Zerstört sich der Kapitalismus von selbst?

Dann ist dein Begriff von Ausbeutung nicht schlüssig.

Den hatte ich bisher auch nicht wirklich ausgeführt.
Ausbeutung beinhaltet natürlich mehr als nur finanzielle Aspekte.
Es ist auch Ausbeutung, wenn Menschen keine Zeit mehr haben, um sich zu erholen und sich auch mal mit anderen wichtigen, aber auch einfach nur interessanten Dingen zu befassen.
Es ist Ausbeutung, wenn das, was man verdient hat, zu stark besteuert wird und von dem, wofür die Steuern eigentlich dienen, kaum mehr etwas zurückfließt.
Es ist Ausbeutung, wenn man das Wohlwollen, das Pflichtgefühl und die Gutmütigkeit von Menschen ausnützt.
Natürlich kann man sich auch selbst ausbeuten, aber da spielen ja auch kollektive Glaubenssätze und Prägungen aus der Kindheit eine Rolle.
Prinzipiell würde ich es so zusammenfassen: Ausbeutung liegt vor, wenn eine Seite auf Kosten einer anderen profitiert.

Wenn du meinst, dass sich Arbeiter selbst organisieren, dann ist das nicht anderes als ihr gottgegebenes Recht und zu 100% mit dem freien Markt vereinbar, mehr noch: der freie Markt bildet die beste Voraussetzung für den Zusammenschluss der Arbeiter.

Die Sache ist nur die, dass der Markt nicht wirklich frei ist.
 
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Energiekonzerne sind in der Regel Aktionärskonzerne.
Und jeder Mensch hat das Recht und den Asnpruch, sein Erspartes in Aktien-Form dieser Energiekonzerne anzulegen um daraus wieder schöpfende Gewinne zu erzielen.
Aber wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.
http://de.wikimannia.org/Wer_nicht_arbeitet,_soll_auch_nicht_essen

Mit einem BGE funktioniert das natürlich nicht. Und mit einer sozialistischen Vorstellung schon mal garnicht.

Den Ausgleich/die Zeche bezahlt auch kein Harz4 Empfänger.
Denn dieser tut/arbeitet in Form von Wertschöpfung ja nichts für seinen Lebensunterhalt.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!

Noch ergänzend für dich zur Information: Menschen die Hartz 4 beziehen, arbeiten ebenfalls.
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/o-...iedrigeinkommen-jaehrlich-mit-milliarden-euro

Hartz-IV-Aufstocker: Staat subventioniert Niedrigeinkommen jährlich mit Milliarden Euro
16. August 2017

2016 erhielten Erwerbstätige vom Staat Hartz-IV-Leistungen in Höhe von 10,78 Milliarden Euro. Die Zahlungen an Hartz-IV-Aufstocker sind gegenüber dem Vorjahr somit um rund 250 Millionen Euro gestiegen, wie aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen. Nach Einführung des Mindestlohns müssen nun vor allem sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ihr Gehalt mit Hartz IV aufstocken.

Im Jahr 2016 zahlte der Staat insgesamt knapp 10,78 Milliarden Euro, um Aufstocker-Haushalte auf Hartz-IV-Niveau zu heben. ...]
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/o-...iedrigeinkommen-jaehrlich-mit-milliarden-euro

Und dennoch kommt wieder diese Verleumdung (fettmarkiert) von dir.
Denn einen Beleg für deine Behauptung / Diskreditierung führst du nicht an.
[...Auch das musst du wieder in dem Gesamtkontext sehen in dem ich das ganze schrieb.
Natürlich können Harz4 Empfänger nichts sparen und diese Sonderkosten über Aktienbeteiligung wieder ausgleichen.
Aber sie arbeiten ja auch nicht.
Wobei ich mir doch recht sicher bin (und das aus praktischer Erfahrung) dass die meisten 4-Harzer neben ihrer Sozialhilfe noch irgendwelche Nebeneinkommen haben. Die Schwarzarbeit ist in Deutschland das blühenste Gewerbe. Und wenn es nur das sammeln von Pfandflaschen ist.
Und das hat absolut nichts mit einem Feindbild zu tun, welches du mir hier subtuil unterstellst, sondern mit der Realität.
Sozialromantiker, vor allem wenn es auch noch postmoderne sind, haben mit der Realität aber sowieso ein Problem. Denn sie widerspricht oft ihrer ideologischen Überzeugung....]

Deine subjektive Befindlichkeit, @sunnythecat , im Bezu zu politischen Themen und somit zu Aussagen von mir, sind zum Glück nicht das Maß aller Dinge.
Du solltest schon den Vorwurf der gezielten Verleumdung und Diskreditierung zumindest begründen, wenn du schon mit dem Hammer der Meldung wegen Verstoß gegen die Forumsregeln zuschlägst. Es wäre zumindest ein Zeichen der Seriösität.

Aus deinem Geschriebenen, was nichts anderes als Hetze darstellt, geht eindeutig genau das Gegenteil von Seriös hervor. Dein Betreiben ist nur noch durch und durch unmenschlich und manipulativ.
Und ausgerechnet du schreibst was von der Seriösität.

Aber da erzähle ich dir ja nichts neues. Schließlich ist das ja auch so von dir gewollt, stimmts?

http://synonyme.woxikon.de/synonyme/seriös.php
 
Na ja, das mit den Gesetzen können wir aussen vor lassen ... denn die werden neuzeitlich vom Kapital gemacht.
So pauschal würde ich da widersprechen. Warum gibt es zB etwa Kartellrecht oder andere Marktregulierungen?

Wie man sieht funktionert sowohl eine staatliche Finazierung (für Kreditgewährung würde man keine Banken brauchen) als auch die private Finanzierung über Fundingformen sehr gut. Eine Finanzierung über den Staat hätte sogar den zusätlichen Vorteil, dass nicht nur ein Ertrag für den Finazier sondern der Nutzen für das Volk bei einem Vorhaben einbezogen werden könnte.
Eine staatliche Finanzierung ist oft ziemlicher Murks, denn wie oben gesagt kann der Staat oftmals nicht wirtschaften. Wenn man das Geld anderer Leute für andere Leute ausgibt, ist das oft sehr ineffizient. Ich weiß aus erster Hand, dass gerade bei Gründerfonds sehr, sehr viel Kohle eigentlich nur darüber läuft, wer wen von welcher Partei kennt (zumindest in Österreich, in Deutschland kann das anders sein). Und das nicht mal versteckt; teilweise wird wirklich richtig dreist gefragt, ob man politisch aktive Familienmitglieder hat oder ähnliches. Bei privatem Kapital is das anders, denn wenn man da in Schwachsinn investiert verliert man Geld. Den Staat interessierts ja nicht, das Geld gehört eh dem Steuerzahler.

Bedenke aber ... wenn Du in relativer Armut lebst (sogar nicht mal in Armut, sondern an der Armutsgrenze) ... nehmen wir z.B. so manche Singlefrau die bis zu 3 Jobs hat um sich und ihr Kind zu ernähren ... dann hast Du für spirituelle Entwicklung recht wenig Zeit ... weil einfach das Überleben (siehe Bedürfnispyramide) schlägt. Gleiches gilt für soziale Sicherheit und Einbettung, für Familie etc.

Jemand der in einem armen Umfeld glücklich ist, kann sich weitaus leichter spirituell entwickeln, als jemand der in realtiver Armut lebt, und den grössten Teil seiner Zeit in Lebenserhaltung inverstieren muss - weil eben die Lebenshaltungskosten an ein weitaus reicheres Umfeld angepasst sind.

Alle spirituellen Kultfiguren kommen aus eher einfachen Kulturen. Jesus sagt eigentlich relativ wenig von Armut (wäre ein Wunder, da er anscheinend aus einer eher wohlhabenderen Familie stammt). Buddha kommt aus einer relativ armen Bauerngesellschaft. Der Papst hat als Pfarrer keine wirklichen finanziellen Sorgen, und als Kirchenoberhaupt ist er einer der reichsten Menschen der Welt, der Dalai Lama kommt wiederum aus einer relativ armen Gesellschaft.
Keine Mutter muss übrigens 3 Jobs arbeiten um ihr Kind zu ernähren. So viel kostet eine Ernährung nicht, zumal man über 7000€ Kindergeld bezieht - das ist doppelt soviel wie ich im Jahr für Miete und Essen ausgebe. Wofür eine Mutter aber unter Umständen 3 Jobs arbeiten muss ist der restliche Lebensstandard abseits von Wohnen und Essen. Gerade gegen diese Selbstverständlichkeit gewisser Luxusgüter in unserer Gesellschaft spreche ich mich deutlich aus.

Bzgl den Kultfiguren musst du dich wohl etwas mehr bilden. Siddharta Gautama kommt aus einem wohlhabenden Fürstengeschlecht, das ist zentraler Punkt seiner spirituellen Reise gewesen - er hat die ersten 30 Jahre seines Lebens in großem Reichtum gelebt und hat sich für ein absichtlich völlig mittelloses Leben entschieden, als er den Palast verließ und die Armut der Menschen sah.

Jesus im NT äußert sich sehr häufig über Reichtum und Armut, und spricht ganz, ganz offen gegen Reichtum. ("sammelt eure Schätze nicht auf Erden, sondern im Himmel", "eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein reicher Mann in den Himmel", "geh hin, verkaufe alles und gib es den Armen, so wirst du einen Platz im Himmel haben" usw usf).

Von der Politik als verlängerter Arm des Kapitalismus .... Wo es um Absatz und Umsatz geht ... ohne Verantwortung für die betroffenen Menschen.
Lustig, dass du das sagst, wo du doch hier genau die gleiche Konsumanschauung zu scheinen hast.


Du musst aber auch sagen, wo. Wenn Du von den Leuten in den Armentvirteln sprichst ... ja ... denn sie sehen den Reichtum in den Städten und sind daher relativ sehr arm. Jeder Mensch auf dem Land kann sich aber in den meisten dieser Länder (ausser bei Unrechtsregimen die dem Volk das Land wegnehmen => Kapitalismus) jeder Mensch selber ernähren ... niemand wird gezwungen in Armenvierteln zu hausen und lieber auf abfallende Krumen zu warten, anstatt sein Leben selber in die Hand zu nehmen.
Um sich von Landwirtschaft selbst ernähren zu können, muss man Grund besitzen. Wenn man fruchtbaren Grund besitzt, ist man in vielen Ländern schon per definition nicht arm. Wenn man den Grund gepachtet hat (Regelfall), muss man Pacht zahlen. Dann sieht die Sache schon wieder anders aus.

Wohnen und Nahrung ist das Minimum, das einem Menschen zustehen muss (leider sind da noch nicht einmal die Menschenrechte so weit). Wenn ich Menschen jetzt verbiete, dass sie sich selber Wohnraum schaffen und sich ernähren können, dann nehme ich ihnen die Lebensgrundlage.
Beim ersten Punkt bin ich ganz bei dir. Das ist auch die Definition von absoluter Armut, wenn jemand kein Essen und keinen Wohnraum hat. Das heißt aber nicht, dass du einfach losziehen kannst und irgendwo auf fremdem Grund eine Hütte bauen und in einem fremden Wald Vieh schießen darfst. Ich glaube du hättest auch keine Freude daran, wenn Millionen Hobby-Jäger unsere Wälder leerwildern würden, denn dann würde das Ökosystem da zusammenbrechen.

Na ja, das ist halt der Punkt ... wenn es den Venezuelanern nicht gefällt, dann sollen sie etwas ändern. Tun sie es nicht, und lassen sich von ihrer Regierung auf den Kopf scheissen ... was soll man dann für diese Menschen tun? Grenzen zu ziehen ist etwas, das jeder Mensch beherrschen sollte.
Auch da bin ich bei dir, Venezuela braucht eine Veränderung - zum Beispiel weg vom Sozialismus hin zu einer ordentlichen Marktwirtschaft.

Ich weiss dass es möglich ist ... nur nicht dann, wenn die EU aus politischem Eigennutz keinen Staat aus dem Euro austreten lassen will, weil das mit guter Wahrscheinlichkeit eine Lawine von Austritten nach sich ziehen würde. Und deshalb wurde Griechenland erpresst, beim Euro zu bleiben.
Man kann sich halt nicht hunderte Millionen Euro geben lassen und dann im Nachhinein sagen "Ups, Sorry, hab ich nicht mehr", um dann nichts zurückzuzahlen und später wieder Geld haben zu wollen. Das kann kein Unternehmen, und ich als Privatperson schon gar nicht. Wenn ich das mache, steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Aber die korrupte griechische Regierung sollte das machen dürfen, nachdem Sie einen Haufen Geld auf den Kopf gehauen hat? Zum Vergleich: ein griechischer Abgeordneter verdient nach Einkommensteuer über 5800€ im Monat (und zwar heute noch immer! nach der Austeritätspolitik!!). Das ist nur 300€ weniger als ein deutscher Abgeordneter (und ich noch nicht mal die vielen Zuckerl eingerechnet, etwa dass ein Viertel des Einkommens komplett steuerfrei ist). Dem steht aber entgegen, dass der durchschnittliche Grieche nur die Hälfte eines durchschnittlichen deutschen Einkommens hat. Wie passt das zusammen? Yanis Varoufakis, der ehemalige griechische Finanzminister, ist Multimillionär, hat eine Villa am Land, zusätzlich ein Apartment in Athen und - I shit you not - ein Apartment im Zentrum von London. Der Typ hat sein Leben lang nix gemacht außer an der Uni zu dozieren und war dann nicht einmal ein Jahr in der Regierung! Wenn mein Dad (auch Dozent, und deutlich länger, aber leider in Österreich) so viel Geld hätte, würde ich jetzt auf ner Yacht in der Côte d'Azur chillen und nicht Bohnen mit Reis essen.

Griechenland hat aber vor der EU mit seinem ineffizienten System (korrupt ist es eigentlich nicht, die Beamten verdienen nur sehr wenig, und sind daher leicht bestechlich) und mit sehr geringen Preise leben können. Erst mit dem EU-Beitritt haben Bauern die für ihr Gemüse nach wie vor wenige Cent kreigen halt nicht mehr gewusst, wie sie sich einen Kaffee um 4 Euro leisten sollen.
Siehe oben.

Nein, aber über die Begrenzheit von Märkten - und das war in dem Zusammenhang das Thema.
Du redest aber nicht von Märkten im Allgemeinen, sondern von einzelnen, ganz spezifischen Marktsegmenten.

Island ist ein sehr erfreuliches Beispiel ... allerdings hat es natürlich in seiner Kleinheit einen grossen Vorteil. Maßnahmen greifen natürlich in einer so kleinen Gruppe weitaus leichter als in einem politisch und räumlich/ideologisch zersplitterten Griechenland.
Vorher hast du noch was ganz anderes gesagt, nämlich dass Deutchland so reich und mächtig sei, weil es so groß ist.

Hier ist der Eingriff aber sinnvoll, da es halt mehr Sinn macht, dass ein intelligenter und williger Mensch um Staatsmittel studiert als ein gelangweilter "Dauerstudent" des reichen Papas, wie wir es noch vor 30 Jahren hatten.
Dafür gibt es Stipendien.
 
So pauschal würde ich da widersprechen. Warum gibt es zB etwa Kartellrecht oder andere Marktregulierungen?

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Aktuell haben wir 709 Abgeordnete im Bundesparlament und 865 Lobbyisten mit Hausausweis und jederzeitigem Zugang zum Parlament. Das sind bereits mehr Lobbyisten als Abgeordnete, ein Schelm wer Böses dabei denkt.
 
Aktuell haben wir 709 Abgeordnete im Bundesparlament und 865 Lobbyisten mit Hausausweis und jederzeitigem Zugang zum Parlament. Das sind bereits mehr Lobbyisten als Abgeordnete, ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Äh, es gibt ja auch ungefähr tausende verschiedene Anliegen, für oder gegen die es eine Lobby gibt. Es gibt eigene Lobbyisten für Blumenverkäufer. Umweltschutzbünde, Ärzte ohne Grenzen, Arbeitnehmerverbände - glaubst du die haben keine Lobbyisten?
Da wundert mich eher, dass die Zahl so niedrig ist.
 
Äh, es gibt ja auch ungefähr tausende verschiedene Anliegen, für oder gegen die es eine Lobby gibt. Es gibt eigene Lobbyisten für Blumenverkäufer. Umweltschutzbünde, Ärzte ohne Grenzen, Arbeitnehmerverbände - glaubst du die haben keine Lobbyisten?
Da wundert mich eher, dass die Zahl so niedrig ist.

Wundert mich nicht, es kommt ja drauf an, welche Belohnungen man in Aussicht stellen kann.
Das muss nicht mal direkt Kohle sein, aber nette Pöstchen, wenn die politische Karriere beendet ist, sind ja auch recht attraktiv.
 
Äh, es gibt ja auch ungefähr tausende verschiedene Anliegen, für oder gegen die es eine Lobby gibt. Es gibt eigene Lobbyisten für Blumenverkäufer. Umweltschutzbünde, Ärzte ohne Grenzen, Arbeitnehmerverbände - glaubst du die haben keine Lobbyisten?
Da wundert mich eher, dass die Zahl so niedrig ist.

Und was denkst Du, wer Einfluss nimmt, der Blumenverkäufer Lobbyist (hat der auch einen Hausausweis?) oder der Vertreter von Monsanto als aktuellstes Beispiel?

Forsche doch mal nach, wer die Gesetze vor formuliert und wie sie manchmal 1:1 übernommen werden, um diese Frage ging es.
 
Den hatte ich bisher auch nicht wirklich ausgeführt.
Ausbeutung beinhaltet natürlich mehr als nur finanzielle Aspekte.
Es ist auch Ausbeutung, wenn Menschen keine Zeit mehr haben, um sich zu erholen und sich auch mal mit anderen wichtigen, aber auch einfach nur interessanten Dingen zu befassen.
Es ist Ausbeutung, wenn das, was man verdient hat, zu stark besteuert wird und von dem, wofür die Steuern eigentlich dienen, kaum mehr etwas zurückfließt.
Es ist Ausbeutung, wenn man das Wohlwollen, das Pflichtgefühl und die Gutmütigkeit von Menschen ausnützt.
Natürlich kann man sich auch selbst ausbeuten, aber da spielen ja auch kollektive Glaubenssätze und Prägungen aus der Kindheit eine Rolle.

Das ist mir zu schwammig. Die erste Frage, die man vielleicht klären müsste wäre, ob du "Ausbeutung" aus moralischen Überlegungen, oder ethischen/politischen Gründen kritisierst. Wenn du sagst: es ist unmoralisch andere Menschen auszubeuten und zwar unter der Bedingung, dass sie sich freiwillig in dieses Arbetsverhältnis begeben haben, dann sprichst du nicht mehr als über dein Ästhetisches Empfinden. "Klar wäre es eine schöne Welt in de wir alle glücklich unser Ding durchziehen" könnte ich darauf antworten und würde damit dein ästhetisches Empfinden teilen. Aber du möchtest mit "Ausbeutung" ja auf mehr hinaus als bloß über dein persönliches Moralempfinden zu sprechen, oder? Wenn du schreibst: "Es ist auch Ausbeutung, wenn Menschen keine Zeit mehr haben, um sich zu erholen und sich auch mal mit anderen wichtigen, aber auch einfach nur interessanten Dingen zu befassen." willst du dann nicht sagen, dass es überall und zu jeder Zeit Ausbeutung ist, wenn Menschen keine Zeit haben sich mit wichtigen und interessanten Dingen zu beschäftigen? Aber woher nimmst du dieses Wissen? Weshalb solltest du von deinem Empfinden auf dasjenige von Menchen schließen, die du nicht kennst? Mit Moral kommt man also nicht weiter, sollte es nicht bloß darum gehen "Ausbeutung" als ein unangenehmes Gefühl von Hässlichkeit zu beschreiben.
Formulierst du das ganze aus ethischer Sicht, dann wäre der Zustand der Ausbeutung eindeutig definierbar. Marx zum Beispiel definierte "Ausbeutung" präzise als eine gesellschaftliche Tatsache, etwas Objektives. Er sagt Ausbeutung ist das Abpressen des Mehrwerts im Produktionsprozess. Immer wenn der Arbeiter nicht das volle Produkt seiner Arbeit erhält, dann ist das Ausbeutung. Der nächste Schritt wäre dann innerhalb einer Ethik zu sagen: immer wenn diese objektiv feststellbare soziale Tatsache in der Gesellschaft stattfindet, dann geht es DEM Menschen schlecht (dazu gibt es dann wieder allerlei historiche und soziologisch Ausführungen über diese Tatsache) . Dass es DEM Menschen schlecht geht, ist ein nicht hinnehmbarer Zustand, also darf alles Notwendige unternommen werden um diesen Zustand aufzuheben sprich die kapitalistische Ausbeutung abzuschaffen...

(Einschub: Tatsächlich hatte Marx so nicht argumentiert - ihm ging es nie um Gerechtigkeit, um solche Begriffe hat er sich gewunden. Für ihn war der Kapitalismus ein soziales System, das in sich die Notwendigkeit seiner Aufhebung trug. Über Moral äußerte er sich abschätzig als den Überbau, wie alles bloß Überbau der ökonomischen Basis war, womit er sich selbstverständlich in einen eklatanten Selbstwiderspruch begab, denn wenn das zutrifft, dann sind auch seine historisch materialistischen Überlegungen bloßer Überbau. Deshalb hat Marx und seine Nachfolger das "Klassenbewusstsein" geschaffen. Der Prolet hat Einblick in die Dinge wie sie wirklich sind, war das Motto - damit macht man sich selbstverständlich gegen jede Kritik immun, allerdings um den Preis selbst noch kritisch zu sein)

...mit einer solchen utilitaristischen Ethik, hätte man ein tool, gute Handlungen von schlechten zu unterscheiden und die Rechtfertigung zu allerlei Handlungen den schlechten Zustand aufzuheben.
ABER...wir befinden uns nun auf dem Boden politischer Philosophie und Ethik. Wir sind "gezwungen" uns zu fragen was dasjenige ist, das wir alle wollen müssen und selbstverständlich bliebe eine solche Ethik (die ich dir freilich unterstelle - ich gehe aber davon aus, dass sich das mit sämtlichen Ethiken anstellen ließe) aus wiederum ethischen Überlegungen nicht unwidersprochen. Das heißt was am ende übrig bleibt ist das bessere Argument: die Ethik mit dem besseren Argument ist die bessere Ethik. Ethik ist also kein Wunschkonzert und letztlich in logischen Erörterungen "erfahrbar". Um auf das utilitaristische Beispiel zurück zu kommen: das gilt freilich für beide Seiten, denn diese utilitaristische Ethik lässt sich auch kapitalistisch formulieren (schließlich hängt die Sache bloß von einer objektiven Tatsache ab - und in der Soziologie ist das sehr beliebig): Kapitalismus ist dasjenige ökonomische System, das DEM Menschen am effektivsten und nachhaltigsten ein gutes und schönes Leben ermöglicht. Dass DEM Menschen ein gutes und schönes Leben gegeben ist, ist der einzig anzustrebende Zustand, also sollte alles Notwendige unternommen werden, um den kapitalstischen Zustand herzustellen.

Für mich ist das, um auf den Punkt zu kommen, weder in der einen noch in der anderen Form ein Argument ein starkes Argument. Es ist schlechte Ethik, weil sie mit der Konstante Mensch operieren. DEN Menschen kann es in einer ethischen Erörterung vernünftigerweise nicht geben, weil DER Mensch nicht handelt. Es handelt stets ein Mensch und eine gute Ethik muss ihre Schlussfolgerungen aus der Überlegung ziehen, dass wenn wir uns in einer Sprechsituation zusammenfinden, um zu erörtern was wir alle wollen müssen, was soviel heißen soll wie: was ist Recht?! dann nicht von DEM Menschen ausgehen können, wie es die Humanisten getan haben, sondern vom menschlichen Individuum.

Prinzipiell würde ich es so zusammenfassen: Ausbeutung liegt vor, wenn eine Seite auf Kosten einer anderen profitiert.

für mich ist es so: es profitieren beide davon, solange beide Vertragspartner den Vertrag einhalten wollen. "Ausbeutung" wäre so gesehen nichts anderes als eine andere Art und Weise zu sagen, dass das Geschäft miserabel ist und nicht zustande kommt.

Die Sache ist nur die, dass der Markt nicht wirklich frei ist.

dem stimme ich zu! Aber das ließe sich innerhalb einer individualistischen Ethik als Unrecht begreifen.
 
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Oh, kommt auf die Perspektive an. Einige Zeitgenossen sehen in solchen Dingen, wie mit Lebensmitteln zu spekulieren, schon den Teufel am Werk.
Da es aber, meiner Ansicht nach, weder Gott noch Teufel gibt, bleibt ja nur der Mensch als Verursacher übrig.

Bisher ist aber nicht nur jeder Versuch die Menschen zu bessern bzw. eine gerechtere Gesellschaft zu organisieren fehl gechlagen und wird auch in Zukunft weiter fehl schlagen müssen, sondern hat sich stets ins Gegenteil bewirkt; es wurde nur noch schlimmer.

Bewusstsein zu einer friedlichen und humanen Koexistenz zwischen/mit Mensch,Tier und Natur lässt sich eben nicht erzwingen.
Und es lässt sich auch nicht mit antikapitalistischen Predigten erreichen. Dafür trägt jeder einzelne Mensch viel zu sehr sein eigenes Ego, inklusive seiner eigenen Wertevorstellung mit sich herrum.
Das kann man ja allein an dem Threadverlauf hier schön erkennen.


Yep, ich seh da auch lediglich menschenverachtende kleingeistige Psychos am Werk. Und diese wohlstandsverwöhnten Spekulanten gehören dann sogar oft noch zu den ersten, die rumjammern, wenn die, durch sie selbst mitverursachten “Hungernden“ und Ausgebeuteten aus dem müden „Rest“ der Welt - vermeintlich „plötzlich“ alle in ihre direkte Nachbarschaft ziehen wollen.
 
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