Sehen Sie denn momentan perspektivisch gesehen eine Lösung? Ich habe das Gefühl, von der Zweistaatenlösung ist man wirklich meilenweit entfernt. Wie sehen Sie das?
Dem kann ich nur zustimmen. Das ist formal die Position der internationalen Gemeinschaft, die Zweistaatenlösung. Aber davon sind wir weit entfernt. Der 7. Oktober hat die Radikalen auf beiden Seiten, die Extremisten auf beiden Seiten, gestärkt. Diejenigen, die keinen Kompromiss wollen, die keine Verständigung wollen. Und die, die das wollen, die Moderaten auf beiden Seiten, und die gibt es ja, die gibt es in Israel, gibt es auch unter den Palästinensern, die finden im Moment kein Gehör. Dementsprechend gibt es da wenig Chancen.
Wie geht es dann politisch weiter?
Erstmal eine Politik der kleinen Schritte. Also die unpolitischen Fragen regeln. Nicht die Zweistaatenlösung angehen. Sondern Fragen der humanitären Versorgung klären. Und die zweite Frage, die, glaube ich, geklärt werden muss, ist die politische Vertretung der Palästinenser im Gazastreifen wie im Westjordanland. Wir wissen ja gar nicht, wen die Palästinenser wirklich wollen. Es gibt Meinungsumfragen aus jüngster Zeit, die darauf hindeuten, dass gerade auch im Gazastreifen die Mehrheit der Palästinenser eine Zweistaatenlösung bevorzugen würde, also ein Kompromiss mit Israel. Das ist aber völlig in den Hintergrund getreten, weil die Hamas dominiert hat. Wichtig wäre es, den Palästinensern unabhängig von der Hamas und unabhängig von der alten Regierung im Westjordanland überhaupt erst mal wieder eine Stimme zu verschaffen. Und das, glaube ich, muss ein ganz wichtiges Anliegen der internationalen Gemeinschaft sein.