Ich versuche mal über eine Erfahrung zu sprechen, die eigentlich gar keine Erfahrung ist. Keine Erfahrung deshalb, weil Niemand da ist, der die Erfahrung macht. Es geht um das Erwachen bzw. um die Erleuchtung. Es gibt unzählige Missverständnisse über das Thema. Vielleicht können wir da mal ein bisschen aufräumen. Es is nichts, was man erreichen kann. Denn mit dem Erwachen fällt die Identifikation mit der Person. Der, der etwas erreicht ist also gar nicht da.
Das Ich-Gefühl bedeutet für viele, dass es Jemanden gibt, der dieses Ich-Gefühl hat. Auf den erste Blick klingt das auch ganz logisch. Bei näherer Betrachtung jedoch ist diese Annahe vollkommen unbegründet, um nicht zu sagen, an den Haaren herbeigezogen. Denn das einzige, was man dazu sagen ist folgendes. Der Gedanke "Das bin ich" tacht auf und fühlt sich stimmig an. Das ich es bin, der den Gedanken oder das Gefühl hat, ist nur ein weiterer Gedanke der auftaucht. Mit dem Gedanken taucht also immer zusätzlich der Gedanke "Ich habe den Gedanken" auf. Und das ist auch schon alles. - Ein weiterer Gedanke, der auftaucht.
Das Gefühl von Trennung ist eng mit der Identifikation an die Person verbunden. Da ist also der Gedanke "Ich bin das", womit alles andere ausgeschlossen und abgegrenzt wird, von dem was man selbst zu sein glaubt.
Das ist eigentlich ein ganz kurioses Phänomen, denn wirklich begründet ist das durch nichts. Wenn sich eine Person mit dem Hammer auf den Daumen hat, dann entsteht Schmerz und nun meint man "Ich habe Schmerzen". Dieses Gefühl ist aber nur der Ausdruck einer Wahrnemung. Wenn wir einen roten Porsche vorbeirasen sehen, kommen wir nicht auf die Idee "Ich bin der Porsche". Doch wo liegt der wikliche Unteschied. Die erste Wahrnehmung ist: Ich, mein Daumen, Aua. Die andere Wahrnehmung wäre: Dort drüben, Porsche, rot. In beiden Fällen handelt es sich nur um Wahrnehmungen und nichts deutet wirklich darauf hin, dass es sich dabei um etwas anderes handelt, als Gedanken die auftauchen, jedoch Niemanden gehören.
Soweit erstma die Theorie. Am Samstag ist etwas passiert. Das Ich schien irgendwie seine Bedeutung verloren zu haben.
Das kann man kaum beschreiben. Es ist keine richtige Erfahrung. Es ist ein Gefühl der Freiheit. Aber da verschwindet gleichzeitig der, der frei ist. Darum kann man es auch nicht wirklich Erfahrung nennen. Da ist eine Erkenntnis da, dass es keinen gibt, der das erfährt. Das war schon sehr speziell.
Man fühlt sich als Niemand und gleichzeitig gibt es keinen der das fühlt. Es ist eine Art draufschau auf die Person und die Welt. Aber das ist irgendwie unpersönlich.
Auch der Trennungsgedanke hatte seine Wirklichkeit verloren. Da war auf einmal klar, was die Erleuchtungs-Gurus die ganze Zeit meinen. Leider kann man es nicht wirklich treffend beschreiben. Es ist unspektakulär und sensationell zugleich. Und nein, man hört kein Glockengleäut oder Engelsgesang.
Das hat aber auch nichts mit dem Verstehen zu tun. Das Verstehen ( soweit man davon überhaupt sprechen kann ) ist nur ein Teil der zur Geschichte gehört. Es kann ebenso gut ganz anders verlaufen. Es sind einfach nur Geschichten die passieren. Und sie passieren nicht dir oder mir. Das Du oder das Ich ist nur ein Teil der Geschichte.
Man sieht Gegenstände oder Pflanzen und den Körper. Alles wie vorher. Aber es macht keinen Unterschied aus. Das eine ist nicht vom anderen getrennt weil nichts davon persönlich ist. Das Gefühl der Person ist dabei einfach nur ein Sinneseindruck wie z.B. die Sichtung eines Baumes. Besonder schwierig zu beschreiben ist: Wer oder was ist es, der all das wahrnimmt? Tja, darauf gibt es keine richtige Antwort. So blöd es klingt, aber wenn ich sage, es ist Niemand der das wahrnimmt, trifft es die Sache noch am Besten.