Hallo Käfer,
Sucht bedeutet eigentlich Abhängigkeit. Demnach trinkst du zuviel, weil du dich abhängig fühlst. Wer das gerade ist, ist recht verschieden, denn irgendwie gehst du zu vielen Menschen ein Abhängigkeitsverhältnis ein und gibst dich und deine Persönlichkeit dabei auf. Bemerkst du diesen Umstand fällst du in ein tiefes Gefühls-Loch, und um da wieder rauszukommen holst du dir was zum Trinken. Dann geht es dir wieder eine zeitlang gut, mal abgesehen vom schlechten Gewissen, das dich plagt. Was mit dem trinken halt auch verbunden ist, ist ein Gefühl des Glücklichseins und "Ihr-könnt-mich-alle-mal"-Denken, also ein Protest gegen die akutelle schlechte Behandlung.
Hinter dem Trinken steht eine Sehnsucht, Sehnsucht nach Wärme, Liebe und Angenommensein. Dass endlich mal einer da ist, der dich so akzeptiert wie du bist. Diese Sehnsucht stammt aus der Vergangenheit, aus der frühen Kindheit meistens, kann aber auch erst später im Leben aufgetaucht sein. Dort wurde auf deinen Gefühlen herumgetrampelt und du durftest nur zeigen, was gerade dem anwesenden Erwachsenen gemäß war, wie auch seine Launen waren. Mit der Zeit hast du innerlich dicht gemacht und nach außen hin gehst du offen auf die Menschen zu, um nach kurzer Zeit wieder starke Mauern aufzuziehen, damit der andere dich ja nicht wieder so verletzen kann, wie einst.
Sucht kann aus der Familie "stammen", weil wichtige Personen als unwichtig hingestellt wurden. Auf jeden Fall wurde der Mensch nie so beachtet, wie er es gebraucht hätte. Er musste funktionieren, damit es den Erwachsenen gut ging.
Therapie wurde als Lösung schon angesprochen. Nur welche? Nach all dem, was ich bisher von Psychologie kennen gelernt habe, würde ich dir einen Therapeuten empfehlen, der sich mit Psycho-Traumata auskennt und viell. mit EMDR (Therapeutenliste hier:
www.emdria.de). dort gibt es sicher auch welche, die mit der Kasse abrechnen können. Denn die anderen Methoden wie Familienaufstellung oder psychologische Kinesiologie nach Dr. Keding müssen selbst bezahlt werden und das kann teuer werden, wenn der eigene Geldbeutel nicht so toll aussieht.
Wer sagt, Sucht sei mit Bewusstsein und Selbstbeherrschung in den Griff zu kriegen, der hat null Ahnung von emotionalen Prozessen. Mit Selbstbeherrschung lässt sich eine zeitlang auf den Alkohol verzichten, doch irgendwann ist der Kraftaufwand dermaßen groß, dass nachher noch größere Mengen an Alkohol konsumiert werden als vorher. Eben weil es hier um emotionales geht und nicht um rationales.
LG Pluto