Du warst vier Jahre Nonne in einem Kloster?
Jo - Styler Missionsschwestern [ Dienerinnen des Hl. Geistes ] - und das im Mutterhaus in Steyl/ Holland.
Und wer glaubt, er hätte wirklich große Häuser schon mal von innen gesehen,
der kennt
das Haus noch nicht....
Hast du denn heute noch etwas mit dem christlichen Glauben zu tun? Oder stehst du aufgrund dieser Erfahrung nun allem christlichen ablehnend gegenüber?
Der Ausstieg damals hatte vor allem etwas mit der Lebensweise zu tun. Ich kann durchaus schweigend und meditativ leben, aber ich brauche auch menschlichen Kontakt. Der war verboten.
Ich entwickelte eine Freundschaft zu einer Mitschwester, die dann einfach nur mit Misstrauen und Vorwürfen quittiert wurde, obwohl diese Freundschaft das Harmloseste war, was je von der Sonne beschienen wurde...
Zwei verlorene, einsame Kinder, die gegenseitig Halt suchten und fanden, aber das durfte nicht sein.
Man sorgte dafür, dass sich eine " liebende Mitschwester " sofort als Dritte zu uns gesellte, wenn wir uns selten genug mal zu zweit zusammenfinden konnten, so dass wir uns schließlich, um mal allein reden zu können, in die Halbklausur zurückzogen, was, als das aufflog, zu Gerüchten Anlass gab, die ich hier gar nicht erst wiedergeben möchte...
Die Stimmung wurde so eisig, dass ich fast daran innerlich erfroren wäre - also ging ich fort.
Mit Leni, der Mitschwester, blieb ich schriftlich in Kontakt, sie starb allerdings wenige Jahre später an Krebs...
Letztlich war dieses un-menschliche Verhalten, das alle Gefühle unterdrücken wollte, der ausschlaggebende Punkt, dass ich ging. Menschlichkeit und so eine harmlose Liebe zu sanktionieren, das brachte ich nicht mehr mit der Lehre von Jesus unter einen Hut.
Nein, ich stehe dem Christlichen nicht ablehnend, sondern nur sehr kritisch gegenüber. Ich akzeptiere nicht, was als "Glaubensfakten" präsentiert wird, aber ich akzeptiere, dass es Menschen gibt, die darin ihr Heil sehen.
Die Entscheidung muß dir damals sehr schwer gefallen sein, könnte ich mir vorstellen... Sich zunächst für ein Leben als Nonne zu entscheiden, eine Entscheidung welche zunächst "endgültig" erschien, und schließlich festzustellen, daß dieser Weg doch nicht dem eigenen entspricht, hat bestimmt viele Fragen, Schmerzen, Ängste, etc. ausgelöst.
Nein, dafür war damals der Zorn zu groß und der Abschied fiel leicht.
Schmerzen und Ängste kamen sehr viel später, als ich den gesamten christlichen Glauben hinterfragte und erkannte, dass ich dort nicht bleiben konnte, wenn ich nicht in einer Lebenslüge leben wollte.
Dank der katholischen Erziehung waren Urängste da, Gott und das ewige Leben verlieren zu können, verdammt zu werden...
Und ich habe, für mich alleine gesehen, nie wieder eine mutigere Tat vollbracht als in dem Moment, wo ich zu Gott sagte:
" Ich will dich nicht verlassen. Aber wenn ich dich nur unter den Bedinungen kennen und lieben darf, die das Christentum bietet, dann bleibt mir nichts anderes übrig! "
Und das war mein Abschied vom Christentum, den ich im übrigen nie bereut habe!
Könntest du darüber noch genauer berichten? Das fände ich gerade in diesem Thread wichtig... Denn du hast vermutlich die (bzw. deine) "Wahrheit" gefunden?!
Meine Wahrheit nach einer Expedition durch den Buddhismus und Hinduismus ist recht simpel -->
Gott ist in allem, was ist.
Und jede Religion hat ebenso ihren Anteil an Wahrheit wie auch ihren Anteil an Irrtum. Es gibt für mich nicht den geringsten Grund, der einen anzuhängen und die anderen abzulehnen.
Ich bin wieder ausgesöhnt und kann jeden nach seiner eigenen Facon selig werden lassen - ich steh halt immer noch irgendwie quer davor, was sich Glauben in den diversen Religionen so alles zusammenglaubt und das erklärt irgendwie auch meine teilweisen recht heftigen Reaktionen hier, wenn wieder mal so Hämmer kommen - aber letztlich tangiert mich das nicht mehr so wirklich. Ich verstehe die Ängste, die dahinter stehen.
Zu Jesus habe ich immer noch einen sehr guten, inneren Draht - aber mehr wie zu einem großen Bruder, einem Vorbild, einem persönlich Vertrauten. Nicht mehr im Sinne von Erlöser, einzigem Gottessohn oder wie auch immer...
Gruß von Rita