In der Sterbebegleitung ist das eine völlig andere Situation. Da ist das Gemeinsame wichtig, ob nun lachen, erzählen, weinen, was auch immer. Zumindest sind meine Erfahrungen so.
Ich will nicht ausschliessen, dass das möglich ist. Meine Erfahrungen gehen in eine andere Richtung. Menschen in schweren Situationen (und dazu zähle ich auch kranke Menschen), die Hoffnung auf Besserung/Heilung haben, klammern sich an jeden Strohhalm. Mitgefühl fliesst auch ohne Tränen, da wären Tränen meiner Meinung nach eher MitLEID. Mit Mitgefühl bin ich gleichzeitig stark genug, um dem anderen eben diesen Strohhalm zu reichen, an den er sich klammern kann (bzw. auch seine Selbstheilungskräfte wieder aktiviert bzw. gestärkt werden). MitLEID schwächt mich selbst, dann sitzen wir beide da und heulen...
Womit ich nicht gesagt haben möchte, dass der Kranke (oder in welcher Situation auch immer sich befindende) nicht weinen soll/darf. Auch ich weine - hinterher, um solche Erlebnisse, die auch mir nahegehen, leichter loslassen zu können. Aber ich würde mich niemals zu einem Menschen in einer Krise hinsetzen und meinen Tränen freien Lauf lassen. Ganz ehrlich... wäre ich da derjenige, der Hilfe braucht, würde ich mich ziemlich veräppelt vorkommen. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden bzw. auch aus der Erfahrung heraus durch meine Arbeit.
Lichtpriester