Liebe Sternja,
hmm...
das ist ja doch interessant, wie unterschiedlich wir Wut wahrnehmen. Für mich ist sie eher ein Beweis dafür, dass meine Wahrnehmung einer komplizierten Sachlage stimmt. Ich werde nämlich nicht ohne Grund wütend, da leiten mich feine Antennen (irgendwer hatte hier geschrieben, dass man oft etwas falsches interpretiert in Situationen und sozusagen "falsch" wütend wird, nur aufgrund innerer Verletzungen. Das funktioniert bei mir ganz anders...). Infosern bin ich manchmal sogar froh Wut zu spüren.
Du hast wohl eher Wut als zermürbenden Dauerzustand kennengelernt, der dir nicht geholfen hat. Und deshalb hast du gelernt, bei Wut "umzuschalten". Mit so etwas kenne ich mich nicht aus, Wut als Dauerzustand stelle ich mir auch anstrengend vor. Dabei geht sicher auch die Warnfunktion verloren.
Aber ich brauche wie gesagt Wut, um mutig zu handeln, weil sie mir zeigt, dass meine Grenzen überschritten werden.
Du schreibst mutig handeln heißt aus Überzeugung handeln, wütend handeln aus Verletztheit.
Ist das nicht irgendwo fast dasselbe? Wenn meine Überzeugungen verletzt werden, dann werde ja ich verletzt. Also werde ich wütend und setze mich zur Wehr. Ob ich den Impuls (der Wut) abschwäche oder ganz spüre, ist sekundär. Ich bin überzeugt, dass Wut uns in solchen Situationen leitet. Welches Gefühl würde da sonst passen?