Naja, Du hast geäußert, dass Du Dich als Teenager durch den Film Das Leben des Brian in Deinen religiösen Gefühlen verletzt gesehen hast. So eine medial gepushte Aufregung ist die Zusammenfassung vieler Menschen, die sich ähnlich verletztvfühlen oder sich haben mitreißen lassen.
Stell Dir vor, Freunde von Dir hätten damals den Film ebenso schlecht empfunden, und ihr hättrt Euch in Eurer negativen Bewertung des Films darüber ausgetauscht...
Was würdest Du heute aus Deiner Sicht jetzt Dir damals sagen, wenn Du es könntest?
Da gibt’s einen deutlichen Unterschied zwischen einer aufgepushten Masse und einer einzelnen Person. Es fehlt das „Mitreißen“.
Ich würde meinem jüngeren Ich vermutlich nichts sagen. Das Leben besteht aus inneren und äußeren Konflikten und bietet die Chance, sich zu entwickeln. Ich bin froh um die damalige Zeit und dankbar, mich religiös weiterentwickelt zu haben. Mein Gott ist heute völlig entpersonalisiert und heißt Sein. Es ist selten möglich, jemanden bei der Entwicklung zu helfen. Manchmal geht’s bei Kipppunkten im Leben. Da braucht es Empathie und Feingefühl, wann man wem was sagen kann. „Jegliches hat seine Zeit“ , wie es in den Psalmen heißt und -glaube ich- von einer Ostband vertont wurde .
Manche bleiben auch einfach entwicklungstechnisch stehen. Auch das ist okay für mich.
Ich blicke auf X ab und zu in die rechtsextreme Filterblase aus AfD-Fans und Russland-Trollen hinein mit der Intention: Know your enemy. So einige ihrer Narrative werden ja auch derart weit verteilt, dass sie auch im Alltag Fuß fassen und von naiveren Menschen aufgegriffen und schlimmstenfalls auch geglaubt werden.
Es wird zu einer Wahrnemungsblase. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, Du projizierst diese dann gerne auf andere
Ah, habe es gefunden, Prediger 3:
1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 2 Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. 9 Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. 10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. 11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. 12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. 13 Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. 14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll. 15 Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.