Hallo McCoy
Genau, womit denn sonst? Und sarkassmus ist hier wohl fehl am Platze. Wenn du jemals einen Hammer und einen Meißel in der Hand gehabt hast, weißt du wovon ich rede.Kernbohrungen in Alt-Ägypten
An vielen Orten in Ägypten lassen sich seltsame Zeugnisse der Steinbearbeitung finden. Es handelt sich hierbei um Gesteinsquader, in denen sich rätselhafte Bohrungen befinden: Kernbohrungen! Kernbohrungen werden erzeugt, indem ein rotierendes Rohr, das als Bohrer dient, unter Druck in das Gestein getrieben wird. Wird das Rohr nach Erreichen der gewünschten Bohrtiefe entfernt, bleibt ein Kern zurück, der unter Hebelwirkung herausgebrochen werden kann und es bleibt ein Loch, das dem Aussendurchmesser des Rohres entspricht. Den Bohrungen in Ägypten wird ein Alter von ca. 4.500 Jahren zugesprochen und das Gestein, in dem sie sich befinden, erweist sich mit einem Wert von 8,4 auf der Mohshärteskala (Diamant als härtester bekannter Stoff nimmt einen Höchstwert von 10 ein) als ausserordentlich hart.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich Flinders Petrie mit den ungewöhnlichen Bohrungen. "Erfunden" wurde diese durchaus fortschrittliche Bohrtechnik von Alfred Brandt, der sie sich im Jahre 1875 patentieren liess.
Es wird bis auf den heutigen Tag gerätselt, wie die alten Ägypter es fertig brachten, mit ihren bescheidenen Mitteln eine solch erstaunliche Leistung zustande zu bekommen.
Beschäftigt hat sich mit diesen Bohrungen der Experimental-Archäologe Denys A. Stocks von der Universität Manchester. Stocks benutzte bei seinen Experimenten ein Kupferrohr, um das ein Seil gewickelt war. Dieses Seil war wiederum mit einem Holzstab verbunden, so dass durch waagerechte Hin- und Herbewegung des Stabes das Kupferrohr in abwechselnd links und rechtsdrehende Rotation versetzt wurde. Ähnliche Vorgehensweise benutzen Naturvölker beim Feuermachen.
Als "Schneidmittel" benutzte der Forscher Quarzsand und er erzielte mit dieser Methode eine Bohrtiefe von 6 cm nach 20-stündiger Arbeitszeit. Einige der gefundenen ägyptischen Bohrungen zeigen einen Durchmesser von 8 cm bei einer Tiefe von 46 cm! Rechnet man nun diese Werte gegeneinander auf, so erhält man einen Wert von ca. 160 (!) Arbeitsstunden für ein Loch! Angesichts der immensen Bautätigkeit zu Zeiten der Pharaonen der 4. Dynastie (in der Giseh in der Archäologie klassifiziert wird) in der neben den Pyramiden auch noch viele andere grosse Tempel und Bauwerke realisiert wurden eine sehr zeitintensive Arbeit, ja Zeitverschwendung.
Stocks bekam während seiner Versuche Probleme: Der Bohrer lief heiss, an seiner Spitze wurden Temperaturen von 80-100°C gemessen. Kühlung durch Wasser sollte Abhilfe schaffen, wurde beschlossen. Die Enttäuschung war gross, als man feststellen musste, dass die Vortriebswerte dadurch viel schlechter wurden. Der Bohrer drang nun bei gleicher Arbeitsleistung langsamer in das Gestein ein. Eine Erklärung des Phänomens wurde damals nicht geliefert. Aber jetzt und hier: Wasser hat im flüssigen Aggregatzustand die Eigenschaft, dass es sich nicht komprimieren lässt!
Kleine Wassertröpfchen setzten sich in die Hohlräume zwischen Bohrer, Quarzsand und Gestein und verschlechterten so die Bohrergebnisse. Deshalb werden heutzutage bei vergleichbaren Arbeiten Bohremulsionen (Wasser-Öl-Gemische) verwendet.
Zur ineffizienten Arbeitszeit rechtfertigte sich Stocks folgendermassen: "Erfahrene altägyptische Arbeiter konnten sehr viel schneller arbeiten." Schon da hätte man stutzig werden müssen! Warum?
Höhere Arbeitsgeschwindigkeit liefert auch höhere Reibungsenergie und somit eine noch grössere Überhitzung und Abnutzung des Werkzeugs.
Warum stellte Stocks seine Experimente nach nur 6cm Bohrtiefe ein? Ein Faktor, den Stocks vermutlich nicht berücksichtigt hat, war daran schuld: Bei Erwärmung dehnen sich fast alle Stoffe in alle Richtungen aus. Für sein Kupferrohr bedeutet das, dass sein Innendurchmesser kleiner wird und sein Aussendurchmesser grösser wird. Sehr bald ist der Punkt erreicht, an dem das Rohr in der Bohrung durch seine Ausdehnung eingeklemmt ist und festsitzt. Bei geringer Bohrtiefe kann dieser Widerstand noch durch höheren Kraftaufwand überwunden werden, bei grösserer Bohrtiefe und somit grösserer Reibungsfläche kann dieser Widerstand allerdings nicht mehr mit Muskelkraft überwunden werden.
Der Ausdehnungsfaktor wird physikalisch als "Längenausdehnungskoeffizient" bezeichnet, ist von Stoff zu Stoff unterschiedlich gross und mit ihm kann die jeweilige Ausdehnung des Stoffes unter Berücksichtigung der Temperaturerhöhung in °C errechnet werden.
Die Bohrungen in Ägypten sind aber nun einmal vorhanden und lassen sich auch nicht wegdiskutieren. Wie können sie dennoch entstanden sein?
Möglichkeit 1:
Die Ägypter verfügten über eine uns unbekannte Technik der Gesteinsbearbeitung.
Möglichkeit 2:
Die Bohrungen sind erst entstanden, als Alfred Brandt seine Erfindung gemacht hat.
Möglichkeit 3:
Eine uns unbekannte, mittlerweile verschwundene Hochkultur hat Entwicklungshilfe geleistet.
Möglichkeit 4:
Die ägyptischen Götter waren nicht nur Mythos, sondern physisch vor Ort und lieferten mit ihrer technischen Überlegenheit das notwendige Know-How.
Möglichkeit 5:
Der Einfallsreichtum der ägyptischen Handwerker war grösser, als wir ihnen bis jetzt zugestehen. Wie kann das vor sich gegangen sein?
Dazu sollte man sich ansehen, womit heute selbst gehärteter Stahl, der auf der Mohshärteskala Werte zwischen 8,3 und 9,3 einnimmt und somit deutlich härter als das Dioritgestein ist, in dem die altägyptischen Bohrungen gefunden wurden. In der Metallurgie wird u.a. nach der Härte "Rockwell" gemessen, wo gehärteter Stahl Werte zwischen 84 und 94 einnimmt und Diamant einen Wert von 100 hat. Womit wird dieser harte Stoff nun bearbeitet?
Mit keramischen Schneidstoffen!
Ausgangsstoffe für diese keramischen Schneidstoffe sind Tonerde, Quarzsand und Feldspat. Diese Stoffe waren alle schon im alten Ägypten bekannt und wurden verarbeitet. Man kann diese Stoffe pulverisieren, in Formen geben, im Ofen brennen und evtl. unter Zugabe von Abfallsplittern aus der Edelsteinbearbeitung noch aufwerten. Werden diese Schneidstoffe nun nach dem Brennen im Ofen noch auf 2/3 ihrer Schmelztemperatur gebracht und unter Druck von 60-80 KiloNewton/cm² gepresst, erhöht sich ihre Dichte und somit ihre Festigkeit. Man kann diese Schneiden dann in die Spitze eines Rohres setzen und bei Bedarf austauschen. Stellt man diese Schneiden so her, dass sie geringfügig breiter sind, als die Wandstärke des Rohres, kann dadurch der Reibungseffekt bei der Bearbeitung umgangen werden. Für diese Art der Bearbeitung sprechen auch die charakteristischen Spuren in den gefundenen Bohrungen. Rillen, die in ungleichmässigen Abständen an der Innenwand der Bohrungen sichtbar sind. Diese entstehen, wenn das Werkzeug nach Erreichen der Bohrtiefe noch unter Drehbewegung aus dem Gestein entfernt wird.
Wie ist der Bohrer denn überhaupt in Drehbewegung versetzt worden?
Ein Bohrer muss sich nicht drehen, um bohren zu können!
Das war einer der grössten Fehler, der bei der Problematik der gefundenen Bohrungen gemacht wurde. Der Bohrer kann genau so gut fixiert worden sein und der Gesteinsquader hat sich gedreht!
Gruß Yamal