lazpel
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Hallo,
"The Zero" schreibt im Artikel "Das pseudowissenschaftliche Familienhoroskop des Rainer Adamaszek (Ed: Ein Hellinger-Schüler)":
Gruß,
lazpel
"The Zero" schreibt im Artikel "Das pseudowissenschaftliche Familienhoroskop des Rainer Adamaszek (Ed: Ein Hellinger-Schüler)":
The Zero in "Das pseudowissenschaftliche Familienhoroskop.." schrieb:Das Buch "Familienbiographik" von Rainer Adamaszek (erschienen 2001 im Carl-Auer-Systeme Verlag) gehört in die Reihe jener Bücher, in denen eine menschenverachtende Heilslehre verkündet wird - so, wie es bei den Psychobüchern von Bert Hellinger zu finden ist.
Auch in diesem Buch trägt der Mensch keinerlei Verantwortung für sein Denken und Handeln, auch hier geht es um eine deterministische Stellvertreterfunktion von Familienangehörigen ihren Eltern und Großeltern gegenüber. Wie Hellinger weiß auch Adamaszek schon vorher ganz genau, wie die Lösung für den Patienten auszusehen hat - unabhängig davon, welche Probleme, Symptome und Konflikte den Patienten tatsächlich belasten.
Und auch in "Familienbiographik" geht es um das Wiederherstellen von patriarchalen Familienstrukturen. In "Familienbiographik" stellt Adamaszek apodiktisch seine Glaubenslehre als eine absolute Gesetzmäßigkeit vor, ohne dies jedoch belegen zu können.
Kinder, so behauptet Adamaszek, verkörpern immer - im Dienst ihrer Eltern - die jeweiligen Großeltern und leben deren ungelebtes Leben. Und wenn den Eltern etwas Schmerzliches zugestoßen ist oder wenn etwas gefehlt hat (und es fehlt fast immer etwas, weil Menschen nun einmal sterben), opfern sich die Kinder unbewusst für ihre Eltern, um ihnen durch sich selbst einen Ersatz für ihre schmerzlichen Verluste zu bieten.
Für Adamaszek ist es dabei völlig unwesentlich, ob das "Fehlen" nun einen Verlust, einen Todesfall bedeutet oder aber beispielsweise frühkindlich erlittener sexueller Missbrauch bei der Mutter war. Das Kind übernimmt dann das "Fehlende" als eigene Schuldigkeit, und opfert sich.
Diese Opfer sind jedoch immer vergeblich - Adamaszek nennt sie die "Ausgleichsbewegung" - reale oder symbolhafte Umkehrung des damaligen Geschehens und immer ein Zeichen für die "ungetrauerte Trauer" der Eltern und Großeltern bei Verlusten. Alle Konflikte dieser Welt entstehen also durch Stellvertreterfunktion und falsche Ausgleichsbewegungen, und derart determiniert entwickeln Menschen physische und psychische Störungen, die von Adamaszek ebenfalls als falsche Ausgleichsbewegungen interpretiert werden.
Bei Adamaszeks Glaubenslehre geht es in allererster Linie um Daten und Altersrelationen - wer wann geheiratet hat, wann geboren, abgetrieben, geschieden und gestorben wurde oder wer wann einen Beinbruch erlitten hat. Leider vergisst der Autor zu erwähnen, dass wir in unseren biografischen Daten mit Eltern und Großeltern immer und in jedem Fall ähnliche Daten wiederholt sehen können - aber nicht aus einer deterministisch schicksalsträchtigen Stellvertreterfunktion heraus, die Adamaszek ohne jeglichen Beweis zu einem "Gesetz" erhebt.
Ähnliche Daten in Familien kommen deshalb zustande, weil die Kindheit nun mal bestimmte Jahre umfasst - danach beginnt immer die Pubertät - in der Regel heiraten Menschen in der Zeit zwischen dem 20. und 30. Geburtstag - in diesen Zeitraum fallen dann auch die Schwangerschaften und Geburten - irgendwann werden Menschen krank - und irgenwann stirbt jeder Mensch, so einfach ist das. Und wenn meine Großmutter mit 23 Jahren heiratete und auch ich möglicherweise mit 23 Jahren heiratete, dann ist diese Tatsache ganz gewiss keinen "Heureka"-Schrei wert, sondern: Wenn ich in die zwanziger Jahre komme, dann befinde ich mich schlicht und ergreifend in einem heiratsfähigen Alter und vom Biologischen her ist es sinnvoll, in diesem Zeitraum auch Kinder zu bekommen.
Adamaszek macht aber nun aus einem vollkommen normalen Ablauf im menschlichen Leben etwas "phänomenologisch" Gesetzmäßiges, das nur er als Eingeweihter verstehen und durchschauen kann. Wie in den oft passenden Horoskopen von Zeitungen scheinen die Daten der Großeltern und Eltern immer irgendwie zu den Kindern zu passen und wenn es nicht passt, dann schiebt Adamaszek die Stellvertreterfunktion so lange zwischen den jeweiligen Stellvertretern hin und her oder (er-)findet neue Stellvertreter, bis es wieder zu stimmen scheint. Und wenn z. B. das Todesdatum eines Vaters nach einer schweren Erkrankung keinerlei Aufhellung in der Familienkonstellation bringt, dann muss man halt nachschauen, wann die Krankheit begann oder wann man von der Krankheit erfuhr oder wann man die Benachrichtigung vom Tod des Vaters erhielt.
"Manchmal," so schreibt Adamaszek zu seiner pseudowissenschaftlichen Horoskoparbeit, "ist eben der Zeitpunkt der vorehelichen Zeugung eines Kindes in der Vergangenheit eines Paares wichtiger als die nachfolgende Hochzeit des Paares oder gar die Geburt des Kindes selbst."
Und manchmal ist nach Adamaszek eben die "schwere Aufgabe der Stellvertretung für den Patienten schicksalhaft um ein Jahr vorverlegt" (in all den Fällen, bei denen die Daten nicht stimmen).
Kinder erfüllen nicht nur diverse Stellvertreterfunktionen für ihre Vorfahren, sondern auch ihr Körper wird stellvertretend aufgeteilt: Die rechte Körperseite steht nach Adamaszek für den Vater, die linke Körperseite steht für die Mutter - alle Organe im Körper eines Kindes funktionieren also stellvertretend. Am Sitz der erkrankten Organe kann Adamaszek dann sofort erkennen, ob hier ein unbewältigter Konflikt mit der Mutter oder mit dem Vater vorliegt.
Bei einem 29jährigen Patienten, der sich beim Fußball das rechte Bein gebrochen hatte, deutet Adamaszek hellseherisch, dass dessen "Standfestigkeit durch einen schweren Einbruch in der väterlichen Linie seiner Familie Schaden gelitten habe".
Adamaszek fragt dann nach den Lebensdaten des Großvaters väterlicherseits und erfährt zu seiner allergrößten Befriedigung, dass der Großvater mit 29 Jahren im Zweiten Weltkrieg fiel - sein Enkel zum Zeitpunkt des Beinbruchs also genau in dem Alter des Großvaters war, als dieser im Krieg fiel. Für Adamaszek ist dies sofort ein Beweis dafür, dass die Menschen - im Dienst ihrer Eltern - das ungelebte Leben ihrer Großeltern leben und von ihren Vorfahren wie willenlose Objekte gelenkt und bestimmt werden bzw. sich als Kinder unbewusst opfern. Adamaszek setzt nun den Beinbruch des Enkels zum Tod des Großvaters in Beziehung und gibt eine geradezu atemberaubende Erklärung ab:
"Der Bruch erfolgte beim Fußballspiel und zwar dadurch, dass ein gegnerischer Spieler unfair nachtrat. Im damaligen Geschehen fand also ein stellvertretender und symbolischer Ausgleich insofern statt, als einerseits der Stellvertreter des Großvaters trotz des "Fallens" am Leben geblieben ist und erfolgreiche ärztliche Hilfe erhielt, andererseits der Gegner vom Platz gestellt und einige Monate lang für jedes weitere Spiel gesperrt wurde. Das ist ein - nicht nur in Friedenszeiten - annehmbarer Ersatz für die Todesstrafe, die die Familie des Patienten dem Kriegsgegner des Großvaters als Strafe vermutlich hätte abverlangen mögen."
Es fragt sich nun: Hätte der Beinbruch gar verhindert werden können, wenn der Patient nur rechtzeitig genug - vor seinem Beinbruch - bei Adamaszek eine Therapie begonnen hätte? Da die biographischen Daten auch in diesem Fallbeispiel nicht so schlüssig sind, wie Adamaszek sie gern hätte, erklärt er dazu:
"Grundsätzlich vertrete ich aber die Auffassung, dass bei der Erfassung sämtlicher wirksamen Zusammenhänge Vollständigkeit praktisch nicht zu erlangen ist, sondern - eine therapeutisch unbedingt zu respektierende - Utopie bleibt." Also - wenn es mit der Stellvertreterfunktion und den erhobenen Daten der Vorfahren mal wieder nicht stimmt, dann muss der Patient einfach dem Therapeuten und dessen umwerfenden Spekulationen glauben und vor allem unbedingt respektieren, dass es nicht immer stimmt.
Adamaszek arbeitet bei seinen Familienaufstellungen mit Hypnoseverfahren und Tranceinduktionen, über deren Beschaffenheit der Leser jedoch leider nicht informiert wird. Der Patient stellt seine Familie auf, und zu Beginn darf er sogar noch selbst festlegen, wie seine Familie aussieht. Er plaziert seine Familienangehörigen imaginär auf leere Stühle, die im Praxisraum dann zueinander in Beziehung gesetzt und immer wieder verschoben oder ergänzt werden. Der Patient setzt sich nacheinander auf die Stühle der symbolisch Anwesenden und beschreibt dabei, ob es ihm auf diesem Platz gut geht oder nicht. Nun beginnen Adamaszeks Eingriffe, denn er ist - wie Hellinger - der "Wissende". Die Stühle werden von ihm weiter verschoben, durch bis dato vergessene Familienangehörige ergänzt, deren Plätze durch den Patienten "gefühlt" und beschrieben, bis Adamaszek mit der aufgestellten Hierarchie zufrieden ist. Der Patient setzt sich auch auf diese Stühle und produziert dabei genau das, was Adamaszek sehen und hören will. Im übrigen weist Adamaszek bereits zu Beginn einer jeden Familienaufstellung den Patienten darauf hin, wie die Lösung aussehen muss:
Allen symbolisch anwesenden Familienangehörigen inclusive Urgroßeltern, Hund und Katze muss es zum Ende "gut" gehen, und nur dadurch werden physische und psychische Probleme der Patienten gelöst. Was unter "gut" zu verstehen ist und wie hier das "Würdigen" der Großväter und Väter zu geschehen hat, erzählt uns Adamaszek leider nicht.
Auch Haustiere werden bei Adamaszek gelegentlich aufgestellt, wenn sie Stellvertreterfunktionen für Familienangehörige übernommen haben - in einer der Fallgeschichten übernimmt der Hund, ein Rüde, im Dienste seines Herrchens die Stellvertreterfunktion für den toten Großvater. In einem weiteren Fallbeispiel steht die Katze für den "Fehltritt" einer Großmutter, die durch die Katze dann natürlich auch noch zu einer "bösen Hexe" wird, denn manweiß ja schließlich, was es bedeutet, wenn eine Katze neben einer alten Frau sitzt.
Bei allen familiären Konflikten geht Adamaszek in der Täterfrage und Verantwortlichkeit der Eltern wie Hellinger vor. Und wenn ein Vater seine kleine Tochter sexuell missbraucht, dann steht nicht nur der Vater als Täter im Fokus, sondern Adamaszek sucht flugs bei der Mutter und natürlich bei der Tochter nach den Ursachen für die sexuelle Gewalt. Und er findet sie - die Mutter ist entweder ernstlich krank oder aber sie entzieht sich gerade sexuell dem Mann - selbstverständlich alles im Namen des adamaszekschen Stellvertretertums. Das 4jährige Kind empfindet in diesem Fall die "Tortur des Inzest" als ein ihm auferlegtes Opfer, dem es sich unterwerfen muss, "um die Eltern vor der drohenden Verzweiflung an deren Unfähigkeit zur Ehe zu bewahren".
Adamaszek geht dann noch einen Schritt weiter: Das Kind hat sich unbewusst und stellvertretend für den sexuellen Missbrauch angeboten, weil die Mutter sonst eventuell an einer Psychose erkrankt wäre - denn Frauen können laut Adamaszek an einer Psychose erkranken, wenn sie das Alter erreichen, in dem ihr Vater starb.
Als Motiv für den vergewaltigenden Vater zaubert Adamaszek zum Schluss noch eine - natürlich stellvertretende - übermäßige Todesangst aus seinem Hut, die "auf den Schmerz des durch Tod erzwungenen Endes einer Ehe der Vorfahren" hindeutet: Der Vater vergewaltigt sein Kind, weil er gerade an eben dieser "mörderischen Todesangst" leidet, was von ihm selbst jedoch "nicht oder nur schwach gefühlt" wird. Das Kind nimmt diese Todesangst stellvertretend auf sich und ist deshalb unbewusst emotional bereit, sich vom Vater vergewaltigen zu lassen. Adamaszek nennt dies eine "als Hörigkeit zu bezeichnende Bereitschaft der Tochter."
Aber natürlich leidet nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter an dieser mörderischen Todesangst, weil nicht nur der arme Vater schuldig sein darf. Mit einem eleganten Dreh macht Adamaszek die Mutter zur Beteiligten an den Vergewaltigungen des Vaters: "In einem derartigen, symbiotisch erlittenen Ausnahmezustand ihrer Ehe sind Mann und Frau sich emotional einig, die inneren und äußeren Moralempfindungen vorübergehend außer Kraft zu setzen."
So einfach geht das!
Wie in Hellingers Büchern ist auch in dem vorliegenden Buch von Adamaszek das typische Verhalten eines Täters zu finden. Verleugnung kennzeichnet nahezu alle Täter und kennzeichnet auch Hellinger und Adamaszek - Verleugnung der Taten, Verleugnung der Schuld, Verleugnung der Machtverhältnisse und Verleugnung der Auswirkungen dieser Gewalt. Es ist auffällig, dass Adamaszek ständig den Begriff "Inzest" verwendet, anstatt präzise zu sagen, worum es hier tatsächlich geht - nämlich darum, dass ein erwachsener Mann ein kleines, vierjähriges Mädchen immer wieder vergewaltigt. Adamaszek nennt dies alles verharmlosend "dramatische Vorgänge" oder "sexuelles Konfliktpotential".
Wie Hellinger weiß auch er offensichtlich nicht, dass sich jeder erwachsene Mensch täglich für etwas oder gegen etwas entscheiden kann und dass er für sein Handeln die Verantwortung trägt. Ich wüsste nur zu gern, wie Adamaszek denn nun misshandelten, gefolterten und sexuell missbrauchten Menschen hilft. Werden sie heil und gesund, wenn sie sich auf den Plätzen ihrer symbolisch versammelten Großeltern, Eltern etc. überall "gut" fühlen und freundliche Gedanken für sie entwickeln? Müssen sich auch misshandelte, gefolterte und sexuell missbrauchte Patienten auf den Plätzen der Täter "gut" fühlen, liebevoll an den oder die Vergewaltiger denken und verlieren sie dadurch für immer ihre psychischen und physischen Leiden und Symptome? Leider gibt Adamaszek in seiner "Familienbiographik" keinerlei Antworten auf diese Fragen.
Hellinger stellt mittlerweile bereits Gott auf. Vielleicht wird Adamaszek bald ebenfalls Gott aufstellen? Welche Familienbiographik haben wir dann zu erwarten? Von Adamaszek gibt es dazu in einem Text an anderem Ort bereits erste Hinweise: Danach ist Maria, die Mutter von Jesus, Gottes Tochter. Gott trieb Inzest mit Maria, und Jesus ist daher nicht der Sohn Gottes, sondern sein Enkel.
Gruß,
lazpel