Fällt dir dabei nichts auf? Du argumentierst mit den Prinzipien diese (Schein-)Schöpfung. Mit Leben und Sterben, Fressen und Gefressen werden als Kreislauf. Warum das nicht göttlich sein kann, nicht sein dürfte, erwähnte ich zuvor schon.
Also mal zur Seele und zum Leid.
Die Seele erlebt, erleidet die Verletzungen, Wunden, Traumata. Warum sollte sich die Seele das antun? Nur, um die Erfahrung zu machen? Sich freiwillig verletzen, traumatisieren, schocken lassen? Um das dann mühsam, mitunter durch viele ander Leben hindurch wieder zu heilen?
Damit nicht genug, in jedem Leben kommen ja noch ständig weitere, neue Wunden, Traumata, Verletzungen dazu. Es wird also immer mehr Leid.
Und genau dadurch zieht auch das Argument der Entwicklung nicht. Denn Leid fördert keine Entwicklung, ist neuen Erfahrungen nicht dienlich, sodnern blockiert sie. Weiß jeder, der einmal in einem Trauma gefangen war.
Was also jetzt? Leid, damit aus Leid noch mehr Leid wird, oder Entwicklung der Seele? Dann dürfte aber das Leid nicht in dem Ausmaß genau diese Entwicklung, Entfaltung hemmen.
Ist die Seele ein Masochist? Ist Gott ein Masochist? Unwahrscheinlich. Beides.
Die Seele will singen, sich, Gott. Ist nur manchmal nicht so leicht, hier, wo wir sind. Manchmal gelingt es einem doch.
Wie Franz von Assisi zum Beispiel. Trotzdem. Sogar hier. Das sind die ganz Großen, die den kleinen Funken, gegen alle Widerstände sogar hier zum Freudenfeuer werden lassen. das ist, so will, möchte die Seele sein. Unsere eigene auch. Eigentlich.
Wie verträgt sich das mit dem Schmerz, dem Leid, dem angeblich gott- und seelengewollten?
Der andere Aspekt, das Leid als solches betrifft den Menschen selbst. Leid ist, kann, darf nicht akzeptabel sein. Wer Leid als gegeben ansieht, es akzeptiert, hinnimmt, wird zunehmend unmenschlich, noch unmenschlicher. Verliert sein eigenes Mensch sein. Wird kalt.
Ist, wäre aus menschlich ethischer, moralischer, humanistischer Sicht nicht vertretbar.
Sogar, wenn in diesem Fall Leid gottgewollt wäre, so müsste der Mensch, weil er Mensch ist, gegen diese göttliche Ungerechtigkeit, sogar notfalls gegen Gott selbst, rebellieren. Sich dagegen wehren. Der Gott, der das zulässt, zuließe, kann im Umkehrschluss nicht Gott selbst sein. Nicht aus menschlicher Sicht, nicht ein Gott, der den Menschen wohlgesonnen ist.
Womit wir wieder beim Problem wären, welcher Gott denn nun Gott ist, welcher nicht.
Scheint gar nicht so einfach zu sein, das zu entwirren.