Liebe Phoenix
Für mich auch sehr interessant - man liest ja irgendwie in seinen Emotionen, die führen einen durchs Leben. Scheinbar ist das sehr individuell.
Hmmm so lange einen die Emotionen durchs Leben führen, ist man von ihnen abhängig, man ist ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
So lange man sie nicht (falsch be-)wertet, stellt das vermutlich auch kein Problem dar.
In gewissen Fällen aber, z.B. bei Depressionen wird es halt aber zum Problem wenn man meint, man sei seine Gefühle. Man findet dann keinen Ausweg mehr. Man ist nicht Herr über seine Gefühle, sondern die Gefühle beherrschen einen. (Mit den Gedanken ist das ebenso.)
Naja, klar. Aber wenn die Überzeugungen von der eigenen Umwelt angenommen werden, dann braucht es ja keinen Mut, zu ihnen zu stehen. Mal als Beispiel: Mut, um gegen Rassismus zu kämpfen, brauche ich in einer konkreten Situation mit Rassisten, nicht beim Schnacken mit meinen Freunden.
Oder meintest du das anders?
Ich bin mit dir einer Meinung, dass Gegnerschaft oder eben besondere Begebenheiten, besondere Kräfte hervorrufen können.
Es hat aber einen unguten Beigeschmack für mich, wenn ich immer erst Gegner bzw jemanden brauche auf den ich wütend sein kann/muss, um mich kraftvoll und mutig behaupten zu können.
Ich muss nicht zwingend gegen etwas kämpfen. Zumal Kampf gegen etwas ein "Feindbild" voraussetzt.
Ich kann auch einfach für etwas einstehen. Für mich selbst, zum Beispiel.
Und ich kann das auch lediglich aus einer inneren Überzeugung heraus tun, oder weil ich gerade einfach Lust danach verspüre. Wozu ich dann eben kein Feindbild mehr brauche.
Ein Beispiel:
Für einen Menschen, der das Bedürfnis hat "von allen gemocht zu werden", für den bedarf es oft einer besonderen Anstrengung den Mut aufzubringen zu sich selbst zu stehen, denn das könnte ja bedeuten jemandem nicht gerecht zu werden, jemandem nicht zu gefallen und diesen Menschen zu verlieren.
Da hilft dann auch alle Wut der Welt nix und das hat auch nix mit denen da draußen zu tun, sondern nur mit mir selbst. Ich bin damit abhängig von dem Gefühl "unbedingt von allen gemocht zu werden".
Bei dir hört sich das ein wenig so an, als müsste zwingend ein Feindbild auftreten, dass Mensch überhaupt mal in die Gänge kommt und seine Kraft für irgendetwas nutzt.
Aber es ginge auch einfacher und konstruktiver.
Wenn ich aus Verletztheit oder Wut heraus handle, hat es nicht diesen Effekt, wie wenn ich es aus innerer Überzeugung, aus meiner Mitte heraus tue.
Und ich glaube sogar, je effektiver man seine Kraft für sich selbst und aus sich selbst heraus nutzt, umso weniger Feindbilder müssen im Leben auftreten, um uns darauf hinzuweisen, wo wir unsere Kräfte für (sinnlose) Kämpfe "vergeuden".
Eins meiner Lieblings-Zitate:
Wenn Du denkst, andere wären Deine Feinde, was bist Du dann selbst?
Ich gehe halt nicht mit dieser Gefühle-Abspalterei d'accord.
Es hat auch gar nichts mit Gefühle abspalten zu tun. Das geht eh nicht.
Man kann sie eine Weile (vielleicht sogar ein Leben lang) verdrängen, aber abspalten tut man sich damit nur selbst. Gefühle sind wichtig. Es geht aber darum, ob die Gefühle mich beherrschen oder ich meine Gefühle beherrschen kann, wenn es nötig ist.
Vielleicht wechseln wir das mal aus.
Anstatt Gefühle abspalten:
Gefühle umwandeln
oder
Gefühle neutralisieren.
Kannst du damit mehr anfangen?
LG
Stern