Liebe Phoenix
Hmmm so lange einen die Emotionen durchs Leben führen, ist man von ihnen abhängig, man ist ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
So lange man sie nicht (falsch be-)wertet, stellt das vermutlich auch kein Problem dar.
In gewissen Fällen aber, z.B. bei Depressionen wird es halt aber zum Problem wenn man meint, man sei seine Gefühle. Man findet dann keinen Ausweg mehr. Man ist nicht Herr über seine Gefühle, sondern die Gefühle beherrschen einen. (Mit den Gedanken ist das ebenso.)
Psychische Krankheiten, die den Gefühls-Navigator stören, ist ein wichtiger Einwand.
Wenn man aber eine feine Wahrnehmung hat, dann darf/soll/muss man seine Gefühle ernst nehmen. "Abhängig" von Emotionen hört sich so negativ an. Sind Gefühle für dich etwas Schlechtes, das dich versklavt? Stell dir mal vor, du hättest keine - möchtest du lieber ein Robotor sein? Diese Mischung aus Emotionen und Verstand macht uns Menschen mMn aus. Halb Tier, halb Mensch oder so ähnlich hat doch Nietzsche die Menschen genannt ;-). Wobei wir Menschen sehr komplexe Gefühle haben, vergleichsweise jedenfalls. Aber jetzt schweife ich ab...
Ich bin mit dir einer Meinung, dass Gegnerschaft oder eben besondere Begebenheiten, besondere Kräfte hervorrufen können.
Es hat aber einen unguten Beigeschmack für mich, wenn ich immer erst Gegner bzw jemanden brauche auf den ich wütend sein kann/muss, um mich kraftvoll und mutig behaupten zu können.
Ich muss nicht zwingend gegen etwas kämpfen. Zumal Kampf gegen etwas ein "Feindbild" voraussetzt.
Ich kann auch einfach für etwas einstehen. Für mich selbst, zum Beispiel.
Und ich kann das auch lediglich aus einer inneren Überzeugung heraus tun, oder weil ich gerade einfach Lust danach verspüre. Wozu ich dann eben kein Feindbild mehr brauche.
Es geht mir darum, kraftvoll und mutig in Situationen zu sein, in denen andere massiv meine Grenzen überschreiten und ich mich behaupten muss. (Thema hier ist ja schließlich Wut und nicht Bedürfnisse, die man in der jeweiligen Situation problemlos ausleben kann)
Ein Beispiel:
Für einen Menschen, der das Bedürfnis hat "von allen gemocht zu werden", für den bedarf es oft einer besonderen Anstrengung den Mut aufzubringen zu sich selbst zu stehen, denn das könnte ja bedeuten jemandem nicht gerecht zu werden, jemandem nicht zu gefallen und diesen Menschen zu verlieren.
Da hilft dann auch alle Wut der Welt nix und das hat auch nix mit denen da draußen zu tun, sondern nur mit mir selbst. Ich bin damit abhängig von dem Gefühl "unbedingt von allen gemocht zu werden".
Du schreibst doch oben selber, dass der Gefühls-Navigator bei psychischen Problemen außer Kraft tritt. MMn wäre das im beschriebenen Beispiel der Fall.
Bei dir hört sich das ein wenig so an, als müsste zwingend ein Feindbild auftreten, dass Mensch überhaupt mal in die Gänge kommt und seine Kraft für irgendetwas nutzt.
Aber es ginge auch einfacher und konstruktiver.
Wenn ich aus Verletztheit oder Wut heraus handle, hat es nicht diesen Effekt, wie wenn ich es aus innerer Überzeugung, aus meiner Mitte heraus tue.
Und ich glaube sogar, je effektiver man seine Kraft für sich selbst und aus sich selbst heraus nutzt, umso weniger Feindbilder müssen im Leben auftreten, um uns darauf hinzuweisen, wo wir unsere Kräfte für (sinnlose) Kämpfe "vergeuden".
Ich hoffe, ich habe mich jetzt verständlich ausgedrückt wie ich das meine.
Aber eins möchte ich noch einwenden: Es gibt nicht nur sinnlose Kämpfe. Es gibt so viel Elend auf der Welt, da muss man einfach manchmal kämpfen.
Eins meiner Lieblings-Zitate:
Wenn Du denkst, andere wären Deine Feinde, was bist Du dann selbst?
Wenn das eins deiner Lieblings-Zitate ist, dann ist das Thema Feindbilder (Vorverurteilen...) vielleicht ein Thema bei dir?
Es hat auch gar nichts mit Gefühle abspalten zu tun. Das geht eh nicht.
Man kann sie eine Weile (vielleicht sogar ein Leben lang) verdrängen, aber abspalten tut man sich damit nur selbst. Gefühle sind wichtig. Es geht aber darum, ob die Gefühle mich beherrschen oder ich meine Gefühle beherrschen kann, wenn es nötig ist.
Vielleicht wechseln wir das mal aus.
Anstatt Gefühle abspalten:
Gefühle umwandeln
oder
Gefühle neutralisieren.
Kannst du damit mehr anfangen?
Nein, leider habe ich immer noch nicht verstanden, was dieses nicht mitschwingen auf dem Gefühlspendel/Gefühle umwandeln bzw. neutralisieren bewirken soll. Wenn ich nicht für mich einstehe, sondern meine Wut neutralisiere, dann handele ich ja auch nicht... (man kann ja nicht einfach so tun als ob es keine Ungerechtigkeit auf der Welt gebe und alles ausschließlcih mit einem selber zu tun hätte)
Konkretes Beispiel:
Deine Miete wird um 50% erhöht. Dein Vermieter droht dir mit Kündigung, wenn du die Mieterhöhung nicht trägst.
Was fühlst du?
Wie gehst du damit um?
Ich interpretiere in "Gefühle neutralisieren": Wut erkennen, beobachten, verebben lassen, sich vom Vermieter abzocken lassen. Meinst du das wirklich so? Kann ich mir nicht vorstellen ;-). Manchmal kann man ja an einem konkreten Beispiel besser erklären, was man meint. Bin gespannt!