Die Urmutter ist nurmehr eine Charakterisierung, das Prinzip des/der Gebärenden. Bitte weiter ausführen.
Loge33
Der Mutterarchetyp (auch: "Große Mutter", "Urmutter") ist einer der wichtigsten Archetypen in Carl Gustav Jungs Analytischer Psychologie. Ihm entspricht auf männlicher Seite der Vater-Archetypus.
Er steht für die insbesondere im männlichen Unbewussten verankerte Vorstellung einer gebärenden, Schutz gewährenden Frau, hat aber auch ambivalente und negative (nefaste) Aspekte, so etwa in der Form der zerstörenden, verschlingenden Mutter. Kennzeichnend für das Mütterliche sind das Gütige, Hegende, Tragende, das Wachstum, Fruchtbarkeit und Nahrung spendende, die Weisheit und die geistige Höhe jenseits des Verstandes, die magische Autorität des Weiblichen. Der Archetyp steht für eine Stätte der magischen Verwandlung, der Wiedergeburt, für den hilfreichen Impuls, das Geheime, Verborgene, das Finstere, den Abgrund, die Totenwelt, aber auch das Verschlingende, Verführende, Vergiftende, das Angsterregende und Unentrinnbare.
Bei Jungen steht der Mutterarchetyp in enger Verbindung zur Anima, einem weiteren wichtigen Archetyp, der die weiblichen Züge in der Psyche des Mannes verkörpert. Die Herauslösung der Anima aus dem Mutterarchetyp stellt einen wichtigen Schritt im männlichen Entwicklungsprozess dar.
Erscheinungsformen
Als Erscheinungsformen auf einer alltäglichen Ebene nennt Jung neben der persönlichen Mutter Stief- und Schwiegermutter, Amme und Kinderfrau; dazu kommen die Ahnfrau, die Weiße Frau der Volksmythen. Auf einer höheren Ebene schlägt sich der mütterliche Anima-Archetyp in allen Formen weiblicher Gottheiten nieder, angefangen von Isis, Kybele, Astarte, Parvati, Mitra und Al-Lat über Gaia und Demeter, Hera und Aphrodite bis hin zur christlichen Mutter Gottes (vgl. auch Liste der weiblichen Gottheiten). Die Große Göttin von Chaldäa hieß Magna Dea.
Aber auch Abstrakta wie Kirche ("Heilige Mutter Kirche") und Universität ("Alma mater"), das (eigene) Land (bzw. Stadt) werden genannt, weiter Himmel und Erde, Wald, Meer und stehende Gewässer, die Materie, die Unterwelt und der Mond. Dazu kommen als "Geburts- und Zeugungsstätten" Acker, Garten, Fels, Höhle, Baum, Quelle, tiefe Brunnen sowie das christliche Taufbecken. Weitere Ausprägungen der Mutter-Archetyps sind nach Jung "hilfreiche" Tiere wie Kuh und Hase, aber auch viele Blumen, insbesondere wenn sie als "Gefäß" auftreten (Rose, Lotos) oder in Mandalas aufgegriffen werden, sowie überhaupt jede - an die Gebärmutter erinnernde - Hohlform wie Topf, Backofen oder auch die (Schrauben)mutter.
Ambivalente Mutter-Archetypen sind insbesondere die in vielen Kulturen anzutreffenden Schicksalsgöttinnen wie Parzen, Nornen oder Graien. Als nefaste Mutter-Archetypen werden alle verschlingenden bzw. umschlingenden Tiere wie Drachen, Schlangen und große Fische (vgl. Jonas und der Wal) betrachtet, weiter das Grab, der Sarkophag, die Wassertiefe, der Tod, Hexen und Nachtmahre sowie alle Arten von Kinderschreck.
Wirkungen
Der Mutter-Archetyp entfaltet seine Wirkung zum einen in Träumen, dort insbesondere auch in seiner nefasten (ambivalenten und negativen) Ausprägung, etwa als den Träumer verschlingendes Meer. Aber auch die Mythen, Sagen und Märchen aller Völker sind voll von Göttinnen, weisen Frauen, Hexen, Drachen, von verwunschenen Wäldern und Gärten, von geheimnisvollen Höhlen, Brunnen und dergleichen. Eine besondere, in gewisser Weise redundante (mehrhaft vorhandene, eher überflüssige) Ausprägung erfährt der Mutter-Archetyp in der Gestalt der Wasserfrau, vgl. auch Nixe und Meerjungfrau. Die - erfolgreiche - Herauslösung der Anima aus dem Mutterarchetyp wird insbesondere in den verbreiteten Märchen und Sagen thematisiert, in denen ein Ritter einen Drachen (=Mutterarchetyp) töten muss, um die Hand einer Prinzessin (=Anima) etc. zu gewinnen.
LG
Iza.