgange irgend ein im Körper hausendes Ich-Wesen beteiligt wäre, das vermittelst des Schmeckorganes den Geschmack empfindet. Man sagt zwar «Ich schmecke», doch ist es in Wirklichkeit kein «Ich», welches schmeckt - ein «Ich» gibt es als etwas beständiges überhaupt nicht - sondern eben ein bloßes Schmecken findet statt. Bloße momentane Sinnesempfindungen und damit gleichzeitig entstehende und vergehende geistige Elemente, wie Gefühl, Wahrnehmung, Wille usw. sind anzutreffen aber keine Wesenheit, keine Person, kein Ich, das etwa der Besitzer derselben wäre, oder ihr Ausübender.)

«Das freilich nicht, o Herr.»

«Ja, o König, du verbindest eben nicht das Erstere mit dem Letzteren und das Letztere mit dem Ersteren. Nimm an, o König, ein Mann brächte hundert Töpfe voll Honig und füllte denselben in ein Faß. Darauf bände er einem anderen den Mund zu und steckte ihn in dieses Faß voll Honig. Könnte da wohl jener andere erkennen, ob diese Masse süß ist oder nicht?»

«Gewiß nicht, o Herr.»

«Und warum nicht?»

«Weil ja gar kein Honig in seinen Mund eingedrungen ist.»

«Ja, o König, du verbindest eben nicht das Erstere mit dem Letzteren und das Letztere mit dem Ersteren.»

«Ich bin außerstande, mit einem solchen Gegner wie dir zu diskutieren. So erkläre mir denn, bitte, die Sache!»

Und der Ordensältere unterwies den König Milinda in einer mit der höheren Lehre (abhidhamma) verbundenen Darstellung, indem er sprach: «Die Entstehung des Sehbewußtseins, o König, ist durch das Sehorgan und die Formen bedingt. Und die gleichzeitig damit entstehenden Erscheinungen, wie Sinneneindruck, Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Sammlung, Lebenskraft und Aufmerksamkeit,( Dies sind, dem Abhidhamma zufolge, die sieben jedem Bewußtsein gemeinsamen Geistesfaktoren (cetasika)) entstehen in Abhängigkeit davon. Und genau so verhält es sich mit den übrigen Sinnen. Ein erkennendes Seelenwesen aber ist da nicht anzutreffen.»

«Klug bist du, ehrwürdiger Nágasena!»


Euch allen ein schönes Wochenende !
 
Wenn Du Dir mit einem Hammer auf den Finger haust, dann liefert Deine Wahrnehmung ein Schmerzempfinden. Der Geist nimmt diese Wahrnehmung auf und zentriert sich auf ihr. Alles andere ist in diesem Moment für Dich nebensächlich. So folgt der Geist der Wahrnehmung.

Wenn Du eine hübsche Frau siehst liefert Dir Deine Wahrnehmung eine sinnliche Empfindung. Vielleicht hast Du gerade noch an deinen Einkaufszettel gedacht, nun ist die Frau in das Zentrum Deiner Wahrnehmung gerückt. So folgt der Geist der Wahrnehmung.

Wenn Du nachts wachliegst und etwas in den Dachbalken knirscht, dann liefert Dir Deine Wahrnehmung einen Hörreiz. Der Geist nimmt diese Wahrnehmung auf und konzentriert sich auf sie, du lauscht jetzt angespannt darauf, ob weitere Geräusche folgen. So folgt der Geist der Wahrnehmung.

Es ist ein Prozess, der sich instinktiv bei allen Lebewesen einprägt. Aber im Inneren ist keine Seele, kein "ICH", das wahrnimmt. Das "ICH" entsteht ganz natürlich in unserer Kindheit, wenn Wahrnehmungen immer wieder aus der selben Position registriert werden, und es entsteht die Illusion eines "ICHs", welches diese Dinge wahrnimmt. Schliesslich nehmen wir die Dinge nur noch aus der separierten Position des "ICH" wahr. Welches ist Deine erste Wahrnehmung, an die du dich erinnern kannst, und wie alt warst du da? 3 Jahre? Vier Jahre? Warum hast DU keine Wahrnehmung, an die DU DICH erinnern kannst? Und wenn DU DEINE erste Wahrnehmung, an die DU DICH erinnerst erzählen würdest, würdest DU dann nicht sagen: "ICH erinnere MICH daran, dass ICH von MEINER Mutter gestreichelt wurde" ?

Aber wer ist dieses "ICH", dass spricht ? Denk darüber nach !


Die Entstehung des Sehbewußtseins, o König, ist durch das Sehorgan und die Formen bedingt.


Nun ist die Frage: welche Bedeutung hat dieser Ansatz in der Meditation?

In tiefer Versenkung lassen wir nicht zu, dass unsere Aufmerksamkeit den Sinneswahrnehmungen folgt. Wenn wir etwas aufregendes sehen, so registrieren wir lediglich "Sehen.. sehen..." ohne das Gesehene aufzugreifen oder festzhalten.

Ein Mann fragte einmal den Buddha, ob er seine Lehre in einem Satz zuammenfassen könnte, und wie dieser Satz dann heissen würde. Der Buddha bestätigte, dies könne er tun und sagte dann:

"Sabbe dhamma - na - lam abhinivesa - ya". - Nichts, was immer es sei, sollte als "ICH" oder "MEIN" festgehalten oder ergriffen werden.

Vorgestern war ich mit einer jungen Dame auf einer (zugegeben etwas langweiligen) Schulung. Sie war stets müde und konnte sich nicht konzentrieren. Ich fragte sie, ob sie nicht genung hatte schlafen können, doch sie verneinte - sie hätte genung geschlafen. Ich riet ihr daraufhin, ihren Geist im Gleichgewicht zu halten um ihn nicht zu ermüden, aber sie runzelte die Stirn und fragte, was ich damit meine. Daraufhin bat ich sie, sich einmal auf ein Bein zu stellen und den Oberkörper stark zur Seite zu neigen und gleichzeitig etwas in die Knie zu gehen. Mit den Armen musste sie das erzeugte Ungleichgewicht kompensieren, und schon nach wenigen Sekunden begannen ihre Knie und Arme vor Anstrengung zu zittern. Sie verstand dann, was ich damit meinte, wenn ich sagte, sie solle ihren Geist im Gleichgewicht halten. Es ist tatsächlich sehr anstrengend und ermüdend für den Geist, wenn er nicht im Gleichgewicht gehalten wird.

Die richtige körperliche Haltung ist das Gleichwicht mit der Schwerkraft. Aber: welche ist die richtige Haltung für den Geist ?


Viele Grüße,
Kvatar
 
Werbung:
Zurück
Oben